#7 Awake

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Hoseoks P.o.V.

Ich bin verdammt nochmal müde.

Wenn man so will, habe ich eigentlich die letzten 6 Wochen durchgeschlafen, ja. Aber wirklich erholsam war das nicht. Eigentlich war es ja auch gar kein richtiger Schlaf.

Eigentlich war ich die ganze Zeit wach. Mein Körper hat sich ausgeruht, aber mein Kopf hat die gekämpft. Gekämpft gegen den widerspenstigen Körper, der sich einfach nicht bewegen wollte. Gekämpft um jeden klaren Gedanken, der durch die Watte gedrungen ist. Und es ist nicht schön, wenn man nicht vor seinen Gedanken fliehen kann, überhaupt nicht schön.

Jeder andere würde Joggen gehen, Schwimmen, Bungee-Jumpen, sich mit einem Buch oder Musik in die Ecke verkriechen oder sonstwas tun, um für einen Moment zu vergessen, wer er ist. Um den Kopf frei zu kriegen. Was auch immer. Ich wäre auf mein Motorrad gestiegen und irgendwo durch die Gegend gefahren. Das war meine Flucht. War. Mein Motorrad, die tödliche Maschine.

Tödlich.

Wäre da nicht er gewesen.

Ich weiß nicht ober ich ihn dafür lieben oder hassen soll, dass ich jetzt hier bin.

Ich schweife ab.

Ich konnte nicht einfach losrennen und meinen Kopf frei machen. Ich war gefesselt. Gefesselt im Dunkeln, aber völlig wach. Die schlimmste Folter, die es für mich hätte geben können. Ich habe jedes Wort, jedes Geräusch gehört, jede Bewegung um mich herum wahrgenommen, aber für alle um mich herum muss es gewesen sein als wäre ich nicht anwesend. Wie auch, ich konnte mich an keinem Gespräch beteiligen oder so. Ich konnte gar nichts.

Auf der anderen Seite ist es interessant, was Menschen über dich erzählen, wenn sie denken du hörst sie nicht. Spannend. Abgesehen davon habe ich mitbekommen, was mit mir passiert ist und warum sie mich für sechs Wochen in dieses Gefängnis gesperrt haben.

Bei meinem Unfall habe ich mir sonstwieviele Knochen gebrochen. Hab mir alles mögliche innen drin zerrissen. Ich war ein totales Wrack. Ist ein Wunder, dass ich es geschafft hab. Aber sie mussten mich stillegen, damit alles ersteinmal wieder ein bisschen in Ordnung kommen konnte. Ich hätte wer weiß was für Schmerzen gehabt. So konnte sich mein Körper - natürlich unter starken Schmerzmitteln - erstmal wieder etwas zusammenfügen, bevor sie mein volles Bewusstsein darauf loslassen. Sie haben mich wohl mehrere Stunden lang operiert, bis ich wieder einigermaßen zusammengeflickt war. Haben dauernd etwas von einem Eingriff geredet, und dass es Glück im Unglück war, und dass sie es eigentlich vermeiden wollten. Was denn?  

Ich wollte gar nicht wissen, was passiert, wenn ich aufwache.

Aus einem Albtraum in den Nächsten gestürzt.

Ich bin immer  noch benebelt mit Schmerzmitteln.

Und ich bin immer noch müde. Mein Kopf schreit nach Erholung. Ich starre müde an die weiße Decke. Meinen Körper spüre ich noch nicht richtig, ich habe kein Gefühl in den Beinen und auf meine Finger gehorchen mit noch nicht ganz, was mich wütend macht. Nicht einmal selber trinken kann ich. Wie ein kleines Kind muss ich von einer dieser Schwestern mit einem Kinderbecher Wasser eingeflößt bekommen. Als wäre ich 2. Furchtbar.

Ich würde gerne protestieren, aber es geht nicht. Wenn ich versuche zu reden, kommt nur verschwommenes Nuscheln dabei raus. Die Schwestern sagen mir ständig, ich solle mich ausruhen. Würde ich ja gerne.

Aber wie, wenn diese dummen Puten mir ständig an der Backe hängen?!

Ich schließe die Augen, sperre das Licht aus und versuche, den Kopf auszuschalten und zu schlafen.

RacerWhere stories live. Discover now