14.

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Irgendetwas umflattert mein Gesicht. Ich öffne die Augen, einen Spalt nur. Umrisse von einer Gestalt kann ich erkennen. Ich schließe die Augen wieder. Die Luft fühlt sich gut an.

Jedenfalls bis zu dem Punkt, als die Welt auf mich zurast und mir wieder einfällt, wo ich bin und was ich hier mache. Zack, sind meine Augen offen.

Zayn, der mir mit seiner Hand vor mir herumwedelt, sieht völlig besorgt aus. Ich liege auf den Hintersitzen des Autos und er kniet neben mir und muss lächeln, als ob ein dicker und schwerer Stein von seinen Herzen gefallen ist.

„Besser?" fragt er.

Ich nicke langsam. „Ja, besser." Meine Stimme klingt sogar für meine Ohren zitterig.

„Nichts gegessen, hm?" fragt er und drückt seine Lippen fest aufeinander. Wieder ein nicken. Er beugt sich nach vorne, greift nach etwas und wendet sich danach an mich. „Hier, iss, bevor du noch einmal neben der Spur bist ..." In seiner Hand hält er das Stück Fleisch, das von ein paar Seiten abgenagt ist. Er lächelt. Mit den Händen stütze ich mich auf und kreuze meine Beine übereinander. Schneidersitz.

Ich beiße in das Fleisch.

Verdammt tut das gut. Wie lange habe ich so etwas schon nicht mehr zwischen meinen Zähnen gehabt? Ich weiß es nicht und will auch nicht darüber nachdenken, sondern nur dieses Essen genießen. Der Geschmack ist der absolute Hammer. Ein wenig schmecke ich Barbeqoue Soße heraus. Und ein paar Kräuter, die darauf verteilt sind.

„Bitte kipp mir nicht noch einmal um." sagt Zayn. „Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte. Weil du plötzlich zusammen gesackt bist und dich nicht bewegt hast." Seine Augen wirken noch immer voller Sorge.

„Ich musste nur etwas essen ..." sage ich zu ihm.

„Das ist mir dann auch eingefallen, aber wusste nicht wie ich dir das Essen in den Magen machen soll. Also habe ich mich für die Fechelaktion entschieden. Ein Glück bist du wach geworden."

„Danke." spreche ich mit halb vollen Mund.

„Ist doch kein Problem." Er schüttelt mit seiner Hand, das Thema weg. Er wartet bis ich aufgegessen habe, erst dann spricht er weiter: „Wir sollten in die nächste Stadt fahren." Wir sehen uns an. Wegen Harry und Fly ... Mein Herz zerbricht. Fly ... Einen Moment lang starre ich in einfache Leere. Vor meinen Augen tauchen Bilder von ihr auf. Ihren hellgrauen und wachsamen Augen. Für Momente spüre ich ihr Fell in meiner Handfläche, ein zartes kribbeln. Einen Moment lang stelle ich mir vor, dass wir zusammen irgendwohin rennen. Egal wohin, einfach nur rennen. Einfach frei sein.

„May," Zayn wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht, damit ich aus dem Tagtraum gerissen werde. „Möchtest du schlafen? Dann leg dich hin und schlaf. Ich bring uns in die nächste Stadt." Er steigt nach vorne. Seine Finger umranden das Lenkrad, während seine andere Hand den Schlüssel drehen und wir los fahren. Die Ausfahrt und weiter geradeaus, wohin wir auch wollten.

Ich kann nicht schlafen, ich bin zu wach dafür.

Meine Beine strecken sich über die Abrichte und mit Schwung sitze ich im Sitz.

„Hm ... Ich schätze, wir sollten schleunigst ein neuen Wagen finden." Zayns Zeigefinger tippt auf die Tankanzeige. Oh nein, nur noch 10 km.

„Na super ..." Ich sehe aus den Fenster.

„Mach dir nichts draus." nuschelt Zayn und fährt schneller. „Wir müssten mal einen Varari finden, oder einen Lamborghini." Sein Kopf lehnt sich entspannt gegen die Kopflehne des Sitzes. „Boa, das wäre der absolute Wahnsinn." sagt er aufgeregt. Ich lächle ihn von der Seite an. Danach schweigen wir lange.

„Was meinst du, wohin könnte Harry gegangen sein?" fragt Zayn mich. Wir mussten aussteigen, weil der Tank leer war. Wir marschieren im grauen Morgenlicht durch einen Waldweg. Wieso wir durch einen Waldweg gehen? Ein grünes großes Schild stand an der Straße, mit weißen großen Buchstaben stand darauf: 'Merstham'. Es ist das einzige nächst gelegene Dorf was wir finden konnten.

Der Boden unter meinen Füßen ist feucht, es hatte wohl erst vor kurzen geregnet. Die Luft ist stickig, würgt mir fast die Kehle.

„Vielleicht zurück zum Bahnhof? Oder in die nächste Stadt, beziehungsweise Dorf. Oder ..." Ich will nicht aussprechen worüber ich jetzt nachdenke. Es ist ein ganz schlimmer Gedanke.

„Nein, das glaube ich nicht." Wir sehen uns an, mit einem Gesichtsausdruck den wir beide gerade auf dem Gesicht liegen haben. Ungewissheit. „May," Er legt einen Arm um meine Taille. „mach dir keine Sorgen. Das wird er nie tun."

„Das kannst du nicht wissen. Wenn ich da draußen wäre, würde ich mich auch ..."

„Sscchh!" macht Zayn plötzlich und legt seine Hand auf meinen Mund. Wir bleiben stehen. Zayn lauscht aufmerksam nach etwas, was er wohl gehört haben muss. Leider nur, ich höre ich nicht das, was er gehört hat. „Da war was!" flüstert er. Er zeigt mitten in den Wald. Durch den Bäumen sehe ich eine Gestalt. Für einen Zombie läuft sie zu schnell.

„Ist das ein ...?" frage ich Zayn leise.

„Nein, irgendwer anders. Komm." Er schnappt sich meine Hand und läuft mit mir quer durch den Wald. „Hey!" ruft Zayn dieser Person hinterher. Diese Person bleibt stehen und schaut in unsere Richtung. Ich kann immer noch nicht erkennen wer es ist. Aber es ist ein Mann. Für eine Frau hat er nicht die Figur. „Wir haben uns verirrt. Wir tun Ihnen nichts!" brüllt Zayn zu ihm herüber.

„Euer Problem." antwortet eine sehr tiefe Stimme. Die Person läuft weiter.

„Will der mich verarschen?" flüstert Zayn leise. „Sir, meine Freundin ist schwer verletzt!" ruft er der Person nach. Was? Ich bin doch gar nicht verletzt. Wieso sagt Zayn das?

Dieser Mann bleibt wiederum stehen, dreht sich um. „Ist sie infiziert?"

Zayn schluckt. „Nein."

Ich kneife in Zayns Arm. „Zayn, ich bin nicht verletzt." will ich ihm klar machen.

Zayn zieht seine Messer, dreht der Person den Rücken zu. „Jetzt schon. Es tut mir leid."

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt