Neununddreißig

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Brook kam von der Therapie Stunde nach Hause. Es hat sich in ihren Alltag integriert, dass sie jede Woche zu Mrs. Carlson in die Praxis ging und zwei Stunden mit ihr sprach. Und jedes mal wenn sie nach Hause kam, war es normalerweise schon dunkel und sie setzte sich für gewöhnlich mit ihrem Laptop auf die Couch, um ein wenig zu lernen. Eine gute Ablenkung.

Überrascht war sie, als sie nach Hause kam und Robin auf ihrer Couch sitzen sah. Es war nicht schockierend gewesen, da sie ihm absichtlich einen Schlüssel zum Apartment gegeben hat. Cotten besaß den dritten Schlüssel.
Doch heute war Robin alleine. Und er schaute auf als Brook ins Wohnzimmer kam.
„Na, wie war es?" fragte er und nickte ihr zur Begrüßung zu.

„Gut." entgegnete sie kurz und band sich die Haare zusammen. Er wusste Bescheid, dass sie bei der Therapie war. Sie schnappte sich aus der Küche zwei Flaschen Bier und setzte sich neben Robin auf die Couch.

„Hast du von Cotten schon gehört?" fragte sie ihn und reichte ihm das frisch geöffnete Bier. Dieser zog die Augenbrauen zusammen. Er wusste es also noch nicht.

Das brachte Brook zum Schmunzeln und sie zog ihr Handy raus um das Bild von Cotten zu suchen, was sie ihr gestern um 7 Uhr Abends geschickt hat. Darauf zu sehen war eine Cotten mit dunkelbraunen Haaren, frisch vom Friseur gefärbt.

Robin nahm sich ihr Handy, dass er ihm gereicht hat. Er hält es sich vor das Gesicht. Gespannt wartet sie auf seine Reaktion. Sie selbst war erstaunt gewesen. Eine dunkelhaarige Cotten hat sie noch nie gesehen. Aber es sah an ihr atemberaubend gut aus.
Dicht setzte sie sich neben Robin und blickte selbst nochmal drauf, da Robin immer noch nichts sagte.

„Steht ihr." erwiderte er schlicht. Und bevor er Brook ihr Handy wieder aushändigte erschien plötzlich oben in der Leiste eine neue Nachricht von Max.

Freitag, du und ich Essen?

Mit geweiteten Augen sah sie auf die Nachricht. Robin lachte leise in sich hinein und gab ihr das Handy zurück.
„Da steht wohl jemand auf dich." stellte er amüsiert fest.

Brook spürte wie ihre Wangen rot wurden. Wofür es keinen Grund gab. Sie war kein Teenager mehr. Das war doch nichts schlimmes, wenn Max sie ausfragte. Oder?

„Nicht lustig." sie stieß ihre Schulter gegen Robin's Schulter obwohl ihre Schultern sich bereits berührten da sie immer noch dicht neben ihm saß.
„Er ist total aufdringlich deswegen." sagte sie.

„Naja, kannst du es ihm übel nehmen? Der Junge hatte bisher nur Augen für Brünette." sagte er als wäre es logisch, dass er auf Brook stand. Robin und Max verstanden sich ziemlich gut, weil beide gleich waren. Beide reich, beide gutaussende große Kerle. Doch Brook verdrehte bloß die Augen.

„Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder auf eine Beziehung eingehen werde." sagte sie leise und pulte mit ihrem Nagel das Aufgedruckte auf der Bierflasche ab. Es wurde still.

Die Stille war sie mittlerweile gewohnt. Oft waren ihre Freunde mit ihr im Apartment, so dass sie nicht alleine war. Und deshalb war Robin auch wahrscheinlich hier. Dafür war sie dankbar. Doch keiner der beiden konnte die leere füllen, die sie im Herzen verspürte. Deshalb sagte sie, was sie im Herzen bedrückte.

„Er fehlt mir."

Neben ihr starrte Robin auf seinen Schoß. Er vermisste ihn mindestens genauso wie Brook. Nachts fühlte es sich manchmal an als bekäme sie keine Luft. Dann wurde ab und zu Cotten wach, weil sie Brook schniefen hörte. Sie nahm sie für den Rest der Nacht dann in den Arm und hielt sie. Sie liebte ihre beste Freundin dafür. Das bestreitet sie nicht. Doch es fehlte ihr die Sicherheit, Zuneigung und auch die Berührungen von einer männlichen Person.

„Ich weiß." sagte Robin irgendwann. Er blickte auf. Brook spürte seinen Atem als er tief in ihre Richtung seufzte. „Aber vielleicht ist es dann ein gute Idee wenn du dich mit Max triffst."

Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah Robin ebenfalls an. „Ich..." Wieso fühlte es sich wie fremdgehen an, wenn sie daran dachte sich mit einem anderen Mann zu treffen? Wieso konnte sie nicht loslassen? „Ich kann nicht." sagte sie leise.

Sie spürte die Tränen aufkommen. Es war ein stechendes Gefühl, welches sich in ihrer Brust breit machte. Verdammt, war es so einfach weiter zu machen im Leben? Und war sie überhaupt bereit dafür? Die Therapeutin hatte ihr damals gesagt, dass Brook Glück hatte. Glück, dass sie Freunde hatte die sie weiter brachten und dass Brook selber bereit war Veränderungen zu zu lassen. Deshalb hatte sie die alten Möbel hauptsächlich in neue umgetauscht und auch die Uni weiterhin besucht, selbst wenn sie es nun ohne James machen musste.

Robin hob die Hand und wischte Brook die Träne von der Wange. Er sah sie besorgt an und ließ dann die Hand sinken.
„Doch kannst du." sagte er und er klang als sei er sich dessen sehr sicher.

Brook war selber in Gedanken, als sie Robin ins Gesicht sah. Sie hat nicht nachgedacht als ihre Hand sich in diesem Moment auf seine Wange legte und sie ihre Lippen auf seine drückte. Es war, als hätte ihr Verstand ausgeschaltet. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte. Und verdammt, sie vermisste dieses Gefühl. Das Gefühl jemanden zu haben, den man küssen konnte. Seine Lippen schmeckten nach Bier.

Der Kuss dauerte nur einige Sekunden. Vielleicht 4 Sekunden. Und als sie realisierte, wer es war den sie gerade küsste, löste sie sich sofort wieder. Sie schlug sie eine Hand auf den Mund. „Es tut mir so leid." nuschelte sie. Oh Gott. Sie hatte Robin geküsst. Sie war so dämlich.

Er richtete sich im Sitzen etwas auf und räusperte sich. Seine Hände waren beide noch an seiner Bierflasche und er holte tief Luft. „Schon okay." sagte er. Brook sah ihn vorsichtig an. Oh Gott.

Sie drehte sich, so dass sie ihm komplett zugewandt ist. Einen Arm legte sie auf die Couch Lehne und die andere umklammerte ihre Flasche, die sich zwischen ihren Beiden befand. Sie fasste sich an die Stirn und holte tief Luft. Verdammt ihr war warm.

Robin sah sie schmunzelnd an.
„Mach dir keinen Kopf. Ist doch halb so wild Brook." sagte er um sie zu beruhigen.
Er war nicht sauer.
Brook's Herz schlug schnell, aber das war nicht wegen Robin. Es war nicht weil sie sich ihm hingezogen fühlte. Nein. Robin war nur ein Freund. Und so würde es auch bleiben. Doch der Punkt war, er war James' Freund. Er war sein bester Freund. Wie kann sie so dumm sein und ihn küssen?

„Brook." Robin sprach nochmal. Doch Brook wollte ihn nicht ansehen, weshalb die Hand von ihrer Stirn runter zu ihrem Augen gewandert war. Sie musste das Gesicht verziehen.
Sie hörte ein leises Lachen von Robin.
„Hey." sagte er.

„Ich bin so dumm." sagte Brook zu sich selber.

Robin lachte wieder. Sie hörte wie er einen Schluck aus seiner Flasche nahm und sich ebenfalls umsetzte.
Da sah Brook ihm wieder an. Ihr Gesicht war wahrscheinlich so rot wie eine Tomate. Er hatte sich ihr zugewandt. Ein Bein unter dem anderen genauso wie sie selber saß. Sein Arm legte sich auf die Couch Lehne.
„Es ist okay." sagte er und sah sie dieses mal mit ernsten Augen an.

Er verstand. Er verstand sie. Sie fühlte sich alleine. Sie wollte die Leere füllen und hat ihn deswegen geküsst. Nachgedacht wurde dabei nicht. Und dafür wollte sie sich ins Gesicht schlagen. Aber Robin sah sie wieder schmunzelnd an. Es war okay. Es war halb so wild.

Lass uns unter dem Sternenhimmel tanzenWhere stories live. Discover now