Missglückte Flucht

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Ich spürte wie jemand seinen Arm um meine Kehle legte und den Lauf einer Waffe an meinen Kopf drückte. Ich wollte schreien. Ich wollte weinen. Ich wollte rennen. Doch ich tat nichts davon, denn jede Reaktion wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen. Und ich wusste das Schwäche alles nur noch schlimmer machte.

„Spiel einfach mit Kleines", flüsterte er nah an meinem Ohr und ich roch eine Spur von Kaffee in seinem Atem.

Sein Arm schloss sich enger um meine Kehle und augenblicklich krallte ich meine Nägel in seinen Arm und hoffte dass es ihm wehtat, doch er zeigte nicht die kleinste Reaktion. Dann fing er an zu laufen und zog mich mit. Unter meinen Schuhsohlen spürte ich, wie wir über die Fliesen des Supermarktes gingen und anschließend den glühenden Asphalt betraten.

In dem Augenblick, indem wir den Asphalt betraten passierte vieles auf einmal.

Zuerst war da wieder die unerträgliche Hitze. Dann hörte ich Stimmen, die mich stark an eine Menschenmasse erinnerte. Und schließlich war da noch die Stimme aus dem Megafon. Ich wusste nicht was sie sagte, denn der Blonde drückte mir so sehr die Kehle zu, dass ich Angst bekam zu ersticken. Ich spürte wie er sich anspannte und stehen blieb. Die Sonne strahlte auf meinen Kopf und die Hitze wurde immer unerträglicher. Plötzlich stieß der Idiot mich irgendwo rein. Etwas Metallenes kratze über mein Schienenbein und ich spürte wie es anfing zu brennen. Meinen Kopf stieß ich mir und Tränen traten mir in die Augen.

Dann fühlte ich die Ledersitze unter mir.

Sie waren heiß, genauso wie der Ort an dem ich mich nun befand.

Ein Auto vermutete ich und tastete mich vor. Ich wollte diese kalten braunen Augen nicht sehen. Ich wollte diesen ekligen Typen nicht neben mir haben. Ich wollte einfach nur weg. Ich hätte es auch schaffen können auf der anderen Seite des Wagens direkt auszusteigen, doch als mir einfiel, dass mein einziger Zufluchtsort mein Zuhause war, wo auch mein Vater lebte hielt ich inne.

Einen Moment zu lange.

Starke Hände packten mich hart am Handgelenk und zogen mich zu sich.

„Denk nicht mal dran!", zischte er mir wütend ins Ohr und drückte mich in die viel zu heißen Ledersitze.

Ich spürte wie mir der Schweiß den Rücken runter lief und mein Shirt widerlich an meiner Haut klebte. Ich hörte wie jemand einen Motor startete und die Türen verriegelte. Da war sie hin, meine Fluchtmöglichkeit.

Soweit man es eben als Fluchtmöglichkeit bezeichnen konnte.

Dann legte der Blonde einen Arm um mich und presste mich enger an sich. Ich hatte das Bedürfnis den Typen zu verhauen und ihn wegzudrücken, doch ich wusste, dass er stärker war als ich, also blieb ich sitzen und horchte. Das Auto beschleunigte und ich wurde noch mehr in seine Arme gepresst.

Dann hörte ich es.

Die Sirenen und das Hupen.

Ich war froh, dass ich nichts sah, denn anderenfalls hätte ich bestimmt Angst bekommen. Der Fahrer musste Fahren können und er schien auch nicht besonders Rücksichtsvoll zu sein, geschweige denn sich an Verkehrsregeln zu halten. Zu mindestens kam es mir so vor, als ich die wütenden Aufschreie und das Hupen anderer Verkehrsteilnehmer vernahm.

Ich versuchte ruhig zu atmen und meine Gedanken auf etwas anderes als den Kerl neben mir zu fixieren, als der Wagen plötzlich eine scharfe Kurve machte und ich schmerzvoll auf den Blonden flog. Meine Schulter tat extrem weh und die anderen blauen Flecken auf meinem Körper nicht minder.

Dann wurde eine Autotür aufgerissen und eine angenehm kühle Luft strömte in den Wagen.

Ich dachte, dass die Polizei es geschafft hatte und merkte wie ich traurig wurde.

Entführt - Gerettet aus der HölleWhere stories live. Discover now