Kapitel 19.

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"Wir sollten weiter nach Mexiko fahren." Madison ließ sich seufzend in den Beifahrersitz zurück fallen. Wir hausten mittlerweile schon drei Tage in dem Haus und Mia hatte die Hoffnung noch nicht verloren, dass ihre Eltern zurück kommen würden. Alicia war für sie da und übernahm deren Rolle so gut sie konnte und trotzdem war Mia nicht glücklich.

"Mia würde das nicht verkraften. Sie ist doch noch immer in dem Glauben, dass ihre Eltern Heim kommen würden." Ich umklammerte das Lenkrad fester. Wir fuhren gerade von einer nicht wirklich erfolgreichen Besorgungstour zurück.

"Was haben wir denn für eine andere Option, Elyza? Ich will nicht, dass meine Familie weiterhin in Gefahr ist. Ich will nicht mehr vor Walkern davon laufen müssen oder von Menschen bedroht werden, weil wir sie versehentlich ohne es auch nur zu wissen, verärgert haben." Ich verstand Madison, schließlich wollte ich das alles genauso wenig, aber es war unumgänglich. Die Welt war nun, wie sie eben war und wir hatten keine andere Wahl. "Diese Militärstation ist unser sicherer Hafen. Du warst doch die erste, die Alice vertraut hat." fuhr sie fort. Ich spürte Madisons ernsten Blick auf mir ruhen.

"Du weißt, dass ich auch nicht will, dass einem von uns etwas passiert, aber wir wissen nicht, ob diese Militärbasis denn überhaupt existiert, geschweige denn ob die uns aufnehmen würden und ob es da wirklich sicher ist. Ich meine wir kommen doch so auch gut zurecht." Ich hatte beschlossen nichts zu Alice zu sagen. Ich hatte ihr vertraut und ich glaubte ihr, aber sie selbst hatte kaum Informationen gehabt.

"Ja, das ist mir alles bewusst. Wir haben noch nicht mal einen genauen Standort der Basis und trotzdem wäre es es Wert." Stille. Pure Stille hüllte das Innere des Autos ein. Madison schwieg für eine Weile und ich wollte nichts dazu sagen. "Du weißt, dass ich nicht die einzige bin, die so denkt, Elyza."

"Travis vermute ich auch." sagte ich mit rauer Stimme.

"Zum Beispiel. Chloe, Chris und Victor auch. Ich bin mir sicher, dass Alicia sich uns anschließt."

"Das klingt, als würdest du den Rest zurück lassen wollen." Sorgenfalten machten sich auf meiner Stirn breit.

"Das würde ich niemals tun, das weißt du."

"Alicia hat mich darauf angesprochen, dass du eure Familie mehr zusammen treibst." meinte ich ohne auf ihre Aussage zu reagieren. Die Madison, die ich kennengelernt hatte, würde alles für ihre Familie tun, die Frage war nur, ob jeder aus unserer Gruppe in dem Fall für sie Familie war oder ob es nur Travis und die 'Kinder' waren.

"Das würdest du auch tun."

"Ich weiß, ich habe versucht es ihr zu erklären. Zumindest das was offensichtlich ist."

"Das da wäre?"

"Kurz gefasst, dass du Angst hast noch jemanden zu verlieren und du ein Auge auf jeden den du liebst haben willst."

"Das stimmt auch. Aber ich will nicht, dass du denkst, dass ich mich um Chloe, Victor, Mia oder dich nicht sorgen würde, ab-"

"Aber wir sind nicht deine Familie. Ich weiß." unterbrach ich sie. Ich atmete tief durch, bevor ich fort fuhr. "Und ich verstehe dich, aber ich will, dass du weißt, dass Alicia die wichtigste Person in meinem Leben ist und ich mich deshalb genauso sehr um sie und jeden anderen der ihr oder mir am Herzen liegt sorge-" Dieses Mal unterbrach Madison mich.

"Ich muss dich korrigieren, Elyza. Ihr seid wohl eine Familie für mich, besonders du, aber eben anders. Wir helfen einander und sind für einander da und das zählt. Ich würde auch niemals einen von uns zurück lassen und nur weil ich versuche die blutsverwandte Familie zusammen zuhalten, heißt das nicht, dass ich euch loswerden will, aber ich will genauso wenig den Draht zu meinen Kindern und zu Travis gefährden."

"Und was ist mit Chris?" Es hatte mich gewundert, dass sie die ganze Zeit über nie ein Wort über ihn verloren hatte.

"Wenn ich sage 'meine Kinder', schließe ich ihn ein. Ich verstehe mich besser mit ihm als vorher und ich will das nicht verlieren." sagte sie und starrte aus dem Fenster, als ich vor dem großen Wohnhaus parkte.

"Ich werde mit Mia reden und es ihr erklären." waren meine letzten Worte bevor ich ausstieg und ins Haus ging.

Alicia saß auf einem Sessel im Wohnzimmer und spielte mit dem Messer in ihren Händen. Sie wirkte konzentriert.

"Du bist diejenige, die 300 meiner Krieger bei lebendigen Leib verbrannte."

"Du bist diejenige, die sie zu uns geschickt hat, um uns zu töten."

Es war wieder einer dieser Flashbacks gewesen, der durch meinen Kopf schoss. Noch immer hatte ich das Bild von der Brünette, von Lexa, vor mir, wie sie auf dem hölzernen Thron saß und mit eiserner Miene zu mir runter starrte. Wie ihre Kriegsbemalung ihre Augen zum funkeln brachte.

"Elyza!" sagte Alicia und der ernste Blick verschwand sofort aus ihrem Gesicht, stattdessen lächelte sie und kam mit offenen Armen auf mich zu, um mich zu begrüßen. Ihre Arme schlang sie um meinen Nacken und ihre Lippen landeten auf meinen. "Wo ist meine Mum?" sie klang ein wenig besorgt. "Ist alle okay?" Ich war noch immer nicht ganz bei der Sache und noch viel zu benommen von der Erinnerung und den Bildern die durch meinen Kopf schossen. Lange war es her, dass ich zuletzt einen Flashback hatte.

"Äh ja. Sie müsste noch draußen sein." antwortete ich. Das kleine Fältchen auf Alicias Stirn, welches in gewisser Weise wirklich süß war, verschwand und ihr Lächeln wurde größer.

"Lässt du sie die Vorräte etwa ganz alleine rein tragen?" kicherte sie und setzte einen gespielten entsetzten Blick auf.

"Wir hatten nicht wirklich Erfolg, Schatz. Tut mir leid, aber ich hab was für dich." Ich griff in die Tasche meiner Lederjacke und zog einen Schokoriegel raus, ehe ich ihn Alicia hinhielt. Sie hatte mal erwähnt, dass sie die Sorte liebt, aber sie sie wohl zu selten zu Hause gehabt hat.

"Danke, Lyz." Sie küsste mich ein weitere Mal und nahm den Riegel entgegen.

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Ich bedanke mich schon mal für jegliche Art von Kritik.

Maybe in another life~(Band II) *pausiert*Where stories live. Discover now