Kapitel 37

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Es ist früher Nachmittag und ich radle wie jeden Tag den See entlang nach Hause. Heute war ein komischer Tag. Noch immer brummt mein Kopf von dem Treffen mit Leo's Badewannenrand. Ich freue mich auf mein zu Hause und mein Sofa – muss endlich abschalten.

Ich entdecke ein Mercedes Cabrio, welches direkt auf meiner Höhe fährt. Die Frau die das Auto fährt kommt mir bekannt vor, doch ich beachte sie nicht weiter.

Gerade als ich auf meine grüne Ampel zufahre und abbiegen möchte gibt sie Gas. Ich bin gerade noch im Stande mich zu fragen, was genau ihre Absicht ist, da sie offensichtlich über rot fährt... Es kracht laut. Ich spüre die Wärme der Motorhaube unter mir und dann wird alles ganz schnell schwarz.


Mein Verstand ist völlig vernebelt. Immer mal wieder nehme ich Bruchstücke wahr. Hannah die im Krankenhaus immer wieder an mein Bett kommt und mit mir spricht. Doch ich verstehe sie nicht. Ärzte die immer wieder nach meinen Vitalfunktionen gucken, doch auch mit ihnen kann ich mich nicht unterhalten. Kann die Augen nicht aufhalten. Erneut verfalle ich in tiefen Schlaf.

Nein, nein! Lass mich in Ruhe. Ich.. ich hau dir eine rein! Kreische ich und sehe meinen Onkel vor mir. Er holt zum Schlag aus. Neiiin... ich ducke mich. Gerade rechtzeitig und entgehe seinem Schlag. »Mädchen, du sollst tun, was man dir sagt!«, brüllt er mich an.
Ich versuche wegzurennen, doch ich komme nicht vom Fleck. Renne und renne und falle in ein tiefes schwarzes Loch. Ich schreie um Hilfe, doch niemand ist da.
Ich stehe auf einmal im Krankenhausflur und höre die Ärzte, die sagen sie hätten es nicht geschafft. Wer? Wer hat es nicht geschafft? Ich schreie die Ärzte an, um mehr Informationen zu bekommen, doch niemand antwortet mir. Dann erreiche ich einen Raum. Zwei Liegen. Zugedeckt. Darunter meine Eltern. Nein, nein... Nicht schon wieder! Ich trete um mich und schreie so laut ich kann.

»Lucy? Lucy? Kannst du mich hören? Shhhht. Es ist alles gut« flüstert mir jemand ins Ohr.
Ich spüre eine Hand auf meiner Stirn und schlage die Augen auf. Hannah grinst mich an.
»Da bist du ja wieder... Es ist alles in Ordnung. Es war nur ein Traum.«

Ich sehe mich im Raum um... oh nein. Ein Krankenhaus. Ich bin im Krankenhaus. Mein Puls fängt an zu rasen, meine Atmung beschleunigt sich. Ich kriege keine Luft mehr... ich ich muss hier weg... Ich bahne mir den Weg aus dem Bett, doch Hannah hält mich fest und betätigt den Rufalarm. Binnen Sekunden sind Ärzte da, halten mich, es piekst. Alles wird ruhig. Ich schlafe wieder ein.

Erneut dringt eine Stimme in mein Ohr. Ich versuche wirklich zu verstehen von wem sie kommt und wer mit mir spricht, doch es ist so schwer. Alles ist ganz dumpf, als wäre ich in einer Blase gefangen.

»Lucy? Wach auf. Ich bin jetzt da«, höre ich die Stimme flüstern. Nach mehreren Ansätzen gelingt es mir meine Augen zu öffnen. Ich sehe ihn. Es ist mein persönlicher Rettungswagen – schon wieder. Es ist Leo, der mich beruhigt und mein Herz schlagartig langsamer schlagen lässt. Ich fühle mich sicher und geborgen. Sanft streichelt er meine Wange.

»Lucy? Du musst mir sagen was passiert ist. Damit die Polizei den Fahrer suchen kann!«

»Mhm...«, bringe ich mit trockenem Mund hervor. »Trinken, bitte.«

»Na klar. Moment.« Leo reagiert sofort und reicht mir einen Becher mit Strohhalm. So langsam führt sich meine Kehle wieder lebendiger an.

»Kein Mann«, bringe ich nach ein paar Schlücken hervor.

»Wie kein Mann? War es eine Frau? Bist du dir sicher?«

»Ja«, krächze ich.

»Erinnerst du dich an ihr Aussehen oder das Auto?«

Angestrengt versuche ich den Unfall zu rekonstruieren, aber da ist nichts. Lediglich ein schwarzes Loch.

»Nein. Ich kann...mich...nicht erinnern«, bringe ich angestrengt hervor.

»Okay, der Arzt meinte, dass das passieren kann. Ruh dich aus Baby. Ich bin immer hier. Schlafe im Sessel, wenn du magst«

Ich nicke dankend und verfalle erneut in tiefen Schlaf.

Faces - Enough for love?Where stories live. Discover now