Schlechter Entführer und dumme Geisel

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Nils

Ich reichte Franziska ein Taschentuch mit dem sie sich die Tränen wegwischte. Ihre Augen waren rot aufgequollen und doch fand ich sie wunderschön. Leicht lächelnd schaute ich zu ihr und ihrer Mutter. Sie waren sich wirklich unglaublich ähnlich.

„Ach du meine Güte", sagte Jenny, als sie mit Ben an der Hand das Wohnzimmer betrat und Franzis Schniefen hörte.

In Windeseile stürmte der rothaarige Blitz zum Sofa und quetschte sich zwischen mich und Franzi. Sie nahm Franzi in den Arm und riss mir mit einem bösen Blick die Taschentuch Packung aus der Hand. Ich hatte das unglaubliche Bedürfnis sie zu erwürgen, doch leider würde Ben mir das Übel nehmen. Aus dem Augenwinkel sah ich die warnenden Blicke von Ben. Ich schnaubte einmal wütend und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Alles okay Kleine?", hörte ich die liebevolle Stimme von Jenny neben mir.

„Ja, schon gut", erwiderte Franzi mit brüchiger Stimme und ich hatte das komische Gefühl, dass sie mir einen kurzen Blick zuwarf, auch wenn ich sie nicht sehen konnte.

Ich stand auf und stellte mich vor Franzi. Sie schaute mich leicht verwirrt an, weswegen ich belustigt die Augen verdrehte. Ohne auf die Fragen um mich herum zu antworten, nahm ich sie auf den Arm und bewegte mich Richtung Terrasse.

„Nils Scholz! Lass das arme Mädchen sofort runter!"

Genervt und doch süffisant Lächelnd drehte ich mich zu Jenny, bei der ich eine wachsende Mordlust verspürte.

„Vielleicht will das Mädchen namens Franzi mitkommen?"

Sofort blickten alle das überraschte Mädchen in meinen Armen an. Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu ehe sie zu Jenny blickte.

„Ja, ich möchte mit ihm mitgehen."

Ihre Stimme war fest und sie zauberte mir mit ihrer bestimmten Antwort ein siegessicheres Lächeln auf die Lippen, was Jenny sofort bemerkte. Doch ehe sie protestieren konnte, verschwand ich mit schnellen Schritten nach draußen. Das vertraute Rauschen der Wellen drang an meine Ohren und der Geschmack von Salzwasser legte sich auf meine Zunge. Die Vertrautheit der Umgebung war schon fast gruselig, doch ich fühlte mich hier sicher und geborgen.

„Du hast echt gedacht ich wäre sauer auf dich."

Ich öffnete meine Augen und blickte zu Franzi, die mich aus meinen Armen kritisch musterte. Doch das was sie sagte war keine Frage, das war eine Feststellung.

„Du meintest, dass du nichts von ihr wissen willst."

Mit diesen Worten setzte ich mich in Bewegung und stieg die Stufen zum Stand hinunter.

„Wie hast du sie gefunden?"

„Ich hatte meine Connections."

Ich spürte, wie der Sand sich den Weg in meine Schuhe bahnte und zum Glück reichte ich nun das Wasser, sodass ich auf dem festen Sand laufen konnte. Die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages glitten über das Meer und ließen es glitzern wie Diamanten. Nicht weit von uns entfernt, erblickte ich meinen Baumstamm zwischen den Dünen.

„Du musst mich nicht tragen."

„Doch muss ich, sonst bringt Jenny mich um."

„Das rothaarige Mädchen?"

„Ja."

„Sie war ziemlich..."

„Gemein zu mir? So werde ich immer von ihr behandelt. Sie will, dass ich erwachsen werde und mir endlich eine vernünftige Freundin zulege."

Entführt - Gerettet aus der HölleWhere stories live. Discover now