In der Stadt

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„Was ist das?“, es war Morgen und ich war erstaunlich ausgeschlafen. Mein Arm tat nicht mehr weh und war sauber verbunden. Aber mein Vater hatte mir irgendein komisches Armband umgetan. Es war dick und hatte einen Verschluss, den ich unmöglich öffnen konnte. Auch Leander hatte so eins bekommen. „Das wirst du schon noch früh genug herausfinden.“, mein Vater drehte sich lachend von mir weg. Ich zuckte mit den Schultern. Ob es wohl eine Ausrüstung für die Kämpfe in der Nacht war? Ich hatte ihm zwar gesagt, ich wollte das nicht, aber wie ich ihn kannte, traf er sowieso alle Entscheidungen für mich. „Naja, ich gehe jetzt jedenfalls mit Marlin und Lauri in die Stadt, also wenn noch etwas ist sag es mir jetzt.“ Mein Vater schüttelte nur den Kopf und sah mich amüsiert an. Ich fragte mich doch, was er so witzig fand. Kurz schaute ich zu Leander, der immer noch kritisch das Armband betrachtete, war wohl nicht sein Geschmack. Ich war nur froh, dass ich jetzt endlich mal von hier wegkam und ganz besonders glücklich war ich darüber, dass ich endlich Abstand zu diesem Idioten bekam. Ich machte mich auf den Weg, doch schon nach wenigen Metern blieb ich verwundert stehen. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte das Gefühl, dass das Armband enger geworden war und wärmer. Ich ging noch einen Schritt weiter. Augenblicklich zog sich das Armband eng zusammen und wurde unangenehm warm. Hing es etwa damit zusammen, dass ich ein paar Schritte gemacht hatte, aber wieso? Ich ging zwei Meter zurück und schon normalisierte sich das Armband wieder. Irritiert sah ich auf mein Handgelenk. Auch Leander schien etwas gespürt zu haben, seltsam, dabei hatte er sich doch gar nicht vom Fleck bewegt. Das war definitiv keine Kampfausrüstung, was hatte mein Vater mir da nur umgeschnallt? „Vier Meter?“, Leanders Worte rissen mich aus den Gedanken. Was meine er damit? Doch mein Vater hatte verstanden: „Ah, du hast also erkannt, was das ist. Ja nur vier Meter. Fürs erste muss es so sein, wir können den Abstand vergrößern, wenn wir sehen, dass es besser läuft.“ Wären wir gerade in einem Manga würde über meinem Kopf jetzt ein riesiges Fragezeichen sein, aber ich verstand nun Mal absolut nicht, wovon die beiden redeten. Als Leander mich plötzlich ansah, fiel auch bei mir der Groschen: „Nein, nein, nein, das kann nicht dein ernst sein!“ Ich war verzweifelt: „Du hast uns allen Ernstes zusammengekettet?!“ Als ich den Gesichtsausdruck meines Vaters sah legte ich nur den Kopf in den Nacken: „Sag mal ist es so schwer mich mein Leben leben zu lassen?“, als mein Vater nicht antwortete drehte ich mich einfach zu Leander um. Es machte sowieso keinen Sinn mit ihm zu diskutieren. „Gut, dann eben nicht. Aber ich gehe jetzt in die Stadt, denn ich brauche wenigstens ein wenig Freiheit, auch wenn die gerade sehr eingeschränkt wurde, aber ich will wenigstens den letzten Rest noch retten. Und wenn das heißt, dass du mit musst, dann ist das halt so.“ Ich ging direkt zu Leander griff nach seinem Handgelenk und zog ihn hinter mir aus dem Raum.

Kaum waren wir aus dem Raum wollte ich erst mal eins klar stellen: „Bevor wir losgehen, du bleibst auf Abstand, aber nur drei Meter, sonst wird dieses dämliche Ding schon enger und darauf habe ich keine Lust. Du bleibst ruhig und nervst nicht!“ Leander hob die Augenbrauen. „Was?“, fragte ich genervt. „Nichts.“, Leanders Gesichtsausdruck zeigte mir etwas anderes als das was er sagte. „Ist ja auch egal, halte dich einfach daran!“, ich wollte schon wieder losgehen, als Leander sich plötzlich vor mir verbeugte und sagte: „Wie Ihr wünscht Prinzessin.“ Ich wäre beinahe in die Luft gegangen, aber ich hatte mir fest vorgenommen seine Anspielungen zu ignorieren. Ich atmete noch einmal tief durch, dann ging ich einfach los.

Es fühlte sich seltsam an. Es war als hätte ich einen Stalker. Ich blieb stehen. Leander blieb drei Meter entfernt stehen, als ich wieder losging, ging er auch wieder los, ging ich schneller ging er auch schneller. Nach gut zwei Minuten beschloss ich daher: „Lauf lieber neben mir, was sollen denn die Leute denken.“ Leander verbeugte sich wieder leicht: „Wie Ihr wünscht Prinzessin.“ Als ich mich gereizt umdrehte sah ich auf seinem Gesicht ein riesiges Lachen. „Das ist nicht witzig.“ Leander war da anderer Meinung: „Doch.“ Ich sprang genervt auf ihn zu: „Lass es ok?!“ Leander verbeugte sich wieder: „Wie Ihr wünscht, Prinzessin.“ „Arg.“ Ich sprang in die Luft, die Hände zu Fäusten geballt: „Ich sagte, lass es sein.“ Leander lachte wieder. Ich drehte ihm den Rücken zu: „Du bist ein Idiot.“ Leander hatte eindeutig seinen Spaß: „Das hast du mir schon mal gesagt.“ Ich atmete tief durch und sprach mehr zu mir selbst: „Na super, das fängt ja gut an. Ich bin jetzt schon von ihm genervt und dabei hat der Tag gerade erst einmal begonnen.“ Ich ging los: „Ich könnte in die Luft gehen, wegen dieser dämlichen Fessel.“

Der rote MondDonde viven las historias. Descúbrelo ahora