#133 - Hoch hinauf

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„Miss? Haben Sie mich gehört? Können Sie mich verstehen?"

Der uniformierte Mann kam auf mich zu und sah mich aus seinem finsteren Gesicht besorgt an.

„Ja ja, natürlich kann ich das", gab ich matt zurück.

Ich starrte immer noch in das Innere des Empire State Buildings.

Es war geschlossen.

Für Besucher geschlossen.

Aber wo war dann bitte Harry?!

Ich kniff kurz die Augen zusammen, als mich die Erkenntnis traf, dass ich nicht einmal mein Handy dabei hatte. Das lag auf meinem Bett und vergammelte dort. Er hatte also nicht einmal die Möglichkeit gehabt, mich anzurufen und mir zu sagen, wo er stattdessen auf mich wartete.

Scheiße.

Oh Gott, Sam, manchmal bist du einfach zu dumm für diese Welt!

Am liebsten hätte ich mir selber eine geklebt.

Und meinem Schicksal noch dazu. Und zwar so richtig fest eine gepfeffert. Wieso hasste es mich so sehr?! Ich hatte ihm doch nichts getan! Langsam reichte es mir, es hatte mich jetzt schon so lange gequält! Warum musste genau heute dieses vermaledeite Ding zu haben?!?! Das war nicht fair, Mensch!

„Miss, wären Sie bitte so freundlich und würden mir antworten?"

Himmel, wenn der Kerl mich noch einmal Miss nannte, würde ich ihm ins Gesicht springen und ihm die Augen auskratzen!

„Ich muss da hoch", brachte ich tonlos heraus und drehte mich jetzt zu ihm. Ich starrte ihn an und er starrte finster zurück. Konnte der eigentlich auch mal nett schauen?!

Nö.

Eindeutig: nö.

„Das geht nicht, weil-"

„Jaaa, weil geschlossen ist, ich weiß, ich kann lesen!", platzte ich patzig heraus und funkelte ihn so böse an, als wäre er persönlich daran Schuld, dass das Empire State Building heute geschlossen hatte.

„Richtig, das haben Sie gut erkannt, Miss."

Okay, ganz ruhig, Sam. Nicht ausflippen. Nicht ausflippen. Niiiicht ausflippen.

Ich sackte in mich zusammen und spürte, wie mir die Tränen vor Verzweiflung in die Augen stiegen.

„Das ist wie verhext... das ist...nein...", keuchte ich und stützte mich mit meiner zitternden, eiskalten Hand an der Glaswand ab. (Ich ignorierte den pikierten Blick von Mr Uniform. Wahrscheinlich durfte man diese Glaswand nicht anfassen, weil sie heilig war oder so, aber das war mir herzlich egal.)

Ich sah wieder zu ihm auf und verzog gequält das Gesicht. Gab es denn gar keine Hoffnung mehr für mich? Würde ich denn nie glücklich werden? Das ist ... boaah, da fällt mir ja echt nichts mehr dazu ein!

„Wissen Sie, Sir" (jaa, wenn ich Miss war, war er eben Sir! Das hatte er jetzt davon.) „ich MUSS da hoch. Ganz dringend. Ganz, ganz, ganz dringend! Bitte!"

Ich sah ihn mit meinem besten Hundeblick an und krallte zusätzlich noch meine Hände in den Ärmel seiner Uniform.

Aber das juckte ihn nicht im Geringsten.

Ohne Mühe schüttelte er mich ab und zog die Mundwinkel ein.

„Sie können da aber nicht hoch."

Scheiße...

Ich drehte mich von ihm weg und starrte auf den Boden.

Eigentlich musste ich da auch gar nicht hoch, schließlich war Harry dort ja nicht oben, wenn geschlossen war. Er war irgendwo anders. Nur die Frage war w-

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt