Kapitel 19

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 Kapitel 19

Auch wenn ich mich am liebsten davor gedrückt hätte, es war nun mal unumgänglich. Also schob ich meine kuschelige Decke zur Seite und machte mich daran, mich für die Schule fertig zu machen.

Schon gestern hatte ich meiner Mom erzählt, ich würde mich nicht wohl fühlen und ob ich denn nicht zuhause bleiben könnte. Sie war jedoch nicht ganz so überzeugt von meinem gefakten Husten und hatte mir befohlen, auf jeden Fall zu gehen.

Ich war nur heil froh, dass sie den Grund, weshalb ich nicht zur Schule wollte, nicht aus mir heraus zu quetschen versucht hatte.

Fluchend rannte ich mit meinem Rucksack auf einer Schulter hängend die Treppe herunter und schnappte mir bloß ein trockenes Toast, als ich an der Küche vorbei kam.

Ich war spät dran und würde sicher Ärger bekommen, wenn ich gleich nach den Weihnachtsferien wegen Verschlafen, auffiel.

Blacky tapste mir hinterher und stellte sich auf beide Hinterbeine. "Nicht jetzt, Fellklumpen", murmelte ich und schmiss die Tür hinter mir ins Schloss.

Ein Fahrradfahrer hinter mir klingelte wie verrückt. Ich war allerdings ziemlich mies gelaunt und ging nicht zur Seite.

'Wer fährt schon mit Fahrrad, wenn Schnee liegt?', dachte ich lediglich genervt und stapfte weiter durch die mittlerweile graue, matschige Masse.

Die Person grummelte mir etwas unverständliches daher und gab endlich auf. Als ich schließlich vor dem Schuleingang stand, hatte der Unterricht bereits vor einer Viertelstunde begonnen.

Da ich nun eh Probleme bekommen würde, verlangsamte ich meinen Schritt und ging den Schulflur langsam entlang. Niemand war auf den Gängen unterwegs und ich hielt beim Sekretariat, um mir einen Schein abzuholen.

Ich sah Mrs Hill durch die Glasscheibe lächeln. "Zu spät am ersten Tag?" Ich nickte und musste grinsen, als sie mir zu zwinkerte.

"Ich werde ein Auge zudrücken und behaupten, du hättest mir noch mit etwas geholfen", ließ sie mich wissen.

Erleichtert atmete ich aus und nahm das rosa Stück Papier entgegen.

"Aber nicht, dass sich das wiederholt, Schätzchen." Ich schüttelte den Kopf. "Nicht doch"; versicherte ich der kleinen Frau. Sie richtete ihre Brille und fuhr sich mit den Fingern durch ihre kurzen, rot-blonden Locken.

Ich kannte niemanden auf dieser Schule, der unsere Sekretärin nicht ausstehen konnte. Sie war immerzu freundlich und versuchte zu helfen. Sie erzählte schon oft, dass nach der Highschool alles einfacher würde und sie ihre Zeit damals auch nicht immer genossen hatte.

Ich winkte ihr noch kurz und verschwand dann wieder auf den Flur. Mittlerweile war ich eine halbe Stunde zu spät. Dank Miss Hill würde ich aber keinen Ärger mit meinem Lehrer bekommen.

Schnell machte ich mich auf den Weg zum Biologieraum der zehnten Klassen und klopfte an die Tür. Ungeduldig tippte ich mit dem Fuß auf den, über die Ferien polierten, Boden und wartete.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete ein großer Junge, welcher meines Wissens nach, direkt neben der Tür seinen Tisch stehen hatte, die Tür. Ich wusste seinen Namen nicht und nickte darum nur dankend und zwängte mich an ihm vorbei.

Meine anderen Klassenkameraden kümmerten sich nicht weiter um mich und kritzelten weiter auf ihren Blöcken herum. Ich legte den Schein auf den Lehrerpult und setzte mich neben Lou in die dritte Reihe.

"Ich hatte mich schon gewundert, da du sonst nie abwesend bist", flüsterte sie.

Ich zuckte mit den Achseln und schrieb die Informationen von der Tafel in mein Heft ab. Lou versuchte nicht weiter mit mir zu reden und brachte mich ansonsten nur einmal zum Lachen, als sie Mr Marx Gestiken nachahmte.

GhostWhere stories live. Discover now