Der Anfang einer Reise

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Nach einer langen Verabschiedung hatten wir uns nun auf den Weg gemacht. Mir ging der Abend von gestern einfach nicht aus dem Kopf. Natsu hatte mich umarmt. Er hatte mich wirklich umarmt. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn die ganze Zeit. Was er wohl von mir dachte? Er sah wirklich gut aus. Und er war so nett. Lächelnd ging er zwischen Leander und mir. Er hatte ihm seine Sachen abgenommen, damit er wegen seinen Wunden nichts tragen musste. Leander hatte das Angebot zwar nicht annehmen wollen. Aber Natsu hatte darauf bestanden. Ich war überrascht. Bis jetzt hatte ich noch nicht gesehen, dass Leander sich von jemanden hatte umstimmen lassen. Und so gingen wir einen ganzen Tag einfach nur weiter. Natsu und ich hatten noch kein Mal wegen gestern gesprochen, aber wir waren auch noch nicht alleine gewesen. Während wir so wanderten, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl beobachtet zu werden. Und tatsächlich merkte ich wie Leander mich immer wieder finster anstarrte. Ich wusste nicht wieso er das tat, aber ging es mir auf die Nerven. Dennoch sprach ich ihn noch nicht darauf an. Wenn er jedoch nicht bald damit aufhörte würde ich es tun, da war ich mir sicher.
Mit der Weile änderte sich die Landschaft und wir betraten einen Wald, wohl eher einen Regenwald. Plötzlich hielt Hyo an: „Wir sollten vielleicht mal eine Pause machen.“ Natsu sah in den Himmel: „Wie wäre es, wenn wir hier unser Nachtlager aufschlagen.“ Hyo nickte nur. Er stellte seinen Rucksack auf dem Boden ab: „Ok, ich würde sagen, wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Die eine bereitet hier das Lager vor und die anderen suchen Feuerholz.“ Nini blickte auf: „Ok gut, du mein Bruder und ich wir bereiten das Lager vor.“ Sie war voller Elan. Aber mir sollte es nur recht sein, so hatte ich eine Ausrede um mit Natsu mit zu gehen. Dieser sah gerade in diesem Moment zu mir. Er lächelte: „Gut, dann bilden, Emma, Saske und ich die zweite Gruppe.“ Ich lächelte zurück und nickte. Natsus Worte von gestern hallten in meinem Kopf wieder: „Vergeude deine Zeit nicht mit Sorge. Zeit ist kostbar, nutze sie.“ Ich würde sie nutzen. Wir wollten gerade losgehen, als ich sah wie Leander schon wieder finster in meine Richtung schaute. Ich beschloss ihn so gut wie eben möglich zu ignorieren und drehte mich von ihm weg. Saske war schon in den Wald vorgelaufen. Natsu hatte jedoch auf mich gewartet. Ich lief auf ihn zu und so kam es, dass wir gemeinsam durch den Wald gingen. Saske war uns immer ein paar Schritte voraus. Wir waren also fast alleine. Es war schön, wie wir einfach nur so schweigend neben einander her gingen. Nach einiger Zeit kamen wir dann an einem wunderschönen See an. Ich staunte nicht schlecht, als ich mich durch die letzten Pflanzen zu ihm hervorgekämpft hatte. In ihm spiegelte sich das Licht des aufsteigenden Mondes. Und kleine Wesen schwirrten durch die Luft. Sie erinnerten mich an Glühwürmchen. Als sich eins jedoch auf meiner Hand absetzte erkannte ich, dass ihr ganzer Körper leuchtete. Sie sahen aus wie kleine Drachen. Zumindest hatten sie einen Drachenkopf und einen Schlangenkörper mit vier kleinen Flügeln. Sie waren wunderschön. Mit einem Mal hatte ich ein Déjà-vu. Meine Hand wurde kleiner und meine Umgebung verschwamm, bis sich aus dem See mit dem Urwald ein kleiner Teich in einem Laubwald bildete. Vor mir saß auf einer Hand eins dieser kleinen Wesen. Meine Hände waren nach ihm ausgestreckt. Doch es flog davon. Ich sah ihm hinterher und drehte mich dann zu der Person um auf dessen Hand dieses merkwürdige Wesen gesessen hat. Es war ein kleiner Junge vielleicht sieben Jahre alt. Er hatte schwarze Haare und leuchtend grüne Augen. Er sah dem kleinen Wesen hinterher: „Schön oder.“ Ich spürte wie ich selbst energisch nickte. Ich sah auf. Es war Nacht und haufenweise dieser kleinen Wesen schwirrten durch die Luft. Der Junge drehte sich zu mir: „Pass auf es wird noch besser.“ Er griff nach meiner Hand und zog mich ein bisschen weiter. Als wir im Schatten der Bäume standen fingen die kleinen Wesen plötzlich an sich über dam Wasser zu sammeln. Ich hörte wieder die Stimme des Jungen: „Einmal im Monat halten die Hikaris einen Tanz. Es ist ein Spiel zwischen Männchen und Weibchen. Die Männchen versuchen durch ihren Tanz die Weibchen zu beeindrucken. Und wenn ein Weibchen dann annimmt, passiert etwas pass gut auf.“ Erwartungsvoll sah ich zu dem kleinen Teich und mit einem Mal bildeten alle Lichter eine lange Reihe, sie flogen durch die Luft. Wie eine Spirale schlängelten sie sich nach oben, teilten sich und flogen wieder aufeinander zu. Es war ein erstaunliches Bild, wie all diese kleinen Lichter durch die Luft tanzten. Und mit einem Mal sah ich im Schwarz des Waldrandes viele kleine Lichter aufleuchten. Langsam flogen sie auf den Teich zu und dann, dann löste sich eins dieser Lichter von ihnen. „Da siehst du, die beiden haben sich gefunden.“, es war der Junge, der mit seinem Finger auf die beiden Lichter zeigte. Ich sah genauer hin. Plötzlich flogen die Lichter so schnell nach oben, dass sie einen Schwanz von Licht hinter sich ließen. Dann ließen sie sich wieder fallen. Erneut stiegen sie in die Luft, diesmal kreisend und so hinterließen sie immer schimmernde Fäden. Immer mehr Paare taten sich zusammen und schließlich waren über dem ganzen Teich kleine Lichter am Tanzen. Doch das Bild verschwamm vor meinen Augen und ich stand wieder in mitten des Urwaldes vor diesem See. „Hikaris“, flüsterte ich erstaunt. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich zuckte zusammen und drehte mich überrascht um. Es war Leander. Ich atmete erleichtert aus. Doch dann sah ich ihn verwundert an: „Was machst du denn hier?“ Er war doch eigentlich mit den anderen unterwegs. Erst sah er nur auf die kleinen Lichter, dann starrte er mich an: „Was ich hier mache? Alle suchen dich, du warst plötzlich weg.“ Fragend blickte ich ihn an, was meinte er damit. „Natsu und die anderen machen sich alle Sorgen.“, erklärte er. Ich sah wieder auf den See. „Und was machst du hier?“, fragte Leander mich. Ich blickte weiter nur auf die kleinen Wesen. „Ich …“ Doch ich kam nicht weit. Denn plötzlich sah ich wie die kleinen Wesen sich in der Mitte des Sees sammelten. Ich brach meine Worte ab. „Der Tanz.“, flüsterte ich leise für mich. Ich sah zu Leander hoch. Doch er stand nur da und sah auf den See. Ich war überrascht. Er lächelte. Es wirkte natürlich. Seine Augen waren nicht kalt, sondern strahlten etwas Vertrautes aus. Er stand einfach nur ruhig da. Seine schwarzen Haare schimmerten leicht im Licht der ganzen Wesen. Er schien völlig abwesend zu sein. Seine Aufmerksamkeit galt nur den Hikaris. Als er sich plötzlich zu mir drehte schaute ich schnell weg. Verlegen starrte ich auf den See doch der Tanz war schon vorbei. Ich stockte, wie viel Zeit war vergangen? Hatte ich ihn etwa die ganze Zeit nur angeschaut? Ich sah wieder auf. Er hatte die Hände in die Hosentasche gesteckt und schien in der rechten etwas fest umschlossen zu halten, was es wohl war. Ich sah wieder zu ihm ins Gesicht. Er hatte wieder seine kühle Miene aufgesetzt. Sein Lächeln war verschwunden und seine Augen wirkten wieder Triest und Grau. Er drehte sich weg und ging los: „Komm, wir müssen zu den anderen zurück.“, seine Stimme klang gelangweilt, wie immer, doch tief darin meinte ich noch etwas zu hören etwas, was mir bekannt vorkam und was mich daran erinnerte wie er dort eben gestanden hatte. Es war also keine Einbildung. Er hatte wirklich gelächelt. Steif ging er vor mir her und drehte sich nicht ein einziges Mal zu mir um. Ich jedoch schlenderte langsam hinter ihm her und schaffte es nicht meinen Blick von ihm zu wenden, wieso konnte er nicht offener sein? Ich war mir mit der Zeit sicher, dass dieses gelangweilte Gesicht, das er immer machte nur eine Maske war. Wieso konnte er nicht so sein wie Natsu? Von weitem sah ich das Licht eines Feuers. Leander trat als erstes aus dem Dickicht des Waldes an unsere Lagerstelle. Sofort waren alle Blicke auf mich gerichtet. Nini stürmte auf mich zu. Und auch Natsu stand auf, blieb jedoch stehen. Nini umarmte mich kräftig: „Emma, wo warst du? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“ Ich war zu überrumpelt um zu antworten. Doch Leander sprang für mich ein: „Sie war an einem See.“ Ich blickte in den Himmel. Mir war es gar nicht so lange vorgekommen, doch es war bereits stockdunkel, der Mond stand weit oben am Himmel und die Sterne leuchteten hell. Benommen setzte ich mich auf eine Decke, die für mich bereit gelegt worden war. Jeder saß auf einer. Meine Lag zwischen Leanders und Natsus. Still setzte ich mich hin. Doch scheinbar hatte ich mich auf etwas drauf gesetzt. Irritiert schaute ich herunter. Auf meiner Decke lag etwas. Es war silbern und hatte die Form einer Rosenblüte, doch es war keine Rose, es war Metall. Irritiert hob ich sie hoch. Interessiert betrachtete ich sie. Sie war wunderschön. Lächelnd drehte ich sie in meiner Hand und entdeckte auf der Rückseite eine Schrift: „Eine Rose, so wie dein Schwert.“ Ich stockte und sah mir die Rose wieder genauer an. Dann entdeckte ich kleine Tropfenartige Formen auf den Blütenblättern. „Das soll doch nicht etwa Blut da stellen oder?“ Ich drehte sie wieder um und sah auf den Schriftzug, da veränderte dieser sich. Ich stockte, als die Buchstaben verschwammen und neue auftauchten: „Ohne das Blut ist eine Rose viel lieblicher. Ich finde sie passt zu dir.“ Erneut bildete sich eine neue Schrift: „Sie ist die einzige Blume, die deiner auch nur im Ansatz würdig ist.“ Ich errötete leicht und blickte auf. Fragend schaute ich mich um. Von wem sie wohl kam? Ich grinste, niemals von Leander, so schmeichlerisch würde er niemals schreiben. Aufmerksam beobachtete ich die Runde. Alle unterhielten sich doch schließlich, blieb mein Blick an Natsu hängen. Er sah mich an und lächelte, dann zog er plötzlich sein Schwert aus seinem Arm heraus. Ich stockte. Also beherrschte auch Natsu diese Magie. Ich blickte wieder auf die Rose. Metall, Moment mal. Ich schloss die Augen, Natsus Schwert hieß Metallflügel, tatsächlich. Ich öffnete die Augen wieder und starrte ihn an, dann war das hier sein Werk? Ich lehnte mich zurück und drehte die Rose immer wieder in meiner Hand. Ich wollte das auch können. Interessiert hielt ich die Rose in die Höhe und schaute sie an. Hyo konnte in die Köpfe anderer Leute, Natsu konnte Metall formen, Leander rief Blitze hervor, Nini beherrschte das Eis. Saske, was konnte er eigentlich. Ich schloss abermals die Augen und verschwand in die Seelenwelt. Ich spürte alle sechs Schwerter, der Reihe nach blendete ich die mir bekannten Schwerter aus, bis nur noch das des Jungen übrig war. Zu meiner Überraschung war die Seele seines Schwertes sehr ruhig, aber doch strahlte sie etwas aus, was eindeutig zu dem Jungen gehörte. Es war eine mutige Seele, sehr pfiffig. Ich ging weiter, zu diesem Schwert gehörte ein Neko dessen Seele aufgedreht und schnell war. Manchmal ein wenig unbedacht aber gewitzt und schlau. Ich musste lächeln, ich hätte es den Jungen gar nicht zugetraut, doch nun. Ich öffnete die Augen, wenn ich ihn so ansah. Er unterhielt sich mit Natsu und war wie immer total aufgedreht. Ich hatte mich eigentlich ziemlich schnell an ihn gewöhnt. Doch ich musste sagen, dass er sich von mir fern hielt. Er redete nur mit denen die er kannte. Ich legte den Kopf schief aber trotzdem, was war seine Magie? „Zen Fosu“, flüsterte die Stimme in meinem Kopf. Na toll, der Name half mir hier auch nicht weiter, bis jetzt waren alle Namen in meiner Sprache gewesen, aber jetzt.

Der rote MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt