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Ich fahre erschrocken zusammen, als meine Tür plötzlich mit einem lauten Knall aufgeht und blicke Marie etwas verdutzt an.
"Meine Tür ist aus Glas! Pass nächstes..."
"Diese Tussi ist gerade wie ein Tier in die Etage gestürmt, ist da einfach total ausgetickt und hat mehrere Kollegen einfach angeschrien und deren Materialien durch den Raum geschmissen. Was ist bei euch passiert?"
Sie lässt sich auf den Sessel gegenüber meines Schreibtisches sinken und erwidert meinen verwunderten Blick, auffordernd.
Dass Ms Dielem spinnt, hatte ich mir ja schon gedacht, aber dass sie so austicken kann und sich so dermaßen dumm verhält ist wohl einwenig zu weit gegangen.
"Mr Connor hat sie gefeuert."
Ich bin noch immer etwas verwundert, dass ich ohne Konsequenzen davon gekommen bin und sie dafür gefeuert wurde, obwohl ich diejenige war die Handgreiflich wurde. Sie hat mich aber dafür ziemlich hart beschimpft. Nicht nur mich, auch Mr Connor, schließlich war sie der Meinung wir würden miteinander schlafen und das würde meine Arbeit und meinen Lohn oder sonst was beeinflussen...diese Hexe.
"Er hat was?!"
Marie's plötzliches lautes Lachen durchdringt meine Ohren, was mich dazu bringt schnell von meinem Platz auf zu springen um meine Hand auf ihren weit offenen Mund zu drücken.
"Sei still...wenn Mr Connor erfährt, dass du hier bist, nur um zu quatschen wird es nicht gut für uns aussehen!"
Ich ziehe angewidert meine Hand zurück, als ich die nasse Zunge an meiner Handfläche spüre und wische ihr absichtlich die feuchte Hand an ihrem beigen Blaser ab.
"Ach was soll er denn schon machen? Nimm es nicht persönlich Süße, aber du hättest eigentlich den Ärger bekommen sollen, weil du ihr schließlich eine geklatscht hast und somit gegen die Regeln verstoßen hast...Du wurdest Handgreiflich gegenüber Mitarbeitern. Und was macht er? Er feuert sie einfach..."
Ihr lautes schallendes Lachen unterbricht sie mitten im Satz.
"...er feuert sie und du kommst einfach so davon. Wenn du mich fragst ist das ein klares Zeichen, dass er voll auf dich..."
Meine Hand findet wieder den Platzt auf ihren Mund, während sie sich lachend auf dem Sessel krümmt und um sich schlägt.
"Wage es ja nicht das auszusprechen!"
"Mhhh..." nuschelt sie mit feuchten Lippen gegen meine Hand und versucht ihren Kopf weg zudrehen, was ich aber nicht zu lasse, da ich weiß, dass sie den unbeendeten Satz durch den ganzen Raum kreischen wird.
"Was ist hier los?"
Erschrocken und leicht ertappt, hebe ich meinen Blick und schaue direkt in die vor Wut glänzenden Augen von Mr Connor. Sein Blick geht zwischen mir und Sarah, während er uns wütend mustert.
"Hmm.." Erst bei Marie's weiterem nuscheln fällt mir ein, dass meine Hand noch immer auf ihrem Mund gepresst ist und ich zwischen ihren Beinen stehe, sodass sie sich nicht bewegen kann. Ich lasse sie langsam los und wische mir unauffällig die feuchte Handfläche an meinen schwarzen Rock ab. Das wilde auf und ab toben ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen und die vielsagenden Blicke in Richtung Mr Connor, lassen eine Böse Vorahnung in mir aufsteigen.
Wehe...
"...steht." Marie beendet ihren Satz mit einem teuflischen Grinsen, springt von ihrem Platz auf und quetscht sich mit einem letzten Zwinkern in meine Richtung an Mr Connor vorbei.
"Schönen Tag noch, Mr Connor!" hört man sie noch rufen, bevor sie auch schon verschwunden ist.
Leicht verdattert blicke ich zu Mr Connor hoch, der mit verschränkten Armen und einer kühlen Miene an der Wand neben der Tür gelehnt ist.
"Ich bitte um Entschuldigung."
Ich rücke den Sessel, auf dem Marie vor wenigen Minuten noch saß gerade und stelle mich hinter mein Schreibtisch an meinen Drehstuhl.
Mr Connor lehnt sich von der Wand ab und steckt sich die Hände in die Hosentasche, während er in langsamen Schritten auf mich zu kommt. Seine blauen Augen strahlen mich förmlich an und nehmen mich in einen tiefen Bann, der mich erschaudern lässt. Er bleibt neben mir stehen und dreht sich langsam zum Panoramafenster um und schaut runter. Sein Rücken und seine breiten Schultern werden von seinem weißen Hemd, das etwas enger anliegt umschmeichelt und die durchschaubaren Muskeln betont, während die langen Beine in einer dunkelblauen Anzug Hose stecken.
"Wir müssen die Reise nach Spanien noch planen, Ms Collins. Ihre Aufgabe besteht darin, die Hotelzimmer zu buchen, den Tagesplan zu gestalten und sowas halt."
Sein Gesicht dreht sich zu mir und durchdringt meinen Blick.
"Schreiben Sie sich das auf."
Ich lasse mich mit glühenden Wangen auf den Sitz nieder und klappe den Laptop auf. Er hat mich ein weiteres Mal erwischt, wie ich ihn begutachte...
Bereit los zu tippen, drehe ich meinen Kopf leicht zu Mr Connor, schaue ihm jedoch nicht ins Gesicht. Mein Blick liegt auf seinem breiten Kreuz und wandert weiter zu den Muskulösen Armen.
"Die Reise beginnt nächste Woche Montag um 6 Uhr früh. Ich werde Sie von Zuhause so gegen 5 Uhr abholen und ich erwarte Pünktlichkeit!"
Er blickt mich mit erhobener Augenbraue an, während ich verlegen mein Gesicht wieder nach vorne richte und schnell alles eintippe.
Nächste Woche schon?
"Aber Sie sagten mir gestern, dass wir in 2 Wochen fliegen, oder etwa nicht?"
"Die Kollegen in Spanien haben irgendwelche wichtigen Termine und haben deshalb auf nächste Woche vorverlegt. Ist das ein Problem?"
"Nein, alles Gut. Fahren Sie fort."
Ich höre seine Schritte, die sich mir nähern und halte meinen Atem an, als er sich auf die Kante meins Tisches niederlässt und mir somit ziemlich nah ist.
"Anschließend fahren wir zum Flughafen und nehmen dann den Privatjet der Firma. Da der Flug bis zu 12 einhalb Stunden dauern wird, würden wir gegen 18:30 Uhr in Madrid ankommen und somit noch etwas Zeit haben um vielleicht die Stadt am Abend zu besichtigen oder was auch immer zu tun, bevor es dann in den nächsten Tagen Stressig wird. Meeting's und mehrere Verträge warten bereits auf uns, die wir in der Santos Industrie regeln werden. Galas und Geschäftsessen wird es wahrscheinlich auch geben, also packen Sie sicherheitshalber passende Kleidung ein. Ach und vergessen Sie nicht, dass wir eine Geschäftsreise machen und keinen Urlaub also haben Sie bloß keine Hoffnung auf Touristen Kram."
Meine Finger gleiten geschickt und schnell über die Tastatur um jedes einzelne Wort in Stichpunkten verarbeiten zukönnen. Ich hatte mich eigentlich gefreut, Spanien besichtigen zukönnen und vielleicht auch Spaß haben zukönnen, doch das kann ich leider jetzt vergessen. Andere Länder, Kulturen und Religionen besichtigen...
Vor 3 Jahren war mein größter Wunsch gemeinsam mit James auf Weltreise zu gehen. Alles und jeden einfach hinter uns zu lassen und für eine Zeit lang Frei sein.
Weg von Problemen, Stress und Druck, einfach alles hinter uns lassen...Doch der Unfall zerschmetterte alles.
Meine Wünsche wurden innerhalb von wenigen Minuten zerbrochen, zerrissen und einfach nur zerstört.

"Ms Collins!"
Ich zucke erschrocken zusammen und blicke verwirrt hoch in die blauen Augen, die mich kritisch mustern.
"Wo sind Sie denn mit den Gedanken?"
Ich spüre wie mir die Hitze langsam ins Gesicht steigt und streiche mir unauffällig die braunen Haarsträhnen vor mein wahrscheinlich schon rot glühendes Gesicht.
"Entschuldigung."
Ich spüre Mr Connor's intensiven Blick auf mir, als er langsam seine Hand hebt, sie zu mir gleiten lässt und mir anschließend einige meiner braunen Strähnen wieder hinter das Ohr schiebt. Mein Blick bleibt peinlich berührt gesenkt, während ich versuche meinen zu schnellen Atem zu regulieren.
Eine brennende Hitze durchfährt meinen kompletten Körper, als sein Bein plötzlich meinen Arm leicht streift.
Was ist bloß los mit mir? Ich kann mich doch nicht zu meinem Chef angezogen fühlen...
Mein Kopf hebt sich wie von selbst zu seinem Gesicht, als er seine Hand zurück zieht und sie auf dem Tisch neben sich ablegt. Seine markanten Wangenknochen sind trotz seines dunklen Bartes deutlich zu sehen, während seine hellen blauen Augen, mit den kleinen grünen Kristallen förmlich durch den dunklen Kontrast seiner Haare und dem Bart raus strahlen. Mein Blick gleitet weiter runter zu seinen vollen einladenden Lippen, die leicht offen stehen und noch verführerischer als sonst wirken. Wie kann man bloß so wunderschön sein?
"Wenn Sie dann so weit sind, würde ich gerne fort fahren, Ms Collins." höre ich ihn plötzlich viel zu Nah an meinem Gesicht flüstern.
Ertappt sinke ich meinen Blick wieder auf den Bildschirm vor mir und höre ein leises schmunzeln seiner seits.
"Ich möchte, dass Sie heute noch die Hotelzimmer im Hotel Hesperia Madrid unter meinen Namen buchen. Mein Name ist bei denen bereits bekannt, also sollte es auch keine Probleme geben."
Er streckt seine Hand in die Hosentasche und zieht kurz darauf sein Handy raus auf dem er nun schnell herum tippt. Ich betrachte die voll getippte Seite vor mir und kontrolliere meine Stichpunkte nochmal.
"Ich schicke Ihnen den Link der Homepage des Hotels auf Ihr Smartphone, ok?"
"In Ordnung. Sonst noch irgendwas, was ich für die Reise mitnehmen oder wissen soll?"
Er überlegt kurz bevor er dann langsam den Kopf schüttelt.
"Sollte ich irgendetwas vergessen haben, schicke ich es Ihnen zusammen mit den Terminen aus Madrid in einer Email. Lassen Sie mich noch gucken was Sie notiert haben."
Er erhebt sich von seinem Platz und stellt sich hinter mich, während die linke Hand neben meiner Hand auf dem Tisch gelehnt ist und die andere meine Computer Maus nimmt und beginnt sich die Notizen durchzulesen. Ich spüre seinen warmen Atem Nah an meinem Nacken und habe langsam Angst, dass er die Gänsehaut sieht, die in meinem Nacken und Rücken entstanden ist.
Er riecht gut. So gut, dass der Geruch fast meine kompletten Sinne benebelt. Ein Hauch von Minze und Parfüm. Ein wohl teures Parfum...
"Ich sagte doch, dass der Flug um 6 Uhr beginnt, stimmt's?"
Sein heißer Atem an meinem Hals, während er leise spricht, fast schon flüstert, verursacht dort ein brennendes Prickeln.
"Ja das sagten Sie bereits."
Ich versuche mich zu konzentrieren und schaue auf den Bildschirm.
"Und wieso steht da dann 7 Uhr?"
Ich runzel leicht meine Stirn und lese mir den Satz, den ich dort hingetippt habe erneut durch. 7 Uhr... Das hatte ich wirklich hin geschrieben.
"Oh...Das hatte ich gar nicht bemerkt, Es tut mir Leid."
Er klickt mit der Maus darauf und beginnt den Satz zu korrigieren. Während seine Finger der linken Hand geschickt auf der Tastatur rum tippen, streicht er ab und zu versehentlich meine Hand die ich nah an meiner Brust gepresst halte. Mir wird immer wärmer und auch mein Atem wird viel zu schnell.
Wieso muss mein Körper auch so auf ihm reagieren?
"So, sonst ist alles richtig. Und wie gesagt, schicke ich Ihnen weiteres in einer Email."
Er erhebt sich von der zu Nahen Position und geht einen Schritt zur Seite, sodass die komplette Wärme mich verlässt und das Prickelnde Gefühl schwächer wird.
"Buchen Sie die Hotelzimmer und machen Sie danach Feierabend. Schönen Tag noch, Ms Collins."
"Danke, ebenso!"
Ich schaue ihm hinterher, wie er das Büro mit einer Hand in der Hosentasche und die andere am Handy, verlässt.
"Ach und Ms Collins..."
Mr Connor erscheint kurz darauf wieder in meinem Büro und mustert mich.
"Ich möchte nicht, dass während der Arbeitszeit irgendwelche Pausen mit Kollegen im Büro gemacht werden, Verstanden?"
Sein Ton klingt ruhig, doch sein Blick ist kühl und leicht wütend.
"Es kommt nicht wieder vor, Mr Connor."
Mit einem zufriedenem Ausdruck, dreht er sich um und verlässt mit zügigen Schritten mein Büro.


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Hey❤

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich würde mich über Feedback sehr freuen!

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