40.

2.2K 153 7
                                    

„Wir müssen uns irgendwo unterbringen, sonst können wir die Nacht vielleicht nicht lebend überstehen."

Wir stehen im Kreis, in praller Sonne die uns alle ins Schwitzen bringt. Mein Arm liegt um Adams Schulter, sein Arm umklammert verzweifelt meinen Oberschenkel. Stay sieht erwartungsvoll in die Runde, hofft auf irgendeine Antwort.

„Was sollen wir nur tun?" stöhnt Louis auf und legt seine Hände ins Gesicht.

Daryl streckt die Hand aus. „Hey," sagt er ernst. „auf keinen Fall verzweifeln wir jetzt. Wir dürfen nicht aufgeben, klar?" Sein Blick schweift durch die Runde.

Harry nickt zu Boden. „Schon klar." Er sieht auf. „Nur ... Wir wissen nicht einmal wo wir sind, wie sollen wir dann wissen wo das nächste Stadt ist?" Seine Hand stemmt sich an seine Hüfte. Mit der anderen schlägt er sich auf den Oberschenkel. „Tja, das ist unser Problem."

„Ja, aber ... was ist wenn wir einfach zurück zum Wohnwagen gehen? Ich meine, dann haben wir für die Nacht wenigstens etwas über dem Kopf." meint Stay.

„Zu weit weg." stöhnt Daryl.

„Wir können nicht hier einfach rumstehen und darauf warten was wir als nächstes machen sollen." mische ich mich ein. „Wir sollten einfach weitergehen, und nicht darüber nachdenken was als nächstes passieren wird."

„Was wir auf jeden Fall nicht tun dürfen ist jetzt aufzugeben. Wir schaffen das. Alles. Wir haben viel erreicht." meint Daryl. Wir nicken ihm zustimmend zu. „Naja, ich bin ziemlich fertig. Also können wir eine Nacht erst mal hier verbringen."

„Ohne ein Dach übe dem Kopf?!" fragt Stay.

Daryl breitet seine Arme zu beiden Seite aus. „Uns bleibt nichts anderes übrig, Stay." Er geht rüber zur Straßenseite in den Wald. Bevor wir ihn verlieren gehen wir ihm nach. Meine Hand verschließt sich in die Kleine meines Bruders. Daryl stemmt sich mit den Rücken gegen einen Baum und setzt sich hin. Wir tun es ihm gleich, außer Louis. Er möchte etwas Holz für ein Feuer holen.

Erschöpft lege ich meinen Kopf gegen Daryls Schulter. „Adam," sage ich leise. Er sieht zu mir auf. Meine Hand streicht über sein Haar um es etwas zu richten. „Wo wart ihr, als ich weg war?"

Einen Moment lang starrt er mich einfach an, bis sein ganzer Körper anfängt zu zittern. Er schmiegt sich an mich dran, was dazu führt das ich doller an Daryl gepresst werde. Adam fängt an zu weinen.

„Oh nein, nein, nein." sage ich und beuge mich zu ihm runter. „Adam, sscchhh." Ich drücke ihn an mich um ihn zu beruhigen.

„Mom und Dad, May. Mom ist ... und Dad ..." nuschelt er mit zitternder Stimme raus.

„Ist okay." flüstere ich. „Ich bin hier. Du verlierst mich nicht."

______________

„Hier."

Louis schmeißt einen großen Berg Holz in die Mitte von unseren kleinen Platz. Wir bedanken uns bei ihm, weil wir alle einfach darüber froh sind endlich etwas warmes an unseren händne zu spüren. Louis ist dazu bereit es auch an zu zünden. Er meinte, er hätte das drauf.

Nach einer halebn Stunde ist das Feuer an. Es flackert und ist so warm, dass es mir so vor kommt, als würde es mich wie eine Decke zudecken.

Daryl ist gerade dabei Adams schlimme Wunden am Handgelenk zu verarzten. „Es ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht. Du warst ein Held." sagt Daryl und lächelt Adam aufmunternd zu. Schwach erwidert er es. „Keine Sorge. Das wird schon, okay?" Daryl streicht über sein Haar, bevor er die Verbände um seine Handgelenke zu knotet.

Adam nickt und lächelt breiter. Oh Gott, bin ich froh meinen Bruder bei mir zu haben. Keine Ahnung wie so ein kleiner und vor allem unerfahrender Junge da draußen überleben konnte, es ist mir gerade auch irgendwie egal, weil ich es einfach nur toll finde ihn bei mir zu haben.

Was wohl mit Mom passiert ist. Adam ist allein, wie es aussieht seid Tagen allein. Mom müsste dann einer geworden sein. Ein Beißer.

„Du brauchst Schlaf." sage ich zu Adam, der sich die Augen zusammen reibt. In Sekunden kuschelt er sich an mich dran und schließt die Augen. Ist das wunderbar.

„Danke." sage ich zu Daryl, der die Ärztlichen Sachen in seinen Rucksack steckt.

Er lächelt schräg. „Du brauchst dich nicht zu bedanken."

Mein Blick schweift zu den anderen. Louis und Stay haben sich hingelegt und benutzten ihre Rucksäcke als Kopfkissen. Harry starrt nachdenklich in das Feuer rein. Er sticht mit einen kleinen Stock darin herum.

Daryl setzt sich neben mich. „Harry," sagt er. Harry sieht zu ihm auf. „Kannst du die Wache übernehmen? Nur ein paar Stunden."

„Klar." spricht er leise und starrt wieder ins Feuer. Daryl macht es sich auf dem Boden gemütlich, nur das sein Rucksack sein Kissen ist.

„Schlaf ruhig." sagt Harry leise zu mir, damit er niemanden weckt. „Du hast es nötig."

„Du auch." widerspreche ich ihm schnell. Wir sehen uns in die Augen. Er hypnotisiert mich mit seinen. Jeder einzelne Lichtschein spiegelt sich in seinen wieder.

„Bin ich immer noch für dich gestorben?"

„Warum fragst du?"

„Weil ich das Gefühl hasse."

Kein einziges mal wenden wir den Blick voneinander ab.

„Wenn du das Gefühl hasst, dann mach doch, dass du es nicht mehr hast." erwidere ich.

Er lächelt schräg. „Wie soll ich das anstellen? Ich habe mich doch schon entschuldigt, was willst du noch?"

Ich neige den Kopf zur Seite. „Denk nach."

Seine Augen werden zu schmalen Schlitzen. Doch dann fällt es ihn ein und ein kokettes lächeln umspielt sich um seine Mundwinkel. „Das also." Seine weißen Zähne beißen in seine Unterlippe.

„Woran denkst du?" frage ich, bevor er sich versaute Gedanken vorstellt.

Er sieht ins Feuer und muss lachen. „Oh May, wie sollen wir das machen? Wie haben Leute um uns herum und dein kleiner Bruder schläft."

„Harry, worüber denkst du nach?" frage ich ihn sauer. Ich wusste doch das er es mal wieder übertreiben würde. Wieso habe ich auch gesagt denk nach? Dumm von mir. Jetzt stellt er sich versaute Sachen mit mir vor, was ich nicht erreichen wollte.

„Harry, woran denkst du?!"

„An Sex."

„Wirklich?!" motze ich ihn leise an.

„Wenn du meinst, ich soll nachdenken, dann denke ich nach und komme auf solche Ergebnisse." Er sieht mich an. Ich runzle die Stirn. Der Typ hat neh Schraube locker.

„Harry, es geht nicht um Sex, verdammt!"

Kurz sehen wir uns einfach an, dann steht er auf und steuert auf mich zu. Vor mir kniet er sich hin. „Denkst du wirklich, ich habe an Sex gedacht?" Er streicht mir vorsichtig eine Haarsträhne zurück und lässt mich keine Sekunde aus den Augen. „Ich weiß das du noch nie hattest. Das sagt mir deine Art, wie du mit Männern umgehst." Seine raue Hand legt er an meinen Hals. „Und außerdem hätte ich dich nicht verdient." flüstert er. Mein Herz bebt unter meinen Rippen. Ein Kloß in der Größe eines Footballs hat sich in meinem Hals gebildet. Ich sehe auf seine Lippen ...

Er kommt näher. „Du bist zu wertvoll." Sein heißer Atem streicht über meine Lippen. Wenige Zentimeter noch ... Ich schließe meine Augen und hoffe seine weichen Lippen jeden Moment auf meinen zu spüren.

„Ich bin nicht gut genug für dich." haucht er mir zu. Seine Hand gleitet von meinen Hals weg, sein Atem verschwindet vor meinen Lippen. „Ich werde es niemals sein."

Ich öffne meine Augen. Harry verschwindet in den dunklen Wald. Er verblast im Licht des Feuers.

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt