11.

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„May!" schreit jemand.

Licht blendet mein Gesicht. Sofort kneife ich meine Augen wieder zusammen. Ich spüre dann plötzlich wie mein Unterarm zwischen etwas gedrückt wird. Meine Sehnen werden zusammen gequetscht, meine Haut wird aufgerissen. Mein Blick fällt darauf.

„Scheiße!" schreit Harry. Ich sehe zu, wie ein Zombie meinen Unterarm mit seinen Zähnen aufbeißen will. Mein Verstand realisiert nicht sofort, genauso wie er nicht sofort handelt. „May, nein!" ruft Harry. Als der Untote fast seine ganzen Zähne in mein Fleisch gebohrt hat fällt ein Schuss. Er verliert sein Gleichgewicht und liegt auf dem Boden. Tot.

Zayn rast auf mich zu, schnappt sich meine Schultern und sieht mich an. „Alles okay?" Ich nicke, bin immer noch benebelt. Wäre Harry nicht gewesen, würde ich einer von denen sein, oder ich wäre tot. Zayn nimmt sanft meinen Unterarm in seine rauen Hände und sieht Blut an.

„Verdammt ..." sagt er und sieht mich mit großen Augen an. Er schluckt schwer. „Harry, sie ..." Seine Hand schlägt meinen Unterarm wertlos weg, er nimmt Abstand.

„Bist du dir sicher?" fragt jetzt auch Harry besorgt.

„Nicht wirklich ..."

Blut fließt meine Hand herunter. Bin ich etwa gebissen worden? Wie konnte das in so schneller Zeit passieren? „Was ... was ist?" frage ich sie panisch und Steuer auf sie zu. Sie gehen Schritte zurück. Ich sehe auf den Arm. Das ist keine Bisswunde, sondern einfaches Blut das wohl von dem Zombie stammt.

„May ... Blut." sagt Zayn und zeigt auf meinen Arm. „Du wurdest ... gebissen."

„Wow, warte," sage ich zu ihm. „Das ist nicht meines!" Ich wische, um ihn zu beweisen das es wirklich nicht mein Blut ist, über meinen Arm. Das Blut verwischt nur wenig, aber man kann erkennen das ich keine Wunde habe.

Erleichtert atmet er aus. „Puh, das war knapp." sagt er und lächelt mir zu.

„Sei das nächste mal vorsichtiger." sagt Harry. Er legt sich die Waffe über die Schulter und verschwindet im Dunklen. Was hat er gerade gesagt? Ich soll vorsichtiger sein? Bei dieser Dunkelheit soll ich aufpassen?! Will mich dieser Junge verarschen?

„Stopp!" rufe ich zu ihm. Zayn leuchtet Harry an, der widerwillig stehen bleibt, sich umdreht und mich ansieht. Ich gehe auf ihn zu. „Hast du gerade gesagt, ich soll ich vorsichtiger sein?!"

„Schwerhörig, Mylady?" sagt er wie aus der Pistole geschossen.

Ich runzle die Stirn. „Nein! Aber wie soll ich vorsichtiger sein, in dieser Dunkelheit? Du hast doch was zu mir gesagt vorhin."

„May, da stand ich vor dir." Sein Oberkörper beugt sich etwas vor, damit ich ihn genau höre. Ein genauer Blick in meine Augen. Seine grünen Augen glitzern in dem Licht der Taschenlampe, ich sehe aber noch etwas ganz anderes. Sie speien Feuer. Wut. Sein Blick durchdringt mich von oben bis unten, erst dann dreht er sich um und geht weiter. Er lässt mich einfach stehen.

„Gibst du mir jetzt die Schuld?!" rufe ich ihm nach. Er wedelt meine Frage mit seiner Hand ab und je mehr er in der Dunkelheit geht, verblasst er. Fly rennt zu ihm. Na, vielen dank auch, Fly. Stellst dich natürlich auf seine Seite!

Zayn stellt sich neben mich. „Mach dir nichts draus." flüstert er.

Meine Hände ballen sich zu Fäusten. „Dieser ..." Ich knurre vor Wut. Wieso gibt er mir jetzt die Schuld, dass ich fast gebissen worden wäre? Ich konnte doch gar nichts dafür. Ich dachte der Zombie ist Harry. Aber dabei stand Harry vor mir. Ins geheim Frage ich mich, wie nah er vor mir stand ... Oh mein Gott, May! Schreit mein Unterbewusstsein. Worüber denkst du nach? Er ist fies und kalt. Du kannst die Gedanken doch nicht ernst meinen, oder?

Ich schnaube auf.

„Na los, wir können ihn nicht alleine lassen." meint Zayn und zieht mich am Ellenbogen mit sich mit zu Harry. Mal wieder ist dieses Schweigen unter uns dreien anwesend. Ich kicke einen Stein zur Seite, stecke meine kalten Hände in die Jacke und konzentriere mich darauf, wie sie sich erwärmen. Der leichte Wind fliegt sanft durch die Bäume, so das die Blätter Musik von sich geben. Ich schließe meine Augen, laufe einfach weiter. Genieße den Moment.

Oh, wie ich mir wünsche bei meinen kleinen Bruder zu sein. Ihn an mich zu ziehen, seine dunkelbraunen Haare zu verwuscheln, seine Stirn zu küssen.

„Wie ist das alles eigentlich passiert?" frage ich die beiden Jungs. „Diese Zombie Sache ..."

„Hm," macht Zayn. Er hatte wohl darauf gehofft, dass Harry etwas sagt, aber er hält seinen Mund und tut so, als ob ich niemals etwas gefragt hätte. „Ähm ..." Zayn sieht mich an. „Ja, diese Zombies ... So wie ich das mitbekommen habe ... Also, das mag verrückt klingen, aber ein Larbos in Mexico hatte Tierversuche gemacht. Ich weiß nicht genau, was sie gemacht haben, aber mir wurde gesagt das diese Tiere nicht normal wurden. Ihnen wurde etwas in das Trinken getan, somit wurde ihre Haut geäst, ihre Augen sind Blutunterlaufen und so was ... Und irgendwie haben diese Wissenschfatler es geschafft, das diese Virus ausgebrochen ist ..." Er schluckt schwer. „ ... Hm ... Keine Ahnung wie das alles dann entstanden ist."

Ich nicke. „Interessant ... und davon ist die ganze Welt jetzt betroffen. Idioten die diese Droge gemacht haben." fluche ich.

„Da!" ruft Harry und zeigt nach vorne. „Ein Auto." Er läuft darauf zu.

„Willst du vorher nicht mal sehen, ob da irgendwas ist?" ruft ihm Zayn nach, aber Harry schüttelt den Kopf. Er überprüft den alten blauen Mercedes. Wir halten vor dem Auto an, nichts. Wirklich nichts. Er steht einfach nur da.

„Dann alle mal rein." sagt Harry.

Wir öffnen die Türen. Sie quietschen laut, was in meinen Ohren sehr weh tut. Ich frage mich, wie Harry ihn zu laufen bringen will. Er hat nämlich gar keinen Schlüssel. Aber kurz danach hat er irgendwelche Drähte - ein blaues und ein rotes - aneinander gedreht, da läuft der Wagen schon. Ich kenne das meistens aus Filmen.

„Also dieser Wagen," fängt er anzureden, als wir die lange Straße herunter fahren. „hat wirklich genug Tank."

Ganz langsam fallen meine Augenlider zu. Fly drückt ihren kräftigen Körper gegen meine Schulter. Ich knurre sie an. Ihre Schnauze schiebt sie unter meine Handfläche und schnurrt wie eine Katze. Ich bemerke nicht wie langsam mein Gehirn sich abschaltet.

„Du kannst May nicht die ganze Zeit so zickig antworten und so eiskalt sein."

„Bin ich doch gar nicht ..."

„Hm, merkt man ganz schön."

„Was willst du von mir hören? Eine Entschuldigung?"

„Ja, und zwar sofort. May sitzt hinter uns und schläft. Weck sie und steigt aus, damit ihr reden könnt."

„Wir haben es sieben Uhr morgens. Ich bezweifle, dass sie sich darüber freuen wird, das ich sie wecke und wir dann reden."

„Harry, ich weiß die Zeit die wir durch machen ist schlimm, aber du kannst nicht die ganze Zeit an deinen Eltern hängen. Sie ..."

„SIND TOT!"

„Harry ..."

„Vergiss es, Mann. Sag nie wieder irgendetwas über sie!"

„Bleib hier, verdammt!"

„Ttzz, lieber würde ich einer von den Zombies sein, als noch mit euch in einem Auto zu sitzen!"

„Bist du verrückt geworden?"

„Nein! Halt einfach deine Schnauze, Zayn!!"

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt