Kapitel 15

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Nach fast 20 minütigen Suche, saß ich endlich nicht mehr im Dunkeln. Das es in solch einer Wohnung keine Lichtschalter gibt, hätte ich mir eigentlich denken können. Stattdessen steuert man alle Lichter dieser Wohnung mit einem Art iPad das in den Wänden montiert ist. Ich hatte einen riesen Spaß damit. Man konnte jedes Licht dimmen und sogar die Farbe verstellen. Schließlich entschied ich mich für ein warmes gedämmtes Licht.

Nun stand ich allein mitten in seiner Wohnung und wusste nicht was ich tun sollte. Der ganze Stress und die Aufregung hat mich jedoch hungrig gemacht also beschloss ich Richtung Küche zu gehen. Als ich den Kühlschrank öffnete fand ich eine angefangene Cola Flasche und 2 Dosen Bier vor. Typisch Mann. Sonst war nicht im Kühlschrank vorzufinden. Also gab ich mich mit einem Apfel von der Theke zufrieden und einem Glas Leitungswasser. Wahrscheinlich wurde diese Küche noch nicht einmal benutzt seit sie eingebaut wurde. Entweder geht er essen oder bestellt sich eine Pizza. Dj sollte man sein.

Kopfschüttelnd lief ich Richtung Fenster und blickte über die Skyline von Amsterdam. Mal wieder kreisten meine Gedanken nur um Martijn, weshalb sich mein Magen wieder zusammenzog und ich mir die Tränen verkneifen musste. Ich wünschte mir im Moment nichts sehnlicher als ihn bei mir zu haben.

Plötzlich klingelte mein Handy und ich erschrak so sehr, dass ich das Glas Wasser fallen lies, welches ich bis vor kurzem noch in der Hand hielt. Es zersprang in tausend Stücke und verteilte sich großzügig im Raum. Ich fluchte vor mich hin und versuchte mein iPhone aus meiner engen Hosentasche zu ziehen. Unterdrückte Nummer. Nach langem Überlegen hob ich doch ab:"Ja?". „Lina ich bins, Martijn...". Ich hielt die Luft an so geschockt war ich. Doch plötzlich kam erneuert diese Wut hoch und ich begann innerlich zu kochen. „Was willst du Martijn?", sagte ich kalt. „Lina hör zu... es Tut m-„. „Es tut dir leid ? Das ist alles was du zu sagen hast? Erst trägst du mich auf Händen, dann küsst du mich auch noch, und dann lässt du mich einfach allein in deiner Wohnung zurück! Was soll das?", mit den vielen Worten kamen auch erneut die Tränen zurück. Eine kurze zeit sagte er nichts und tatsächlich hatte ich Angst das er wieder auflegen würde. Doch das tat er nicht. „Bitte es tut mir leid. Lass es mich dir doch wenigstens erklären. Es war einfach alles zu viel für mich in dem Moment. Ich-„. Das war doch jetzt nicht sein ernst? Nun war ich wirklich auf 180. „Martijn, jetzt hör mir mal zu: Wenn dir alles zu viel ist, wieso hast du mich dann überhaupt mit zu dir genommen? Und wieso hast du mich dann auch noch geküsst? Ich hab gesagt du musst das nicht tun. Ich kann auch einfach wieder ge- Aaauuaaa! Scheiße!". Ich hatte vor lauter Wut die ganzen Glasscherben vergessen. Da ich mich beim telefonieren immer bewegen muss, muss ich unbewusst in die Glasscherben getreten sein. Ich spürte einen schlimmen Schmerz im Rechten Fuß und es dauerte auch nicht lange bis sich mein Blut auf dem Boden verteilte. „Lina was ist los??", schrie Martijn am anderen Ende der Leitung. „Ahhh...". Ich versuchte mir einen Schmerzensschrei zu unterdrücken und gab Martijn die kurze Antwort „Nichts...".  „Lina ich weis das irgendetwas nicht stimmt. Ich bin in 5 Minuten da !". Bevor ich irgendetwas sagen konnte, hatte er bereits aufgelegt.

Keine 5 Minuten später stürmte Martijn zur Türe herein. Er war bleich und seine Haare hingen im ins Gesicht. Er war völlig außer Atmen, also zog ich den Entschluss, dass er hier her gerannt ist. Ich hatte es mittlerweile wieder bis zur Kücheninsel geschafft und lies mich auf einen Barhocker nieder. Auf dem weg dorthin bin ich jedoch in noch mehr Glasscherben getreten. Mir lief das Blut ungestoppt aus meiner Fußsohle und tropfte gleichmäßig zu Boden. 

Martijns Blick verharrte auf dem ganzen Blut und er sah mich schockiert an. Er löste sich aus seiner Starre und kam auf mich zu gerannt. „Lina! Omg was ist denn passiert ?". Ich musste ihm keine Antwort mehr geben, als er sich umschaute und die ganzen Glasscherben um sich sah. Ohne zu zögern packte er mich und trug mich ins Badezimmer. Er setzte mich vorsichtig auf der Badewanne ab.

Er kniete sich vor mich und hob vorsichtig mein rechtes Bein an. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Körper und ich biss mir auf die Lippen. „Lina das wird weh tun. Es tut mir leid aber ich muss die Scherben aus der Wunde entfernen." Mir wurde schon übel nur bei der Vorstellung, doch ich nickte einfach. Irgendwie vertraute ich ihm. Auch wenn er sich momentan wie ein Arschloch verhält.

Er entfernte vorsichtig die Glasscherben mit einer Pinzette. Ich beobachtete ihn dabei und der Blick in seine wunderschön blauen Augen lies den Schmerz erträglicher werden. Jedoch war die gesamte Situation zwischen uns komisch. Keiner sagte etwas, das einzige was zu hören war, war hin und wieder ein Auto auf der Straße oder sein gleichmäßiger Atem.

Nach dem er die Glasscherben alle entfernt hatte, desinfizierte er die Wunde und verband meinen Fuß. Ich versuchte aufstehen aber er schnappte mich erneut und wieder lag ich in seinen Armen. Ohne ein Wort zu sagen lief er aus dem Badezimmer und trug mich den Gang entlang, jedoch lief er am Wohnbereich vorbei und lief auf eine schmale Wendeltreppe zu. Geschickt trug er mich auch diese hinauf und setzte mich sanft auf etwas weichem ab. Als ich mich umsehen konnte, begriff ich das ich mich in seinem Schlafzimmer befand. Ich saß auf einem Riesen Doppelbett, vor mir hing ein riesiger Smart-TV an der Wand und auch von diesem Zimmer war die Aussicht unbeschreiblich schön. „Ich beseitige das unten noch kurz, dann komme ich wieder.", sagte er und drehte sich um. Doch ich packte ihn am Handgelenk. Er sah mich erstaunt an. „Danke Martijn.", flüsterte ich schon fast. „Es tut mir leid das ich sich vorher so angemacht hab am Telefon.". Tatsächlich tat es mir wirklich leid.  Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Nein mir tut es leid. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Verzeih mir.".

Als ich seinen bereits vertrauten Geruch wahrnahm, konnte ich ihm nicht mehr böse sein. Ich löste mich von ihm und sah ihn einfach nur an. Ich schenkte ihm ein Lächeln und auch endlich lächelte er wieder. Dieses mal ließ ich ihn gehen und er verschwand hinter der Wendeltreppe. Ich ließ mich in sein weiches Bett fallen und irgendwann fielen mir automatisch die Augen zu. Etwas später nahm ich Martijn wahr wie er mich vorsichtig zudeckte. Es wurde dunkel um mich herum. Mehr weis ich nicht mehr.

In the Name of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt