#17 Changed

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Hoseoks P.o.V.

Wo zum Teufel bin ich?

Ich schlage die Augen auf und schaue mich orientierungslos um. Meine Augen suchen in der verschwommenen Suppe aus blassen Farben nach einem Anhaltspunkt. Die Umgebung erscheint mir wie ein unscharfes Polaroid.

Irgendetwas drückt auf meine Nase. Ich hebe meine tauben Finger und taste danach. Das gummiartige Plastikteil stört mich. Ich zerre es herunter, wo es an einem Gummiband um meinen Hals hängen bleibt.

Ächzend drehe ich den Kopf auf die Seite. Auf meinem Nachttisch steht einer dieser Hartplastikbecher, wie man sie Kindern gibt, damit sie kein Glas zerbrechen.

Halten sie mich für ein Kleinkind?

Ein leichtes Brennen an meinem Handgelenk erinnert mich daran, dass es nicht darum geht. Kleinkind hin oder her, sie wollen bloß verhindern, dass ich Glas zerbreche.

Scheinbar will der Tod mich wirklich nicht haben. Jetzt hab ich ihm schon zweimal unfreiwillig ein Schnippchen geschlagen. Soll mir das jetzt irgendwas sagen oder war es einfach nur Glück? Pech? Was auch immer. Gestern wollte ich es beenden. Ich wollte wirklich. Und als die Schnepfe auch noch ihre ollen Pillen hier vergessen hat, dachte ich, es ist Schicksal. Aber dann haben sie mich wieder zurückgeholt. Wie damals. Heißt das, irgendjemandem liegt etwas daran, dass ich lebe? Wenn es einen Gott gibt, dann verstehe ich ihn nicht. Warum öffnet er denen, die die Welt freiwillig verlassen wollen, nicht einfach die Tür? Was soll ich noch hier?
Was ist meine Aufgabe?

Ein müdes Ächzen erregt meine Aufmerksamkeit, reißt mich aus meinen melancholischen Gedanken. Ich drehe den Kopf zur anderen Seite. Mein Blick fällt auf einen Farbklecks in der Ecke, der zwischen den weißen Wänden heraussticht.

Der Farblecks murrt erneut irgendetwas, und ich denke wieder an die tiefe Stimme, von der ich immer wieder träume.
Seine klingt so unglaublich ähnlich. Ob er es gewesen sein könnte? Aber nein, was sollte er nachts da draußen? Das wird irgendein Waldarbeiter, ein Jäger oder sonstwas gewesen sein. Jemand, der dort was zu suchen hat. Im Gegensatz zu ihm.

Ich mustere ihn. Er hat den Kopf an die Wand gelehnt, die langen Beine irgendwie an den Körper gezogen, was bei diesem kleinen Stuhl quasi unmöglich ist, und schläft.

Das muss tödlich für seinen Rücken sein.

Gerade habe ich den Gedanken ausgedacht, da hebt er den Kopf und stöhnt schmerzvoll auf.

“Agh, mein Rücken...“

Sag ich doch.

Er streckt die Beine aus und knackt seinen Nacken.

“Ich schlafe nie wieder auf einem Stuhl...“, murmelt er.

Diese Stimme...

Gerade jetzt wo sie nach dem Aufwachen noch so rau klingt, erinnert sie mich noch mehr an meinen Lebensretter.

“Guten Morgen, Kleiner.“, sage ich. Meine Stimme klingt ein wenig verwaschen.

Er schreckt auf und stößt sich den Kopf an der Wand.

“Autsch...Guten Morgen.“, murmelt er und fährt sich durch die verstrubbelten Haare. Er erinnert mich an einen kleinen Hund, mit seinen verschlafenen dunklen Augen und dem Strubbelkopf.

Er steht auf und streckt sich umständlich.

“Wie geht's dir?“

“Das ist auch wirklich eure Standard-Frage, oder?“

Er zuckt die Schultern. “Was wäre, wenn ich dich einfach fragen würde, weil es mich interessiert, nicht weil ich muss?“

“Was glaubst du, wie es mir geht?“, frage ich zurück

RacerWhere stories live. Discover now