🌸9 ~ Clara🌸

78 7 1
                                    

Er zog mich in seine Arme und setzte sich mit mir auf den Boden. Mir war fürchterlich kalt. Es fiel mir schwer die Augen offen zu halten. "Was machst du hier? Warum bist du nicht im Wohnzimmer geblieben?", fragte er mich etwas vorwurfsvoll, aber sanft. "Ich wollte zu dir... Ich will nicht alleine sein!", antwortete ich ihm leise. Meine Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. Nicht mal zum Reden hatte ich Kraft. Er zog mich an seine Brust und rieb energisch über meine Arme. "Du bist eiskalt, Prinzessin. Du musst dich doch wärmen. Du bist die Kälte nicht gewohnt!", meinte er jetzt wirklich vorwurfsvoll. "Du doch auch nicht!", hauchte ich herausfordernd. Er seufzte und küsste liebevoll meine Stirn. "Allerdings bin ich nicht in Rock und Tshirt draußen durch den Schnee gesprungen!", murmelte er ergeben und hob mich hoch. Müde kuschelte ich mich an ihn und genoss die Nähe meines Mannes. "Aber ich habe das erreicht was ich wollte!", erwiderte ich tonlos. Er lachte leicht. "Ich will dich immer noch kennenlernen!", gab er ruhig zu. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Ich meine was anderes..." Langsam trug er mich ins Wohnzimmer zurück und legte mich auf der Couch ab. Ich sah die Neugierde in seinem Blick. "Mein Mann interessiert und kümmert sich um mich... Wir haben einen großen Fortschritt gemacht!", flüsterte ich müde und schloss wieder meine Augen als er mich zudeckte. Ich schlief ein als er mein Haar küsste und mir sagte, dass er mich gern hatte. Als ich erneut wach wurde, lag ich in meinem Schlafzimmer im Bett. Die Vorhänge waren zu gezogen,  aber ich wusste, dass es draußen Nacht war. Ich schwang meine Beine über die Bettkante und tastete nach einem Lichtschalter. Als das warme Licht mein Zimmer erhellte sah ich was mir die ganze Zeit klar war. Ich war alleine. Diego war nicht bei mir... Er hatte meinen Wunsch berücksichtigt, aber das sollte er jetzt nicht! Ich wollte ihn bei mir haben! Mir war immer noch kalt, abgesehen davon, dass ich generell schnell fror. Leise schlich ich durch das Haus und erschrak fast zu Tode als die alte Standuhr unten im Flur Mitternacht schlug. Zitternd schlich ich mich zu Diego ins Zimmer. Er schlief friedlich. Lange beobachtete ich ihn lächelnd. Ich wollte ihn nicht wecken... Plötzlich bewegte er sich und rieb sich die Augen. Erschrocken zuckte ich zusammen. "Clara?", murmelte er verschlafen. "Darf ich bei dir schlafen?", entgegnete ich ihm leise. Er rutschte etwas zur Seite, sodass ich Platz hatte und streckte einen Arm mach mir aus. "Komm her, Prinzessin!", hauchte er und sah mich mit seinen müden Augen an. Lächelnd kletterte ich neben ihn und schmiegte mich an ihn. "Ich hätte es gerne öfters so...", murmelte er sanft und schlang seine Arme um mich. Er wärmte mich so wunderbar. Leicht nickte ich. "Ja, ich auch..." Ich spürte sein lächeln. Wieder wollte er meine Stirn küssen, doch ich hob meinen Kopf an. Er zögerte, was ich als Chance sah und meine Lippen auf seine drückte. Er drückte mich fester an sich und ich fing an zu lächeln. Ich löste mich von ihm und kuschelte mich an seine Brust. "Danke...", murmelte ich und versuchte wieder einzuschlafen, Wad mir auch gelang. Ich fing an zu träumen. Ich träumte von einer Zukunft mit Diego. Es war gemütlich und warm in seinen Armen. Warum konnten wir uns nicht immer so verstehen? Am nächsten Morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch den Vorhang fielen. Mein Mann hatte sich an mich gekuschelt und schlief noch. Er sah zufrieden aus... Hatte er es wirklich geschafft mich so leicht um den Finger zu wickeln? Mit ein paar Worten? Vorsichtig löste ich mich aus seinen Armen und lief in mein Zimmer, wo ich mich einschloss. Mit zitternden Fingern nahm ich mein Handy und tippte die Nummer von Jorge ein. Zu spät viel mir ein, dass in Argentinien mitten in der Nacht war. Allerdings nahm er trotzdem ab. "Clara! Was hat er getan?", knurrte mein Bruder sofort. Ohne es zu wollen fing ich an zu schluchzen. Ich vermisste meine Brüder. "Ich bringe ihn um! Ich komme zu euch und mache ihn kalt!" Mein Bruder stand geräuschvoll auf. "Nein... Nein, es ist alles gut...", schluchzte ich leise. "Ich vermisse dich...", hörte ich meinen großen, sonst so arroganten und unerheblichen Bruder sagen. Er klang traurig. Ich lächelte leicht und schniefte. "Ich dich auch...", antwortete ich verweint. "Wenn Diego nichts getan hat, warum rufst du mich dann an?", fragte er mich und an seiner Stimme erkannte ich, dass er ebenfalls ein paar Tränen vergossen hatte. "Ich wollte mit dir reden... Wegen Diego...", murmelte ich leise. Jorge seufzte. "Warum kommst du dann zu mir und gehst nicht zu Rugge? Der ist in sowas doch viel besser...", entgegnete mein Bruder ergeben. "Weil Rugge mir sagen würde, dass ich das tun sollte was ich für richtig halte und dass hilft mir nicht weiter... Ich will mit dir reden!" Mein Bruder schniefte etwas. "Okay, Schwesterherz, was bedrückt dich?", antwortete er mir sanft. Diese Worte von ihm zu hören machte mich glücklich. "Diego hat mir gestern gesagt, dass er mich besser kennenlernen will. Er meinte, er will sich in mich verlieben...", erzählte ich ihm. Jorge brummte etwas. "Und dann?" Ich seufzte leise. "Er war auf einmal so anders... Er war freundlich, sanft und besorgt um mich, dass kannte ich vorher nur von euch...", nuschelte ich verweint. Es klopfte an der Tür. "Clara? Ist alles in Ordnung bei dir?", hörte ich meinen Mann rufen. Jorge räusperte sich und atmete tief durch. "Hast du Angst vor ihm?", fragte er mich dann. "Ich weiß nicht... Ich habe eher Angst, dass er mich benutzt. Verstehst du?", gestand ich ihm traurig. "Hast du schon mit ihm geschlafen?" Ihm fiel die Frage wirklich schwer. Ich schwieg, denn ihm würde die Antwort nicht gefallen. "CLARA!", fuhr er mich an, so dass ich zusammen zuckte. "Ja... Habe ich...", murmelte ich ergeben und fing wieder an zu schluchzen. "Hat er sich danach verändert oder danach?", fragte er mich weiter. "Er hat sich danach verändert... Er hat sich erst verändert als er mich gestern hat singen hören...", schniefte ich und Jorge fing an zu lachen. Ich fand die ganze Situation nicht so lustig. "Clara, ich denke, er meint es ernst. Du hast schon immer alle Männer mit deinem Gesang um den Finger gewickelt." Verlegen lächelte ich. "Aber... Was ist, wenn ich mich in ihn verliebe und wenn wir zuhause wird es wieder so wie vorher? Das überstehe ich nicht!", murmelte ich leise. "Erzähle es ihm, Clara... Er ist dein Ehemann. Er hat das Recht es zu erfahren und wenn er damit nicht umgehen kann, dann hast du ja noch immer uns!", versicherte mir mein großer Bruder. "Danke!", sagte ich und er lachte etwas. "Kein Problem, kleine Schwester... Ich liebe dich, Clara. Aber ich denke, dass ich es dir zu selten sage..." Ich wollte ihn gerade einfach nur noch in den Arm nehmen. "Ich liebe dich auch, Jorge."

Das Lied meines LebensWhere stories live. Discover now