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"Süße, ich geh jetzt aus dem Haus. Wir sehen uns dann am Sonntag und ruf mich an, wenn was ist, verstanden?"
Ich schmunzel leicht über Mirandas fürsorgliche Art und steige in den Aufzug.
"Ja ich habe verstanden. Viel Spaß und komm gut an!"
Ich lege auf und packe mein Handy wieder zurück in die Tasche. Ich mache mich auf dem Weg runter in die Tiefgarage und suche nach meinem Auto.
Die Woche, ohne Mr Connor ist ziemlich stressig vorüber gegangen. Ich hatte jeden Tag entweder ein wichtiges Telefonat, ein wichtiges Gespräch oder ein wichtiges Meeting.
Heute ist mittlerweile Freitag, dies bedeutet die stressige Woche ist vorbei und Mr Connor wird Montag in der Firma wieder erscheinen. Ich gebe es ungern zu, doch in meinem Inneren bildet sich eine große Vorfreude ihn endlich wieder zusehen.
Miranda bekam in der Woche ein besonderes Angebot von einer Braut in Kalifornien. Sie wird morgen heiraten und wünscht sich ein perfektes Styling mit Make-up und Haare von Miranda. Miranda hat das Angebot sofort angenommen und ist kurz darauf auch schon auf der Couch im Wohnzimmer kreischend rum gesprungen.
Das heißt dann wohl für mich, ich muss das Wochenende alleine verbringen, da auch Sarah etwas vor hat und Timo zu seinen Eltern fährt.
Ich packe den Autoschlüssel aus meiner Tasche, schließe mein Auto auf und fahre erschöpft nachhause.

Nach einer erfrischenden Dusche, lege ich mich mit meinem Buch ins Wohnzimmer auf die Couch und kuschel mich in meine grüne Decke.
...
Ein lautes Surren lässt mich zusammen zucken. Ich schaue mit gerunzelter Stirn auf die Uhr, die neben der Tür an der Wand hängt.
23:11 Uhr
Ich muss während dem Lesen wohl eingeschlafen sein. Das Buch liegt auf dem Boden und knickt einige Blätter. Verwundert hebe ich es auf und streiche mir meine wirren Haare aus dem Gesicht. Das laute Surren der Tür ertönt wieder und lässt mich leicht nervös werden. Wer kann das bitte um diese Uhrzeit noch sein?
Ich richte mich etwas ängstlich auf und zupfe an meiner kurzen Short rum. Ich schleiche mich leise zur Tür und schaue durch den Spion raus in den Flur. Nichts als Dunkelheit kommt mir entgegen, was mich leicht zum zittern bringt. Ich drehe mich panisch um und renne in die Küche. Ich packe mir das schwere Nudelholz und schleiche zurück zur Tür. Als es plötzlich laut an der Tür klopft, zucke ich zusammen und lasse beinahe das Holz auf meine Füße fallen.
Ok, tief ein und ausatmen...
Meine zitternde Hand liegt auf der Türklinke, während die andere das Nudelholz beschützerich und kampfbereit festhält.
"Wer ist da?"
Meine Stimme kommt laut, jedoch zitternd aus mir raus und ich warte auf eine Antwort. Stattdessen wird wieder kräftig gegen die Tür geklopft, was meinen Körper leicht vibrieren lässt, da er an der Tür gepresst ist.
Ich atme ein letztes Mal tief durch, trete eine Schritt zurück und halte das Nudelholz bereit. Ich öffne die Tür mit einem Schwung und bin kurz davor das schwere Holz gegen die Person zuschlagen, als sich plötzlich eine warme Hand um mein Handgelenk legt und mich zurück in die Wohnung schiebt.
Ich kneife meine Augen fest zusammen und spüre wie kleine Schweißtropfen meinen Rücken runter fahren.
"Hey keine Angst, ich bin es!"
Ein kalter Schauer durchjagt meinen Rücken hinunter und ich öffne schnell meine Augen. Was zum...
"Etwas besseres haben Sie nicht zuhause? Ein Nudelholz?"
Ich blicke verwirrt hoch in das belustigte Gesicht von Mr Connor. Der starke Geruch von Alkohol wird mir ins Gesicht gepustet.
Was macht er so spät hier? Und ist er etwa betrunken?
"Was...Was machen Sie hier, Mr Connor?"
Er stolpert von mir weg und geht mit unsicheren Schritten in die nahe gelegene Küche. Wie viel hat er bloß getrunken?
"Ach, ich war so in der Nähe...da dachte ich mir, ich könnte Ihnen einen Besuch abstatten!" Seine Stimme klingt für einen betrunkenen ziemlich normal und auch seine Worte kommen ohne lallen raus.
Er schiebt sich einen Stuhl ran und will sich hinsetzten, stolpert jedoch und ist kurz davor hin zu fallen. Ich trete schnell nach vorne und schlinge meine Arme um seine breite Brust und helfe ihm sein Gleichgewicht wieder zu finden. Ein starkes Kribbeln entsteht, was mir leicht den Atem stocken lässt. Er findet kurze Zeit später sein Gleichgewicht wieder und setzt sich mit meiner Hilfe richtig hin. Sein Atem, der stark nach Alkohol riecht, prallt mir wieder ins Gesicht, woraufhin ich mich von ihm abwende und ein Glas aus dem Schrank hole.
"Schöne Shorts, Ms Collins! Etwas kurz, aber perfekt." Ich schaue unauffällig an mir runter und bemerke, dass ich noch immer meine kurze rote Shorts trage, die unter meinem Hintern endet. Ich ignoriere gekonnt seine Aussage und gieße in das Glas, Wasser ein.
"Wie viel haben Sie getrunken, Mr Connor?"
"Weiß ich nicht mehr. Ich glaube 2 oder 3...vielleicht auch 4 Bier. Bin mir nicht mehr sicher. " Er legt seinen Kopf auf den Tisch ab und malt mit seinem Finger kleine Kreise auf dem Tisch. Wieso lässt er sich voll saufen und erscheint später dann in der Wohnung seiner Assistentin? Ich überreiche ihm das volle Glas Wasser und schnappe mir einen grünen Apfel aus der Obst schale, bevor ich mich auf den gegenüber liegenden Stuhl niederlasse. Er nimmt sich das Glas und trinkt es in einem Zug leer. Ich mustere ihn ein wenig, während er sich in seinem Stuhl zurück lehnt und seine Augen schließt. Sein schwarzes Hemd sitzt eng an seiner Brust und betont seine Muskulösen Arme.
"Wieso sind Sie wirklich hier, Mr Connor?"
"Adam...nenne mich Adam! Wir sind hier unter uns, also können wir uns duzen."
Er zwinkert mir zu und steht auf. Ich soll ihn duzen? Der Alkohol muss echt krass in seinem Blut rum fließen, dass der nichtmal merkt was er sagt.
"Das beantwortet nicht meine Frage. Wieso sind Sie.."
"Du! Du sollst mich duzen!" Er blickt mich etwas genervt an und verlässt die Küche. Bevor er noch runter fällt, laufe ich ihm schnell hinterher.
"Schicke Wohnung! Du wohnst hier nicht alleine, stimmt's? Die ist nämlich viel zu groß für eine Person."
Er lässt sich im Wonzimmer auf die Couch fallen und nimmt mein Buch, das noch immer auf dem Tisch liegt zur Hand.
"Ich wohne hier mit meiner Freundin Miranda. Die vom letztem mal im Club."
Er schaut hoch und grinst mich wissend an.
Mist...Er denkt bestimmt an den Vorfall, an dem Miranda mich blamiert hat.
"Aha. Die Freundin also.."
Sein provozierendes Grinsen liegt ihm breit im Gesicht.
"Jetzt beantworten Sie mir meine Frage. Was machen Sie so spät hier? Und wieso sind Sie betrunken?"
Er streckt seine Beine aus, legt seinen Kopf ins Kissen und schließt seine Augen.
"Heute ist ihr Todestag..."
Er öffnet seine Augen und schaut mir mit einem traurigen Blick direkt in mein verwirrtes Gesicht.
Wer ist gestorben?
"Sie hat immer gesagt, man soll stark bleiben und Geduld haben. Jeder hat mal eine schwierige Zeit, und irgendwann ist sie vorbei. Man soll bloß Geduld haben."
Ich setzte mich auf die Couch neben ihm und lasse ihn kein einziges mal aus den Augen. Das helle blau mit den grünen Kristallen, glänzt und zeigt eine tiefe Trauer. Die sonst so kalten und Emotionslosen Augen, sind warm und verletzlich.
"Aber was ich nicht verstehe ist, dass sie sich selber nicht daran gehalten hat. Sie ist gegangen, hat mich verlassen und hat ihr Leben aufgegeben. Sie hat sich das Leben genommen, in der Hoffnung Frieden zu finden..."
Redet er vielleicht über seine Mutter? Mir stockt der Atem als mir der Gedanke kommt. Jakeline sagte, sie war psychisch krank. Ist sie das, über die er redet?
"Adam, wer ist gestorben?"
Aus mir kommt ein leises Flüstern und mir fällt auf, dass ich ihn mit dem Vornamen angesprochen habe.
Er schaut mich mit großen Augen an und setzt sich aufrecht hin.
"Sag meinen Namen nochmal.."
Er schaut mich mit einem intensiven Blick an, während die Trauer in seinen Augen verschwindet.
"Adam..."
Ich bin mir nicht sicher ob er es hörte, da es wieder mal flüsternd aus mir raus kam, doch seinem Blick zumute hat er es deutlich gehört.
"Ich weiß nicht wieso ich hier bin, Katy. Obwohl ich getrunken habe, bin ich einfach in ein Taxi gestiegen und hier hin gefahren. Hier, bei dir fühle ich mich irgendwie wohl. Ich weiß nicht wieso, vielleicht liegt es auch einfach an dem Alkohol."
Seine Worte verursachen ein warmes Kribbeln in meiner Brust, auch wenn ich mir Sicher bin, dass er alles nur wegen dem Alkohol sagt. Er ist betrunken und weiß nicht was er sagt. Morgen früh, wenn er aufwacht wird er sich eh nicht daran erinnern können und wieder der kalte Eisbrocken sein, da bin ich mir Sicher.
Er rückt näher an mich ran und legt seine rechte Hand an mein Nacken, während die andere eine lose Strähne hinter mein Ohr schiebt. Mir stockt der Atem und meine Hände fangen an leicht zu schwitzen.
"Katy Collins...Du bist so schön, weißt du das? Du bist so süß und klug. Du siehst in jedem Menschen bloß das gute. Doch weißt du... Ich erkenne, dass auch du tief in dir etwas verbergst. Etwas zerstört auch dich von innen, doch du lässt niemanden sehen, dass du verletzt bist. Habe ich Recht?"
Woher weiß er das?
Ich senke ertappt meinen Blick und ignoriere seine Frage. Doch kurz darauf spüre ich seinen Finger an meinem Kinn, der meinen Kopf wieder hoch hebt, sodass ich gezwungen bin ihm in die Augen zu schauen. Diese wunderschönen blauen Augen, mit den kleinen grünen Kristallen. Ich verspüre ein warmes Prickeln an meinem Kinn und die Hitze die von ihm ausgeht, jagt meinen Körper runter.
Er kommt mir immer Näher, bis sich unsere Nasen leicht berühren. Seinen warmen Atem spüre ich auf meinen Lippen, was mich leicht nervös macht. Ich spüre einen warmen Schauer über den Rücken, während er mir noch Näher rückt, sodass sich unsere Lippen leicht streifen.
Will er mich etwa küssen?
Meinen letzten Kuss hatte ich vor drei Jahren, mit James. Sollte ich es wirklich wagen ihn hier und jetzt zu küssen?
Mein Herz schreit panisch, ja.
Doch mein Gehirn das komplette Gegenteil. Wie hieß es früher immer?
Höre auf dein Herz...
Seine Augen verlassen keine Sekunde meine. Er blickt mich mit einem bittenden Blick an, doch ich mache ihm einen Strich durch die Rechnung.
Ich lege meine Hände auf seine harte Brust und schubse ihn leicht von mir weg. Sein verwunderter Blick wird plötzlich gegen ein wütenden eingetauscht.
"Adam es tut mir Leid, aber es ist einfach falsch...ich bin deine Assistentin und du mein Boss! Das geht nicht."
"Dann lass uns das für einen Moment vergessen!"
Er rückt mir wieder Näher, doch ich stelle mich hin.
"Es geht nicht...du bist betrunken Adam! Du weißt nicht was du sagst oder tust. Du wirst dich morgen früh an nichts mehr erinnern können, soviel hast du getrunken!"
"Weißt du eigentlich.."
"Es wäre besser wenn SIE jetzt gehen, Mr Connor..." das 'Sie' betone ich extra um ihm klar zu machen, dass es nicht weiter geht.
"Na schön, Ms Collins, wie Sie wünschen!"
Die plötzliche Kälte in seinen Augen, lässt mich leicht zusammen zucken.
"Ich rufe mir ein Taxi und verschwinde sofort."
Er holt sein Handy aus der Hosentasche und geht Richtung Haustür, die er mit einem starken Ruck aufmacht und sie hinter sich laut zuknallt. Ich zucke wieder einmal stark zusammen und lege verzweifelt mein Gesicht in die Hände.
Wieso macht er sowas? Er wird morgen früh aufstehen und wahrscheinlich einen Black Out haben, doch ich...ich werde mich an alles erinnern können.
Das Vibrieren meines Handys schreckt mich aus meinen Gedanken hoch und ich nehme es zur Hand. Eine neue Nachricht von Miranda.

"Ich bin gut angekommen. Melinda ist eine wahre Schönheit! Sie wird in dem Brautkleid wunderschön aussehen. Ich schicke dir morgen Bilder, ok?
Gute Nacht!"

Gute Nacht, Miranda...

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Hey❤

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Ich würde mich über Feedback sehr freuen!

Schicksal?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt