Kapitel 2

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Kapitel 2

"...weißt du, ich bin tot."

Mein Gehirn brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, was der Junge da sagte. Ich schaute ihn intensiv an und wartete bis er weiter sprach. Doch er blieb still. "Tot?", wiederholte ich. Er nickte. Plötzlich musste ich anfangen zu lachen. So stark, dass mein Bauch weh tat und meine Augen zu tränen anfingen. "Ja sicher! Und mein Opa ist 'ne Avocado!", japste ich und wischte mir die Tränen von den Wangen. Als ich merkte, dass er nicht die Absicht hatte, mit zu lachen oder zu widersprechen, verstummte ich augenblicklich. "Du... Du meintest das ernst?!"

Er nickte wieder und lächelte mich traurig an. Was zum Teufel war mit dem Typ los? Als ob er wirklich tot wäre. Das war doch lächerlich. Eins war mir klar: dieser Verrückte hatte sie nicht mehr alle und musste aus meinem Haus verschwinden. "Das wird mir hier viel zu dumm. Raus aus meinem Zimmer, du Bekloppter!", zischte ich und bedeutete ihm, das Zimmer zu verlassen. "Aber...", protestierte er. Ich funkelte ihn wütend an. Er hob die Hände und schritt zu Tür.

"Ist ja okay..." Als ich sicher gegangen war, dass er nicht mehr da war, seufzte ich und ließ mich auf mein noch mitten im Zimmer stehendes Bett fallen. Auf einmal überkam mich eine große Müdigkeit und ich versuchte meine Sorgen zu verdrängen.

Mom und Dads Ehe war so gut wie im Keller, ich hatte für mein Bioreferat noch keinen Finger krumm gemacht und mein neues zuhause, war nicht mal halbwegs ordentlich eingerichtet. Aber es interessierte mich nicht. Ich wollte nur schlafen. Schlafen und den ganzen Mist vergessen. Ich wusste zwar, dass ich mir spätestens morgen den Kopf darüber zerbrechen würde, doch die Erschöpfung war einfach zu riesig. Ich deckte mich nicht einmal zu und fing langsam an, alles raus zu lassen. Morgen würde ich aussehen, wie eine aufgequollenes Monster. Ich ließ mich der Müdigkeit hin und schlief endlich ein.

~ ~ ~ ~

Als ich aufwachte, war es stockdunkel. Ich setzte mich auf und es dauerte einige Sekunden, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Überall standen unausgepackte Kartons herum. Langsam stand ich auf und spürte wie meine Füße kribbelten. Kurz bevor ich den Lichtschalter erreicht hatte, hörte ich ein Rappeln. Ich drehte mich erschrocken um, um fest zu stellen, dass ich nicht allein war. Sie war klein und zierlich. Ihr glattes, silbern schimmerndes Haar fiel ihr über die Schulter. Mit einer koketten Handbewegung, strich sie sich diese aus dem Gesicht.

Ihre Augen waren von einem so intensiven Blau, dass man sich in diesen hätte verlieren können. Ich betätigte den Lichtschalter und wurde von der grellen Lampe geblendet. Als ich keine Flecken und Punkte mehr vor mir wahrnahm, und mich wieder zu dem Mädchen drehte, war sie verschwunden. Ein kalter Schauder lief mir den Rücken hinunter. Das... Das war nicht möglich!

Erst dieser merkwürdige Junge und dann dieses unheimliche Mädchen... War ich etwa verrückt?! Ich legte mich zurück in mein Bett und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Nach etwa einer Stunde wurden meine Lider schwer. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. Auf keinen Fall würde ich einschlafen! Wer weiß, was ich als nächstes sah, wenn ich aufwachte? Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Und ich war weiß Gott nicht scharf darauf, heraus zu finden, was es war.

~ ~ ~ ~

Am nächsten Morgen in der Schule konnte ich mich keinen Moment lang richtig konzentrieren. Geschlafen hatte ich auch nur noch schlecht, nach dem Vorfall mit "Creepy Girl", so nannte ich sie. "Alles okay?", fragte mich Lou, meine beste Freundin. Normalerweise kennt man das ja:  Beste Freundinnen; die erzählen sich alles, gehen zusammen shoppen und tratschen beziehungsweise lästern auch mal über andere Mädchen oder Typen. Aber Lous und meine Freundschaft war anders.

Sie erzählte mir alles und ich hörte zu. Ich tröstete sie und gab ihr Ratschläge. Aber meinerseits erzählte ich ihr nichts. Zumindest nicht mehr... Lou war der Typ Mädchen, welcher süß, lustig und naiv war. Sehr naiv. Anvertrauen konnte man ihr nichts. Schon gar nichts, was nicht an die Öffentlichkeit oder bestimmte Personen gehen sollte. Und "Mr.-Ich-breche-in-dein-Zimmer-ein" und Creepy Girl, zählten definitiv dazu!

Mittlerweile fiel es mir gar nicht mehr schwer, ihr nichts erzählen zu können. Ich redete so oder so nicht viel. Und auf eine merkwürdige Art und Weise, fand ich unsere Freundschaft auch besser so. "Ja", brummte ich und schnappte mir meine Tasche. Sie musterte mich skeptisch. "Du hast fette, dunkle Augenringe. Jetzt ganz ehrlich, was ist los?", hakte sie nach.

"Ich sagte doch schon, dass es nichts ist. Ich konnte einfach nicht gut schlafen und bin darum schlecht gelaunt, okay?", fauchte ich. Ihre Miene wurde weicher und ihre Augen fingen verdächtig an, zu glänzen, "Ach Lou. So hab ich das doch nicht sagen wollen. Ich brauche bloß ein bisschen Ruhe, das ist alles", sagte ich und drückte sie zum Abschied. "Ja, okay", erwiderte sie wieder etwas fröhlicher und winkte mir. "Wir sehen uns." Ich bog um die Ecke und war schon nach einigen Minuten zuhause.

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A/N:

Da bin ich schon wieder!

An die Leute, die Ghost schon vorher von mir kannten: Euch wird aufgefallen sein, dass ich einfach 3 Kapitel zu einem zusammen gefasst habe. Das werde ich nun öfter machen, wenn ich merke, dass Kapitel wirklich zu kurz sind. Und dinge dazu schreiben vermutlich auch.

Danke für's Lesesn und bis zum nächsten Kapitel.

P-S.: Denkt dran, mal auf meinem Acc nachzuschauen, wegen meiner anderen Geschichten und kommentiert etc, fleißig :DD

Eure Ayu/Kim

GhostWhere stories live. Discover now