Elf

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Elf

Die Nacht. Sie war die schlimmste Zeit für Brook. Da fühlte sie sich am meisten verlassen und allein. Auch, wenn Cotten bei ihr im Bett schlief. Es war nicht dasselbe. Die schmerzen wurden schlimmer, als sie da so lag und die eigentliche Leere an ihrer Seite spürte. James sollte dort liegen. James sollte neben ihr liegen und sie festhalten. Doch das würde nie mehr passieren.

Die Therapeutin wurde angerufen und es wurden einige Sachen vereinbart. Sie wollte Brook erst einmal kennenlernen und die Hintergrund Informationen zu ihr haben. Dann stellten sie noch die Aufforderung die Therapie bei Brook im Apartment zu machen. Damit war sie für den Anfang einverstanden. Trotzdem sollte es geplant sein, dass Brook sich zur Praxis begab.

Neben Brook war Cotten im Tiefschlaf, was soviel hieß wie 'Fass mich an oder du spürst meine Faust'. Sie bemerkte es nicht, wenn Brook aufstand und sich ans Fenster stellte. Sie zog sich die Strickjacke enger um die Brust. Dann starrte sie einfach raus und versuchte auf ihr jetziges Leben klarzukommen.

Heute war angeblich im Ventris ein Salsa Abend gewesen. Rita hatte auch angerufen und sich erkundigt wo James und Brook blieben, doch Cotten erklärte ihr die kurz Version von dem Vorfall mit James und somit war die Sache gegessen. Brook wäre mit James zu diesem Salsa Abend gegangen. Da war sie sich sicher. Sie hätten getanzt. Sie hätten sich berührt und sich geliebt. Doch nun würde sie nie wieder mehr ohne ihn tanzen. Soweit würde sie es nicht kommen lassen.

Sie versuchte zu verdauen, was es zu verdauen gab. Allem voran: Dass James nicht mehr da war und sie somit alleine da stand. Sie zählte Cotten und Robin nicht dazu, weil es ihre Freunde waren. Sie waren nicht ihre Partner, nicht ihre Geliebten Partner. Sie wussten beide wahrscheinlich nicht mal, was Liebe bedeutete, da sie immer jemand neuen hatten.

Brook machte sich Gedanken darum, wie sie ihr Leben nun in die eigenen Hände nehmen sollte. Wie sie all die Sachen ohne James Hilfe schaffen sollte. Dabei kamen ihr jedoch wieder die Tränen, weil sie immer versuchte James irgendwie zu ersetzen. Das ging nicht. Sie konnte ihn nicht ersetzen. Sie würde niemals so jemanden wie James finden und sich verlieben können. Dieser Gedanke machte ihr furchtbare Angst.

Gerade weil James ihre erste richtige Liebe war, war alles so schwer. Sie hatte niemals daran gedacht ihn so zu verlieren. Sie hatten gerade mal 5 Jahre zusammen verbracht. Sie wünschte sich, ihm früher begegnet zu sein. Sie wünschte sich, dass sie beide nie die Zeit mit einem anderen Partner davor vergeudet hätten. Sie wollte ihn als ihren ersten und letzten haben. Doch sie haben sich erst kennengelernt als Brook auf die Uni kam. Sie konnten sich also davor nie kennenlernen.

Das schreckliche, wenn man eine Person verlor war, dass sich die ganzen Erinnerungen wie ein endloser Film im Hirn abspielten. Alles, was sie miteinander erlebten. Von dem Zeitpunkt, wo sie sich das erste mal auf dem Campus sahen bis zum letzten. Mittlerweile dachte Brook nicht mehr an den Unfall und die Nacht in der sie ihn verlor. Nur noch die Nachricht auf der Mailbox war unvergesslich und schrecklich. Sie verursachte Albträume und hallte immer wieder in Gedanken wieder.

Die Erinnerung an ihre Erste Begegnung tauchte auf, als sie gerade die Sterne in der tiefen Nacht beobachtete. Ihre Augen glitzerten. Damals war Brook ein Erstsemester. Sie war ein Frischling und hatte erst neu eine Freundin kennengelernt, die sich Cotten nannte. Sie war glücklich, das wollte sie nicht bestreiten. Doch als sie James begegnete wusste sie, dass sie ihr ganzes Glück noch nicht gefunden hatte. Cotten kannte James schon. Sie erwähnte, dass er schon vergeben war und somit nicht mehr zur Verfügung stand.

Doch Cotten bemerkte nicht, wie James nun auch auf Brook, der Neuen, aufmerksam wurde. Er richtete sich etwas mehr auf und musterte sie kurz, um den Blick abzuwenden. So konnte Brook ihn noch etwas ausführlicher betrachten. Und dann sah er sie doch noch einmal an. Er merkte selbst, dass er von ihr beobachtet wurde. Also grinste er und wendete sich wieder dem Gespräch vor sich zu. Brook grinste selber in sich hinein. Sie war ja auch neu. Sie dachte, dass alle Jungs auf dieser Uni so süß waren wie er.

Sie erinnerte sich noch, wie sie den Blick über den Campus schweifen ließ. Sie wollte mehr wie ihn finden. Doch schon damals merkte sie, dass er einzigartig war. Sie ließ den Blick zweimal über die Leute gleiten. Und beide male landete sie auf ihn. Er hatte einfach ihr Interesse geweckt. Cotten brachte sie in die abgegrenzte Bibliothek, um ihr Orte zu zeigen, die Brook bei der Einführung wohl übersehen hatte. Sie gingen die lange Treppe hoch und blieben erst stehen als James angerannt kam.

Er hatte dreimal nach ihnen gerufen und war außer Atem vor beiden stehen geblieben, eher gesagt vor Brook. Sie war aufgeregt in diesem Moment. Aufgeregter als vor ihrer ersten Vorlesung. Ihr Herz schlug schnell und ihre Hände schwitzten. Er sah sie lächelnd an und sagte erst nichts. Dann aber, begann er mit der Macho Tour. Er sagte ihr, wie er sie vorhin bemerkte, als sie ihn aus checkte und war überzeugt, dass sie auf ihn stand. Dann wollte er noch ihren Namen wissen.

Doch Cotten kam ihr zuvor und scheuchte ihn weg, da er schließlich in einer Beziehung war und sich nicht an andere Mädchen ran machen dürfte. Er jedoch, beachtete die Platin Blondine nicht und sah immer noch selbstsicher und grinsend zu Brook, die langsam aber sicher rosige Wangen bekam. Doch Cotten blieb hartnäckig und schubste ihn fort. Er lachte und ging die vielen Treppen wieder runter. Sie führten ihren Weg fort und kamen oben vor der Eingangstür an. Als Brook sich umdrehte, sah James tatsächlich noch zu ihr, so dass sie mit einem Lächeln in die Bibliothek gehen konnte.

So begann ihre Liebesgeschichte. Bevor Brook zu tief in ihren Erinnerungen verschwamm, atmete sie tief durch. Sie schniefte kurz, doch machte sich dann wieder auf den Weg zu ihrem Bett. Es war ihr egal wie spät es war. Sie legte sich einfach hin und sah an die Decke, die von den Laternen auf den Straßen etwas beleuchtet war. Egal was sie tat. Sie konnte sich nicht durch die Farbe der Laternen ablenken, sie konnte nicht auf Cottens Schnarchen hören, sie konnte auch nicht wieder aufstehen. Es war nun so weit, dass sie alles und jeder an James erinnerte.

Lass uns unter dem Sternenhimmel tanzenWhere stories live. Discover now