Kapitel 21

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Kapitel 21

Ich starrte auf den Bildschirm und konnte es nicht fassen. Mein Mund und Hals fühlten sich trocken an und ich blinzelte mehrere Male, als könnte ich die Bilder, welche sich vor meinen Augen abspielten so verschwinden lassen.

Mein Magen drehte sich; das Gefühl erinnerte mich an das, was ich immer verspürte, wenn ich Achterbahn fuhr.

Jedoch war es dieses mal nicht positiv. Dieses mal konnte ich es nicht mit Vorfreude und Aufregung vergleichen.

Denn nun verkrampfte sich mein Bauch wegen der gleichen Sache, weswegen sich die Härchen in meinem Nacken und Armen sich aufstellten.

Schock und Angst war höchstwahrscheinlich aus meinem Gesicht abzulesen.

Das einzige Geräusch was man in unserer Küche vernahm, war der Fernseher. Es wäre überflüssig gewesen, die Lautstärke aufzudrehen, denn ich wusste ganz genau, wer die beiden Toten waren, die in den Nachrichten gezeigt wurden.

Sie sahen beinahe so aus, wie in jener Nacht. Der entscheidende Unterschied war nur eben der, dass ihre Augen kalt und leer und vor Furcht weit aufgerissen ins Nichts schauten.

Außerdem konnte man die riesige Wunde an ihren Hälsen erkennen. Man musste kein Crimifan sein, um ausmachen zu können, dass sie durch Durchtrennen der Kehle verbluteten und so schließlich gestorben waren.

In mir drin rührte sich was. Ich ahnte schon, was es sein konnte. Vermutlich Mitleid. Niemanden würde man so einen Tod wünschen - auch wenn sie schlimme Absichten gehegt hatten.

Meine Kopf fühlte sich an, als hätte man ihn mit Watte umwickelt. Ich nahm plötzlich alles nur noch dumpf war. Fast als würde ich unter Wasser tauchen.

Ich fragte mich, ob man solche Bilder eigentlich im Fernseher zeigen durfte und riss meinen Blick schließlich vom Bildschirm. Langsam ließ ich mich auf einen der Stühle sinken und griff nach der Fernbedienung links von mir auf dem Abstelltisch.

Nachdem ich den Fernseher abgeschaltet hatte, holte ich tief Luft.

Was hatte das alles zu bedeuten?

Möglicherweise war es ja Karma oder so, was sie dafür bezahlen ließ, sich an Mädchen und Frauen vergehen zu wollen?

Aber darauf konnte ich mich natürlich nicht stützen; da musste irgendwas anderes für verantwortlich gewesen sein. Oder eher gesagt irgendjemand.

War es Zufall, dass gerade die zwei Kerle ermordet wurden, die mich bedrängt und belästigt hatten? Ich wollte mich nicht in den Vordergrund drängen und behaupten, ich wäre so "wichtig", dass man so etwas für mich tut, aber mich ließ das Gefühl einfach nicht los, dass es so war.

Wenn man das glauben konnte, was Elli mir in meinem letzten Traum gesagt hatte, dann wäre es gar nicht so abwegig, wenn Avan was damit zu tun hatte.

Mit einem Mal wurde mein Kopf mit Bildern von ihm überflutet. Wie er lachte, grinste, meine Hand hielt, mich tröstete, für mich da war.

Durfte ich tatsächlich so weit gehen und behaupten Avan hätte etwas so Schreckliches getan? - Immerhin hatte er dem Anschein nach ja auch meine Gedanken manipuliert und mich von Anfang an belogen.

Ich konnte mir einfach nicht ausmalen, warum er all das getan hatte. Warum sich soviel Mühe machen? All diese Dinge; hinter meinem Rücken wichtige Sachen entscheiden - wie zum Beispiel Fetzen meiner Erinnerungen auslöschen - waren Anzeichen dafür, dass Avan etwas zu verbergen hatte.

Wenn er aber wirklich ein Mörder war, was hielt ihn dann davon ab, mich nicht auch zu töten?

War ich ein Werkzeug für ihn und kam erst irgendwann später dran? Was für eine Rolle spielte ich in seinem perfiden Plan?

GhostWhere stories live. Discover now