Kapitel 42

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Ich saß wie versteinert auf dem Stuhl. Ich fühlte in diesem Moment rein gar Nichts. Es ging mir so viel durch den Kopf und doch konnte ich an nichts denken. Die Worte des Arztes hallten noch immer in meinem Kopf und ich begriff erst nach und nach was er gerade zu mir gesagt hatte.

"Hier habe ich noch etwas gegen ihre Übelkeit.", sagt der Arzt und legte ein Rezept vor mir auf den Tisch. Sprachlos griff ich nach dem Rezept und sprang vom Stuhl auf sodass dieser umfiel und einen lauten Knall erzeugte. Ich rannte ohne mich nochmals um zu drehen aus dem Behandlungszimmer. Mir war es in diesem Moment total egal was der Arzt und die anderen Patienten von mir dachten, ich wollte einfach nur raus hier. Am Wartezimmer vorbei eilte ich raus an die frische Luft und lies mich mit dem Rücken an die kalte Hauswand fallen. Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare und lies alles noch einmal Revue passieren. Schwanger. Das kann nicht sein, das darf nicht sein.

Schon die ersten Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich begann vor lauter Aufregung  zu zittern. "Lina!!", hörte ich José sagen als sie ebenfalls rennend aus dem Gebäude kam. "Was ist los? Du bist so panisch am Wartezimmer vorbeigerannt? Ich mach mir Sorgen. Was zur Hölle ist los?" Ich sah ihren besorgten Blick und das gab mir den Rest. Ich sank an der Hauswand herunter und begann fürchterlich zu weinen. Ich schluchzte so das ich kaum atmen konnte. Ich zog meine Knie eng an meine Körper und vergrub meinen Kopf und den Armen. Ich versteh das einfach nicht, ich kann nicht schwanger sein. Das ist unmöglich.

"Kleine rede doch mit mir. Was ist los?", sagte José die selbst schon Tränen in den Augen hatte als sie sich zu mir herunter kniete. "Bist du schwer krank?" Ich schüttelte den Kopf und ich spürte wie erleichtert José nach meinem Kopfschütteln war. Sie wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und atmete ein paar mal Tief durch um mich irgendwie zu beruhigen. Ich schwieg noch immer. Ich konnte es einfach nicht aussprechen, weil ich es selbst einfach nicht wahrhaben wollte. Es kann einfach nicht sein. Martijn würde ausflippen. Ich würde ihm mit einem Baby seine ganze Zukunft, ja seine ganze Karriere verbauen.

"Süße wenn du gesund bist, was macht dich dann so fertig? Was hat der Arzt zu dir gesagt?". Sie strich mir sanft ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und legte ihren Arm um mich, um mich zu trösten. Ich bebte innerlich und brachte den Satz einfach nicht über die Lippen. Bei dem erneuten Gedanken es Martijn zu sagen zog sich mein Magen zusammen und wieder schossen mir dir Tränen in die Augen. Dies mal zog mich José direkt in eine feste Umarmung und ich lies meinen Tränen freien Lauf. "Shhhhhh... alles wird gut werden. Ich ruf uns jetzt ein Taxi. Wenn du mit mir nicht reden möchtest, vielleicht vertraust du dich ja Martijn an, der müsste mittlerweile auch auf dem Weg ins Hotel sein."

"Nein!", unterbrach ich sie und löste mich panisch aus der Umarmung. Was sag ich ihr denn jetzt? Na gut Lina lass dir irgendwas einfallen. "Nein bitte nicht. Ich kann Martijn jetzt nicht sehen...", stotterte ich. José hob eine Augenbraue und sah mich verwirrt an. "Wie du kannst ihn ...". "Ich bin Schwanger!", platzte aus mir heraus,während ich gegen den nächsten Heulkrampf ankämpfte. So jetzt war es raus, José hätte es früher oder später sowieso herausbekommen. Lieber vertrau ich mich erstmal ihr an.

José blickte mich entsetzt an und schluckte: "Von Martijn?"

Was soll das denn jetzt? Von wem sonst? "Vom Taxifahrer bestimmt nicht!", gab ich sauer zurück. "Ja klar von Martijn!" José schüttelte leicht den Kopf und zog mich erneut in eine Umarmung. "Es tut mir leid das war so nicht gemeint. Nur das war auch für mich gerade ein Schock. Es tut mir leid hörst du?" Ich nickte leicht und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. "Du willst also momentan nicht zurück ins Hotel?", fragte sie mich vorsichtig. Wieder schüttelte ich mit dem Kopf: "Ich weis nicht was ich Martijn sagen soll. Ich kann ihn jetzt einfach nicht sehen. Er wird so sauer auf mich sein. Das würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen." José half mir auf und gab mir meine Tasche. "Ok ich kann verstehen das du jetzt erst ein Mal Zeit für dich brauchst. Und was Martijn angeht, ihn betrifft das genau so wie dich. Mach dir da mal jetzt keinen Kopf. Er wird das schon verkraften nur braucht das alles Zeit.", ermutigte mich José. "Komm wir gehen einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit Essen danach wird es dir besser gehen. Den Rest besprechen wir später."



José hatte recht. Nach dem wir beide zusammen etwas gegessen und uns ausgiebig über alles unterhalten hatten, ging es mir wirklich schon besser. Ebenso wurde mir klar, dass ich es Martijn so schnell wie möglich sagen musste. Es vor ihm zu verheimlichen wäre falsch und dumm. José hatte mir in vielen Dingen die Augen geöffnet und mir war klar ich werde das Kind auf jeden Fall behalten. Nach dem wir das Kaffee verließen, besorgten wir anshließend die Medikamente gegen meine Übelkeit, die auch sofort wirkten. Nachdem wir nach einem langen Spaziergang um 22:00 Uhr endlich im Hotel ankamen stand ich zittern vor unserer Suite. Leise öffnete ich die Türe und schlich mich hinein. Die Türe zum Schlafzimmer war einen Spalt geöffnet und das Licht brannte. Als ich langsam die Türe zum Schlafzimmer öffnete sah ich Martijn samt seinen Klamotten auf dem Bett liegen. Sein Anblick rührte mich und der all zu bekannte Klos bildete sich in meinem Hals. Er muss ewig auf mich gewartet haben. Ich strich im sanft übers Haar und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und nahm ihm sein Handy aus der Hand. Sanft Deckte ich ihn zu und knipste das Licht aus. Anstatt mich zu ihm zu legen ging ich seufzend Richtung Badezimmer und schloss hinter mir leise die Türe.

Ich stand vor dem Waschbecken und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah schrecklich aus. Ich streifte mir meine Klamotten vom Leib und stellte mich unter die heiße Dusche. Das heiße Wasser lief meinen Körper hinunter und mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich wusste, dass ich es Martijn morgen früh sagen muss und genau das zerrte am meisten an meinen Nerven. Doch als ich ihn so friedlich da liegen sah, hatte ich sofort ein schlechtes gewissen. Er, ja wir sind noch viel zu jung um Eltern zu werden. Ob Martijn das Kind überhaupt will? Wird er es annehmen? Mir gingen die schlimmsten Gedanken durch den Kopf. Nach einer gefühlten Ewigkeit verließ ich jedoch die Dusche und trocknete mich ab.
Nun stand ich erneut vor dem Spiegel und ich sah genau so schlimm aus wie davor. Doch eins begriff ich nun: Ich bin schwanger, schwanger von Martijn. Ich trage ein Lebewesen in mir und ab jetzt ist es meine Aufgabe darauf auf zu passen. Ich werde es Martijn morgen erzählen und egal wie er reagieren wird ich werde das Kind auf jeden Fall behalten, denn jeder hat das Recht auf ein ehrwürdiges Leben.

Ich legte meine Hände auf meinen Bauch und flüsterte: "Willkommen kleines Wesen."

In the Name of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt