Kapitel 22

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 Kapitel 22

Ich weinte. Was sollte man sonst in einer solchen Situation tun? Okay, es gab sicherlich noch dutzende andere Möglichkeiten, aber ich entschied mich nun mal dafür.

Ich war frustriert und konnte diesen enttäuschten und wütenden Blick einfach nicht vergessen...

Er hatte ja nicht einmal gewartet, so dass ich es ihm hätte erklären können. Und um alles noch schlimmer zu machen, hatte Kyle gelächelt.

GELÄCHELT! Für mich war klar, Kyle war für mich gestorben. Er hätte wenigstens hinter Avan her und ihm sagen können, wessen dumme Idee das war.

Ich wollte das ja nicht mal. Woher sollte ich auch schon erahnen können, dass Kyle den Moment so ausnutzt?

Mir war nicht klar, wie lange ich schon da lag und wartete. Es waren bereits fünf Stunden vergangen. Was sollte ich auch schon erwarten? Dass er zurück kommen würde, als sei nichts gewesen?

Vielleicht vermöbelte er Kyle auch gerade; in diesem Moment war mir das nur recht.

Er hatte es immerhin verdient. Ihm war bewusst, was ich für Avan empfand und wie dieser immer an die Decke ging, wenn es um das Thema andere Jungs in meiner Gegenwart, besonders wenn sie anscheinend Interesse an mir hatten, ging.

Es würde mich nicht überraschen, wenn er das sogar geplant hätte. Vermutlich hatte er gewusst, wann Avan ins Zimmer kommen würde!

Ich wischte mir energisch über die Wangen. Irgendwann würde er schon wiederkommen, hoffte ich. Noch immer zitternd, ging ich ins Bad und ging duschen.

Das heiße Wasser fühlte sich normalerweise angenehm an, doch heute brannte es auf meiner Haut. Ich stellte es kälter und erschrak fast. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte das Gefühl zu genießen.

Als ich fertig war und mich umgezogen hatte, sank ich zurück auf mein Bett. Als plötzlich etwas durch mein Haar streifte, fuhr ich herum.

Im ersten Moment hatte ich erwartet Kyle gegenüber zu stehen. Jedoch war er es. Er nahm einige meiner Haare in die Hand und kämmte diese vorsichtig mit der Bürste.

"Es ist nicht meine Schuld gewesen, Avan", flüsterte ich. Er hörte kurz auf. Ich wurde panisch und malte mir schon aus, wie er wieder verschwand und diesmal tatsächlich nie wieder kam.

"Ich weiß...", sagte er schließlich. Seine tiefe Stimme ließ einen warmen Schauder meinen Rücken hinunter jagen.

Ich drehte mich ein wenig mehr zu ihm und schaute zu ihm auf. Avan nahm einen neuen Teil an Haaren und kämmte weiter.

"Ich will dich nicht verlieren." Er antworte nicht sofort.

"Das wirst du nicht", versicherte er mir. Ich stieß den Atem aus, den ich ohne es bemerkt zu haben, angehalten hatte.

Langsam lehnte ich mich zurück und ließ mich von ihm halten. "Unter einer Bedingung."

Irritiert blinzelte ich einige Male. "Hm?"

Avan seufzte. "Ich werde unter einer Bedingung bei dir bleiben", wiederholte er. Aber noch immer wollte mein Hirn seine Worte nicht so ganz verarbeiten.

"Dia, mir ist das wichtig", meinte er etwas lauter. Ich schreckte nach vorne und drehte mich ganz zu ihm um.

Ich biss mir auf nie Unterlippe. "Die wäre...?"

Er schaute mich eine Weile an, als würde er sicher gehen wollen, dass ich auch wirklich aufmerksam war.

"Ich möchte dich mit keinem anderen Jungen mehr sehen. In der Schule ist das unausweichlich, aber halte dich so gut es geht, von ihnen fern." Seine Stimme klang ruhig und bestimmt.

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