#118 - ...dafür gibt es keine Worte.

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Sofort kroch sein Geruch in meine Nase und mein Herz - oder eher das, was davon noch übrig war - krampfte sich zusammen. Ich schnappte mit zugeschnürter Kehle nach Luft und riss mir das Shirt vom Leib.

Mit Jogginghose und dickem Pulli kroch ich in mein Bett. Mein Handy vibrierte und ich angelte es mir aus meiner Tasche.

Ich blinzelte erst ein paar Mal, bevor ich überhaupt in der Lage war, klar zu sehen.

Ich hatte zwanzig entgangene Anrufe von ihm und 23 ungelesene Nachrichten von ihm.

‚Sam, bitte, geh ran!', lautete die letzte Nachricht, die angezeigt wurde.

Ich schloss die Nachrichten-App, ohne auf die anderen Nachrichten zu achten.

Bitte, lass mich einfach nur sterben...

~~~

„Sam..." Eine leise Stimme weckte mich.

Ich drehte mich grummelnd weg und drückte das Gesicht in mein Kissen.

Sie sollen mich alle in Ruhe lassen, ich wollte einfach nur noch sterben.

„S-Sam-..mmy..."

Ein Schluchzen ertönte neben mir und mein Herz krampfte sich automatisch zusammen. Es war eine der Sachen, die mich schier umbrachten: Jana weinen zu hören. Für mich gab es kaum etwas Schlimmeres.

Also hob ich jetzt doch das Gesicht aus meinem Kissen und öffnete mühsam meine tränenverklebten Augen. Ich strich mir meine wirren, verknoteten Haarsträhnen aus dem Gesicht - um in ein verweintes, geisterhaftes, weißes Gesicht zu sehen.

Mir stockte der Atem.

„Jana...?" Ich strich ihr mit der Hand über die Wange. Ich hatte meinen eigenen Kummer und mein zersplittertes Herz sofort vergessen.

„Jana????"

Sie antwortete immer noch nicht. Die Tränen liefen ihr wie Sturzbäche über die Wangen und in mir brach eine Panik aus, wie ich sie noch nie verspürt hatte.

Meine Atmung stellte sich beinahe ganz ein und eine eiskalte, fast schon schmerzende Gänsehaut überlief meinen ganzen Körper. Ich starrte sie aus großen Augen an und wartete darauf, dass sie etwas sagen würde.

Stattdessen zog sie an meiner Hand. Im ersten Moment kapierte ich überhaupt nicht, was sie von mir wollte, aber dann raffte mein Gehirn, dass sie mich aus meinem Bett bewegen wollte.

Schwerfällig gab ich ihrer stummen Bitte nach und lief ihr hinterher bis hinunter ins Wohnzimmer.

Jana wurde die ganze Zeit von Schluchzern geschüttelt. Mitten auf der Treppe brach sie beinahe zusammen, sodass ich sie im letzten Moment auffangen konnte.

Scheiße, was war hier los??????

Ich wurde immer panischer und ängstlicher.

Als wir unten waren, sah ich Mom und Leo schon von weitem. Beide starrten auf den Flachbildfernseher, dessen Ton allerdings aus war, was mich doch irgendwie wunderte. Ich zog die Stirn in Falten und versuchte, aus der Situation schlau zu werden.

Ich ließ mich neben Mom nieder und zog Jana neben mich.

„Sam... Schatz...", flüsterte Mom und ich blickte sie an. Erschrocken schnappte ich nach Luft, als ich sah, dass sie ebenfalls wie ein Wasserfall weinte.

„Was ist los????", platzte ich heraus und jetzt liefen mir ebenfalls die ersten Tränen aus den Augen, obwohl ich noch nicht einmal eine Ahnung hatte, was passiert war.

HeartbeatWhere stories live. Discover now