ThalianaBlack - an einem kalten Winterabend

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Hallo :)

Wir (also ein paar Autoren von Fanfiktion.de und Wattpad) haben eine WhatsApp-Gruppe erstellt, wo wir ein Projekt gestartet haben...
Alle Namen der Teilnehmer werden in einen Topf geworfen, und in einen anderen Topf Charaktere aus dem Herrn der Ringe oder dem Hobbit. Dann wird gezogen und jeder Autor muss über einen Teilnehmer der Gruppe und einem Charakter eine Geschichte schreiben. Ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich ;)
Jedenfalls habe ich Vivien (als Teilnehmerin der Gruppe) und Bard (als Charakter aus dem Hobbit) gezogen und musste eine Geschichte über sie schreiben. Hier ist das Ergebnis...

Viel Spaß!

LG ThalianaBlack

Disclaimer: Alles gehört Tolkien, außer Vivien ;)




"Guten Abend", begrüßte Bard Marietta, die Besitzerin der Gaststätte, und bestellte grinsend einen Krug Met, während er sich auf einem Barhocker niederließ und seinen schweren Wintermantel ablegte. "Guten Abend, Bard." Die Vierzigjährige lächelte ihrem Stammkunden entgegen und gab ihm das gewünschte Getränk. "Was erzählt man sich in Seestadt?", stellte Bard die Frage, die er jeden Abend stellte, wenn er die Gaststätte nach einem schweren Arbeitstag betrat. "Nun, Gerede gibt es erstaunlich wenig." Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und spülte dreckige Teller, während sie sich mit dem jungen Mann unterhielt. "Aber das Mädchen dort sieht ziemlich aufgelöst aus. Ich habe kein Wort aus ihr herausbekommen. Das arme Ding, ist ganz verwirrt. Habe ihr erst einmal einen Krug Met gebracht." Neugierig folgte Bard dem Blick seiner langjährigen Gesprächspartnerin und entdeckte ein blondes Mädchen, höchstens zwanzig Sommer alt, an einem Tisch in der hintersten Ecke des Raumes sitzen. In Gedanken versunken schwenkte sie den großen Krug in ihren Händen umher und schien nichts von ihrer Umgebung wahrzunehmen. "Vielleicht könntest du mal mit ihr reden. Du hast einen Draht zu den Frauen, Bard." Zweifelnd sah der Dunkelhaarige zu Marietta, doch als diese ihm ermutigend zunickte, nahm er seinen Krug und seinen Mantel und ging mit langsamen Schritten auf die Blonde zu. "Entschuldigung", räusperte er sich, als er am Tisch angekommen war. Erschrocken, dass sie jemand ansprach, sah die Blonde auf und richtete ihre graublauen Augen auf Bard, der einen Moment von eben jenen gefesselt war, bevor er sich seiner Manieren besann und sich mit einer leichten Verbeugung vorstellte. "Man nennt mich Bard. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Er traute sich nicht, ihre Hand vom Krug zu lösen, um einen Handkuss darauf zu drücken, wie es sich eigentlich gehörte. Normalerweise war er nicht so ... schüchtern, doch irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn zurückweichen. Sie sah traurig aus, und das Lächeln, welches sie Bard schenkte, schien aufgesetzt. "Ich bin Vivien", murmelte sie und wären sie nicht die einzigen in der Schänke gewesen, hätte Bard vermutlich Schwierigkeiten gehabt, sie zu verstehen. "Darf ich mich dazu setzen?", wagte er einen weiteren Schritt, der ihn einiges an Überwindung kostete. Verdammt, reiß' dich zusammen, wies er sich selbst zurecht und schenkte ihr ein Lächeln, als sie nickte. "Nun, was treibt eine so hübsche Dame so spät in eine unsittliche Gegend wie diese?", versuchte er, die Konversation aufrecht zu erhalten, nachdem er sich gesetzt und seinen Mantel neben sich auf einen freien Stuhl gelegt hatte. Ganz stimmte seine Frage zwar nicht - sie war zweifellos eine schöne, junge Frau, mit einem edlen Gesicht und gut proportionierten Rundungen, doch die Sonne war gerade erst untergegangen und außerdem konnte man Mariettas Schänke nicht als unsittlich bezeichnen. Natürlich passte sich die Vierzigjährige der derzeitigen Mode an und presste ihre Brüste unverschämt hoch, sodass man automatisch den Blick darauf richtete, wenn man mit ihr sprach, doch sie duldete weder Bettler und Obdachlose, noch Betrunkene und Aufreißer in ihrer Schänke. Bard kam nicht umhin zu bemerken, dass sich die Blonde dieser Mode allerdings widersetzte und ein einfaches, schwarzes Oberteil und eine schwarze, enge Hose trug. Ihm schienen diese Klamotten seltsamerweise noch aufdringlicher als Mariettas Kleid, da die Hose wirklich sehr eng war, mal ganz davon abgesehen, dass es sich nicht gehörte, als Frau Hosen anzuziehen. "Ich bin hier aufgewacht", zuckte die Blonde mit den Schultern und sah wieder in ihren Krug, der noch immer voll war. Scheinbar überlegte sie, ob das Getränk wirklich genießbar war. Wie um ihr zu beweisen, dass der Met wirklich gut schmeckte, nahm Bard einen großen Schluck aus seinem Krug. "Ich weiß nicht, was vorher passiert ist. Oder woher ich komme. Ich weiß nur noch meinen Namen." Mitleid durchstömte den Dunkelhaarigen und er verspürte das starke Bedürfnis, die junge Frau in den Arm zu nehmen, obwohl es sich wirklich nicht gehörte. "Das tut mir leid." Bei der aufkommenden Stille rutschte Bard unwohl auf seinem Stuhl herum. Tatsächlich war es das erste Gespräch mit einer Frau, bei dem er nicht wusste, was er sagen sollte. 'Gott sei Dank weint sie nicht', dachte er bei sich. "Dann... habt Ihr keinen Platz zum Schlafen heute Nacht", fiel ihm auf, wobei ihm erst hinterher auffiel, wie das für sie klingen musste. "Ist das eine Einladung?" Skeptisch betrachtete sie ihn, als wäre er ein Insekt, bei dem sie noch überlegte, ob sie es töten oder einfach aus dem Fenster werfen sollte. "Nein, auf gar keinen Fall, ich habe das nicht so gemeint, ich-" Er unterbrach sich selber in seinen Erklärungsversuchen, als Vivien tief durchatmete und einen Schluck aus dem Krug nahm. Gespannt betrachtete er ihre Reaktion und zog die Augenbrauen zusammen, als sie das Gesicht verzog und das Getränk von sich wegschob. "Ich könnte für Euer Zimmer bezahlen." Vermutlich waren beide gleich überrascht, als dieser Satz aus Bards Mund rutschte. Er hatte einen schlechten Sommer gehabt, und jetzt im Winter verdiente er als Fischer eher wenig, weshalb er jedes Kupferstück sparen musste, dass er verdiente - und dennoch schien es ihm nichts auszumachen, ein paar Nächte bei Marietta an der Bar zu arbeiten, um diesem fremden Mädchen ein Bett zu sichern. Doch auf der anderen Seite hatte sie es auch bitter nötig, denn der Winter war kalt und eine Nacht draußen in nichts weiter als ihrem dünnen Oberteil würde sie nicht überleben. "Okay", murmelte sie, woraufhin er die Augenbrauen zusammenzog. "O-kay?", wiederholte er und grinste über das seltsame Wort. "Das heißt in Ordnung", erklärte Vivien und rang sich zu einem Lächeln ab, während sie sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht strich. "Wo auch immer Ihr herkommt, ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein sehr interessanter Ort ist."


~*~


Leise summend räumte Vivien gerade den Tisch ab, als sie bemerkte, dass ihr Mann gedankenverloren aus dem Fenster sah. "Worüber denkst du nach?", fragte Vivien und drückte dem Dunkelhaarigen einen Kuss auf die Lippen. "Unser erstes Treffen", erwiderte dieser und lächelte, als sich auf dem Gesicht der Blonden ein breites Grinsen ausbreitete. "Der Met war schrecklich", kicherte sie, woraufhin Bard eine empörte Miene zog und wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust verschränkte. "Mariettas Met ist der Beste in ganz Seestadt." Vivien lachte und setzte sich auf Bards Schoß. Glücklich verschränkte sie ihre Finger miteinander, wobei sie stolz ihren silbernen Ehering betrachtete, den Bard vor ihrer Hochzeit von den Elben gekauft hatte. Vermutlich hatte er alle seine Ersparnisse gekostet... "Denk doch, was du willst", lächelte sie und legte ihre Lippen erneut auf die ihres Ehemanns.


~*~


Keuchend setze ich mich auf und lege eine Hand auf die Brust, um meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Was zur Hölle", höre ich meine eigene Stimme durch das Zimmer schallen. Ich liege in einem Bett - meinem Bett, wie ich mich jetzt erinnere. Mein eigenes Bett, nicht das von Bard. Nicht in Seestadt. Nicht einmal in Mittelerde. In Deutschland. War das alles nur ein Traum?
Gedankenverloren fasse ich mir an die Lippen. Der Kuss hat sich so echt angefühlt... Trauer durchfährt mich, als ich realisiere, dass meine Ehe nur ein Traum war - auch meine Kinder mit Bard. Zwei Töchter und ein Sohn - ich erinnere mich genau an die Schmerzen bei ihrer Geburt, an das Glücksgefühl, das mich durchströmt hat, als ich Bard mit unserem Sohn auf dem Arm sah...
Seufzend schwinge ich meine Beine aus dem Bett und stehe auf. Es war alles nur ein Traum.
Ich zucke zusammen, als meine Füße auf etwas kleines, kaltes treten. Schnell gehe ich einen Schritt zurück und sehe zu Boden. "Was zur Hölle", murmel ich wieder und hebe den kleinen Gegenstand auf. Vielleicht war es doch kein Traum...
Grinsend lege ich ihn auf den Nachttisch und gehe ins Badezimmer. Es war kein Traum, jetzt bin ich mir vollkommen sicher. Denn wie sonst soll mein Ehering hierher kommen?

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