Kapitel 2.

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Elyzas POV:

Im Schatten eines Baumes ließen wir uns nieder. Ich rupfte ein paar Grashalme aus der Erde und spielte mit ihnen.

"Also, fang an" lächelte die Brünette.

"Ich...also, naja...äh" ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte. Als ich sah wie dieser Kerl, meinem Vater eine Kugel in den Rücken jagte, kam alles hoch. Alles was ich die letzten Tage, Monate, Jahre so gut verdrängt hatte. Jedes Detail, jeder absurde Gedanke, jede Sorge, jede Angst, jede Erinnerungen. Erinnerungen an die betrunkenen Typen, die damals immer versucht hatten mich anzufassen, wenn ich in diesen kleinen Bars gearbeitet hatte um Geld zu verdienen. Die Erinnerungen an die vielen Fluchten vor der Polizei, wenn ich mal wieder irgendwelchen Scheiß in irgendeinem Kiosk gestohlen hatte. Die Erinnerungen an die nervigen One-Night-Stands, die jedes Mal versuchten sich öfter mit mir zu treffen und mich dabei an Chloe erinnerten. Sie sagte mir damals, dass eine Beziehung nicht auf einem One-Night-Stand aufgebaut werden kann. Unsere Beziehung baute sich auf einem One-Night-Stand auf, doch nach unserer 'Trennung' glaubte ich auch daran. Ich machte mir nichts aus den vielen Frauen, bis die Eine kam, bis Alicia kam.

"Lyz?" sachte legte sie eine Hand auf meine, was mich zusammen zucken ließ. Sofort nahm sie die Hand von meiner und legte sie mit dem Blick zu Boden gesenkt in ihren Schoß.

"Tut mir leid, ich-"

"Nein, schon gut." meinte sie.

"Alicia, es tut-"

"Es ist okay, Elyza. Ich verstehe das" sie wendete ihren Blick wieder mir zu. "Du musst auch nicht drüber reden, wenn du nicht willst" einfühlsam sah sie mich an.

"Ich will es doch, aber" kurz stockte ich und riss einen weiteren Grashalm aus der Erde "ich weiß nicht wo ich anfangen soll, was ich sagen soll. Ich hab noch nie mit irgend jemandem über meine Vergangenheit geredet." deprimiert sah ich zu Boden.

"Hey, es ist okay. Überleg es dir, aber du weißt, dass du immer mit mir über alles reden kannst. Ich bin für dich da, Elyza" Ich nickte.

Alices POV:

Meine Schritte wurden schneller, als ich ein Röcheln und Keuchen hinter mir wahrnahm. Ich warf einen kurzen Blick nach hinten. Beißer. Mindestens 10. Kurz überlegte ich. Ich hatte keine Munition mehr, jeglich ein Messer. Es wäre zu riskant, sie jetzt zu töten. Stattdessen begann ich zu rennen, bis ich auf einen Bach stieß. Ich blickte kurz zurück. Keine Beißer zu sehen, aber es war sicherer durch den Bach weiter zu gehen. Also lief ich eine Weile durch das kleine Gewässer, damit die Beißer mich nicht verfolgen konnten. Meine Schuhe und Socken waren durchnässt, als ich aus dem kalten Wasser ging. Die Blätter auf dem Boden klebten teilweise an meinen Schuhen. Der nasse Stoff meiner Hose haftete an meinen Beinen. Früher, bevor dass Alles begannen hatte, hätte ich wahrscheinlich auf der Stelle angefangen rum zujammern, aber jetzt waren es nur kleine Unannehmlichkeiten.

Meine Beine führten mich weiter durch den Wald. Die Bäume wurden weniger, gaben eine gute Sicht auf eine große, umzäunte Wiese frei. Meine Blicke schweiften über die Lichtung und fanden ein großes Wohnhaus und eine große Scheune. Ich entdeckte Menschen. Menschen, die Beißer töteten, Zäune reparierten und sich unterhielten. Ich beschloss meine Entdeckung noch eine Weile zu beobachten, um heraus zu finden, ob diese Leute gefährlich waren.

Elyzas POV:

Genau genommen hatte ich Angst davor Alicia irgendwas über meine Vergangenheit zu erzählen. Ich hatte Angst sie zu verschrecken, dass sie zu geschockt wäre, oder sich distanzieren würde.

"Versprichst du mir, bei mir zu bleiben?" brach ich das Schweigen, dass nun seit einigen Minuten herrschte.

"Ich werde immer bei dir sein" ihre Stimme klang entspannt, fürsorglich und doch ein wenig neugierig.

"D-damals, nachdem ich von meinen Eltern abgehauen war, fuhr ich mit dem Motorrad durchs Land. Ich hatte kein Ziel vor Augen, machte immer wieder halt in irgendwelchen Städten, bevor ich schließlich weiter fuhr." tief atmete ich durch. "Das Geld, dass ich mitgenommen hatte wurde mit der Zeit knapp, mir wurde bewusst, dass ich Geld verdienen musste. Also begann ich in irgendwelchen kleinen Bars nach einem Job zu fragen. Manchmal hatte ich Glück und manchmal nicht."

"Was hast du gemacht, wenn du keinen Job bekommen hast?" fragte die Jüngere.

"Das weißt du, Alicia" sie sah zu Boden "Ich stahl und hätte ich eine Waffe besessen, oder wäre nicht zu geizig gewesen um mir eine Spielzeugpistole oder ähnliches zu kaufen, dann hätte ich es auch mal gewagt, nicht einfach Alkohol oder Schokoladenriegel aus dem nächst besten Kiosk mitgehen zulassen. Ich hätte irgendeinen Laden überfallen und wäre mit dem Geld abgehauen." ich stoppte kurz, um meine eigenen Worte zu begreifen. "Meistens aber, bekam ich einen Job. Meistens in einer kleinen, verrotteten Bar in der schon Nachmittags alte besoffene Kerle hockten und mir..." ich stoppte. Das Thema wollte ich nicht weiter vor meiner Freundin erörtern.

"Und dir was?" fragte sie neugierig.

"Ist...ist nicht so wichtig." Doch, es war wichtig, wichtig für die Geschichte. Wichtig für mich und vielleicht, ja vielleicht war es ja sogar wichtig für Alicia.

"Lyz?" die Brünette legte eine Hand auf meine.

"Meistens fassten sie mich an und ich konnte nichts dagegen tun. Man hätte mich gefeuert hätte ich mich gewehrt." Ich schluckte. Mein Blick schweifte zu Alicia. Sie sah mich geschockt an aber ich wusste, dass sie schon vorher gewusst oder geahnt hatte was diese Typen getan hatten. "Sobald einer von ihnen....zu weit ging, verließ ich so schnell wie es ging den Ort." Kurz drückte sie meine Hand. Im Augenwickel sah ich wie sie ihren Unterkiefer hin und her schob. Das machte sie immer, wenn sie wütend war. Sie schien sich zu bemühen ruhig zu bleiben. "Mit der Zeit rutschte ich immer mehr ab. Mein Geld gab ich hauptsächlich für Alkohol aus, eine Weile sogar für Drogen. Ein guter Freund von mir, half mir jedoch daraus, zumindest aus der Sache mit den Drogen." ich hörte Alicia seufzen. "Als das hier begann, endete diese Geschichte." beendete ich meine Erzählung. Alicia blieb still sitzen. Sagte nichts, rührte sich nicht, hielt nur meine Hand.

"Es tut mir leid" flüsterte sie leise. Ich zuckte darauf mit den Schultern. 

"Muss es nicht"

"Geht es dir jetzt besser?" fragte sie.

"Ich weiß es nicht"

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Ich bedanke mich schon mal für jegliche Art von Kritik <3

Maybe in another life~(Band II) *pausiert*Where stories live. Discover now