Kapitel 16

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 Kapitel 16

Nach den Ereignissen des letzten Wochenendes ließ Avan mich soweit in Ruhe. Eigentlich war er sogar kaum noch da. Ganz zu meinem Recht. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.

Natürlich durfte ich ihm keine Vorwürfe machen, weil Kyle mich gefunden und so gerettet hatte anstatt er. Wir hatten uns zwar versöhnt an dem Abend aber danach sprach er mich immer wieder darauf an. Und ich konnte das nicht mehr ertragen, also sagte ich ihm, dass ich etwas Abstand brauchte.

Aber trotzdem beharrte er darauf, es läge genau daran und ich wolle ihn darum nicht mehr so intensiv in meiner Umgebung wissen. Dabei war das nicht der Fall! Er wusste doch gar nicht, was ich dachte. Also sollte er auch nicht so tun, als verstünde er auch nur im Entferntesten was in meinem Kopf los war.

Immer wollte er mich kontrollieren und mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hatte. Ich war aber kein kleines Kind mehr und wollte mir das nicht gefallen lassen!

Ich pfefferte meine Schultasche in die Ecke neben meinen Kleiderschrank und machte mich auf den Weg runter in die Küche. Mom hatte mir gerade mit totaler Begeisterung erzählt, wie sie schon alles für Weihnachten geplant hatte und dass sie eine Überraschung für mich hätte.

Mir war nicht ganz klar, was mit meiner Mutter in der letzten Zeit los war. Erst entschuldigte sie sich von sich aus und nun kommt sie mit vor Spannung und Freude gläzenden Augen an und will mir weiß machen, es sei alles okay und sie habe etwas für mich?

Egal was da los war, es war auf jeden Fall unheimlich und ich hoffte, es war nur eine Phase.

Vielleicht ist es ja ihre Midlifecrisis?

Ich nickte meiner inneren Stimme zustimmend zu und passte auf, nicht die Wendeltreppe runter zu stürzen. Sie stand im Türrahmen des Wohnzimmers und wartete anscheinend auf mich. Ich blieb vor ihr zum Stehen und zog die Brauen fragend hoch.

Sie lächelte und drehte mir den Rücken zu. Ja, sie ist definitiv nicht wie immer. Sie lächelt sonst nie!

Wieder konnte ich mich dem nur anschließen. Was sie wohl wollte? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was es sein konnte. Vielleicht hatte sie mir endlich einen eigenen Laptop gekauft? Aber warum sollte sie mir ein Geschenk geben gerade eine Woche vor Heiligabend?

Das ergab meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn. Nachdenklich und schmunzelnd blieb ich also wo ich war, bis Mom die Küche betrat und mir mit dem Zeigefinger zu verstehen gab, ihr zu folgen.

Es dauerte genau 3 Sekunden, um zu realisieren was sie mit "Überraschung" gemeint hatte. Meine Mom hatte sich auf einen der Stühle hingesetzt und hielt einen winzigen Hund mit fröhlich wedelnden Schwanz in den Armen.

Es sieht eher aus wie ein etwas zu großer Hamster oder 'ne Ratte...

Ich öffnete meinen Mund aber schloss ihn gleich wieder, da ich... nun ja... sprachlos war. Meine Mutter grinste von einem bis zum anderen Ohr und schaute mich erwartungsvoll an.

"Was ist... das?" Ich versuchte gar nicht erst, meine Abneigung dem Zunge heraushängenden und hechelnden Ding, zu verstecken. Mom verzog das Gesicht und wandte ihre Aufmerksamkeit dann dem Fellbündel zu.

"Das meine Liebe, ist unser neues Familienmitglied!" Und noch immer war sie voller Begeisterung und platzierte einen dicken Kuss auf den Kopf des "Hundes". Ich hielt mir eine Hand an die Stirn. Sie setzte es auf den Boden ab und es lief direkt auf mich zu.

Ich trat sofort einige Schritte zurück. "Okay, nur um das klar zu stellen, du laufender Flosack", meinte ich an den - innerlich hust - Hund gerichtet. "Du wirst dich von mir fern halten. So schwierig wird das jawohl nicht sein", murmelte ich und schob es vorsichtig mit der Fußspitze zurück in die Richtung, von der es kam.

GhostWhere stories live. Discover now