Kapitel 12

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Kapitel 12

Er zog mich hinter sich her. Dass er mein Handgelenk gerade zu zerquetschte, schien ihn nicht weiter zu stören. Es war dunkel und nebelig. Wir waren jedoch nicht draußen, sondern in einem Art Labyrinth. Ab und an, hingen Kerzen mit kleinen kupferfarbenen Haltern an der Wand und beleuchteten so nur dürftig die vielen Gänge.

Manchmal verzweigten sich Wege, sodass ich kurz stehen blieb. Er musste immer erst nachdenken, eher mich weiter hinter sich her schleifte. Irgendwann hielten wir in einer großen Halle. Ein Pult stand in der Mitte und ich hörte Geräusche, Geflüster.

Es wurde immer lauter und ich biss die Zähne zusammen. Da er meine Hand jedoch noch immer hielt, konnte ich sie nicht nutzen, um mir die Ohren zu zuhalten. Das Stimmengewirr wurde immer lauter, bis ich wimmerte und mich von ihm los riss.

Genervt drehte er sich zu mir um und packte meinen Arm. Ich versuchte mich zu wehren, es half aber nichts. Er war sehr viel stärker als ich und wusste es genauso gut wie ich. Als würde unsere beider Leben davon abhängen, beschleunigte er seinen Schritt und ich somit auch.

Beim Pult aus Marmor angekommen, ließ er mich los und suchte den Raum ab. Ich wusste nicht wonach er suchte, und wollte es irgendwie auch gar nicht herausfinden. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit.

Er lachte erleichtert auf, als er sich duckte und etwas aufzuheben schien. Als er sich zu mir umdrehte, befanden wir uns plötzlich in einem ganz anderen Raum. Einen riesigen Saal, vielmehr.

Viele Menschen waren hier. Die Frauen trugen Perlenketten und wunderschöne Kleider. Ihre Haare waren aufwendig hochgesteckt und sie amüsierten sich, während die Männer sie durch den Raum wirbelten, als wären sie leicht wie Federn.

Ich konnte eigentlich nicht tanzen, aber meine eine Hand lag auf seiner Schulter und meine andere sachte in seiner. Er trug weiße Handschuhe und auch ich trug welche, die mir fast bis zu den Ellenbogen reichten.

Meine langen Haare wippten im Takt der Musik und das schneeweiße Kleid, umschmeichelte meine schmale Taille. Es war oben eng geschnitten und wurde nach unten hing immer weiter und bauschte sich auf.

Ich hasste solche Kleider aber ihm schien mein Anblick in einem solchen Kleidungsstück jedoch zu gefallen, also lächelte ich. Er drehte mich und ich sah eine klassische Band; mehrere Männer und Frauen in feinen Anzügen und Kleidern, welche Geige, Cello, Trompete und andere Instrumente spielten.

Ich wusste nicht, warum ich überhaupt hier war, aber genoss es, von ihm geführt zu werden und die Blicke einiger der anderen Leute auf mir zu spüren. Keine widerlichen und lüsternen, sondern bewundernde und schätzende.

Ich erwischte mich, wie ich wegen des Vergnügens lachte und er langsam wie die anderen, zum Stehen kam. Er führte mich aus dem Raum heraus und ich verdrängte das schlechte Gefühl von vor dem Tanz.

Er öffnete die große Zweiteilige Tür und schlüpfte mit mir hindurch. Im Gang war es dunkel, aber man konnte dennoch alles klar erkennen, wegen der kristallinen Kronleuchter, welche an der Decke hingen. Sie sahen unheimlich teuer aus aber ich hatte keine Zeit mir deshalb weiter Gedanken zu machen; er zog mich nämlich weiter hinter sich her.

Wieder blieben wir vor einer Tür stehen, diese war aber kleiner und er suchte einen Schlüssel aus seinem Jackett um sie auf zu schließen. Er schob mich sanft vor ihm herein und kam dann hinterher.

Es war so dunkel, dass ich wirklich nichts erkennen konnte. Ich spürte seine Hände noch immer an meinem Rücken und er drückte mich weiter vorwärts. Ich stolperte und fiel beinahe hin. Er fasste mich am Arm und verhinderte so den Aufprall.

GhostWhere stories live. Discover now