Kapitel 18

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Kapitel 18

Ich versuchte verzweifelt, Luft zu bekommen, so sehr hustete ich. Wir saßen alle zusammen am Esstisch; meine Eltern, Lou und ihre Familie.

Es war schon ziemlich ungewohnt für mich, meinen Dad nach zwei Monaten wieder zu sehen. Er war zwischendurch zwar für einige Tage zuhause gewesen, aber gesehen hatte ich ihn dann doch nicht wirklich.

Und nun war die Spannung, welche in der Luft lag, geradezu zum Greifen. Nicht nur, dass Lou und ich nicht miteinander sprachen und Mom es wohl trotz ihres falschen Lächelns, total gegen den Strich ging, meinen Vater so Sorgenfrei hier sitzen zu sehen.

Dann war da noch dieser lästige kleine Hund und meine Differenzen mit Avan, die ich aus irgendeinem Grund immer wieder schaffte, zu erzeugen. Wenn ich mein Leben im Moment betrachtete, würde ich mich für die Böse halten.

Aber ich hatte keine Lust, immer aufs Neue meinen Standpunkt klar machen zu müssen. Wenn er meinte, zu viel in jedes Wort das ich sagte, hinein interpretieren zu müssen, dann war das nun mal so.

Ach und ich war noch immer dabei, durch Erstickung zu sterben. Mom hatte nämlich die geniale Idee geäußert, Nachwuchs haben zu müssen.

Im ersten Moment hatte ich gedacht, sie wolle sich noch einen Kläffer zu legen. Aber nein, das war es nicht. Und um ganz ehrlich zu sein; es wäre mir sogar um einiges lieber gewesen, wäre es so gekommen.

Sie zerdepperte mit ihrer fröhlichen und enthusiastischen Antwort jegliche Hoffnung. Denn es war ganz einfach: Meine Mutter sprach tatsächlich von einem Baby.

Sam - Lous jüngerer Brüder klopfte mir nach geschätzten zehn Minuten des Wartens auf den Rücken, während die anderen Anwesenden gar nicht erst bemerkten, wie sich mein Leben gerade wegen einer Kartoffel dem Ende zuneigte.

"Alles okay?" Ich nickte ihm nur zu und kippte das halbvolle Glas Wasser meinen schmerzenden Hals hinunter. Lou schaute nicht mal in meine Richtung. Dabei war ich mir sicher, dass sie alles mitbekommen hatte.

Veronica und Thomas bombardierten meine Mom mit Fragen zu. Eigentlich wollte ich das Gespräch ausblenden. Jedoch hielt meine Mutter es für eine tolle Sache, mich mit in ihren Plan mit einbeziehen zu können.

"Dia hat sich ja schon immer ein kleines Brüderchen oder eine Schwester gewünscht, nicht?"

Sie wandte sich mir nun ganz zu und lächelte. Für alle, wirkte dies wie eine normale Konversation und dass meine Mom mir etwas Gutes damit wollte. Aber ich war intelligent genug, um das drohende Funkeln in ihren Augen zu erkennen.

Sie erwartete von mir, auf braves, gut erzogenes Töchterchen zu machen und ihre Meinung, dass es sicherlich eine gute Idee war, zu teilen und bekräftigen.

Innerlich seufzte ich. Ich wollte gerne ein Geschwisterchen haben. Aber die Beziehung meiner Eltern war alles andere als intakt. Wie hatten sie da Platz für ein Baby? Trotz alledem gab ich mich geschlagen und nickte nur leicht. "Aber wie kommst du so plötzlich darauf?", fragte Thomas und legte seine rechte Hand über Veronicas und drückte sie sanft.

Mein Herz zog sich bei dem Anblick ein wenig zusammen. So hatte ich meine Eltern schon seit langen nicht mehr gesehen. Ich wandte mich wieder meinem Abendessen zu und dem Klirren der Messer und Gabeln, entnahm ich, dass die anderen es genauso taten.

~ ~ ~ ~

Nach dem Essen schickte Dad Lou, Sam und mich auf mein Zimmer, um die Geschenke zu arrangieren. Ich hielt es für unsinnig, da sie nun mal verpackt waren und wir genauso gut auch daneben gestanden haben könnten.

Die Erwachsenen aber betonten, man müsse die alten Traditionen beibehalten. Ich verdrehte die Augen und stieg widerwillig die Stufen der Wendeltreppe hinauf.

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