🎶12 ~ Diego🎶

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Noch im Flugzeug hatte ich Jorge angerufen, dass er uns doch bitte vom Flughafen abholen würde. Ich erzählte ihm ebenfalls von dem Vorfall und dass ich ihn verstehen würde. Clara war an mich geschmiegt eingeschlafen, nachdem sie mir einen Crashkurs in Sachen Medikamente gegeben hatte. Sie hielt es ebenfalls für richtig, dass ich wusste was sie wann, wie viel brauchte. Ebenfalls gab sie mir eine Art Notfalltasche, wo ihre Medikamente drin waren. Für den Fall, dass sie ihre Mal vergessen sollte. Sie vertraute mir ihr Leben an. Ihr Zusammenbruch hatte sie geschwächt, aber ebenfalls hat er uns mehr zusammengeschweißt. Ich trug meine schlafende Frau in Argentinien aus dem Flugzeug und traf gleich auf Rugge und Jorge, die schon unsere Koffer geholt hatten. Sie stürmten zu uns. "Was hat sie?", fragte Rugge beunruhigt. "Sie schläft, alles gut!", beruhigte ich ihre Brüder. Clara gab ein leises grummeln von sich, bevor sie sich etwas streckte und müde ihre Brüder ansah. "Hey", nuschelte sie und hielt sich an mir fest. Ich küsste sanft ihre Stirn, dabei hob sie leicht den Kopf und stupste mich etwas mit ihrer Nase an. Lange sah sie mir erwartungsvoll in die Augen. Liebevoll legte ich meine Lippen auf ihre. "Wir sollten nach Hause. Es ist schließlich mitten in der Nacht und du musst dich ausruhen", sagte ich bestimmt. Ihre Brüder sahen mich forschend an. "Fahren wir zu dir?", fragte sie mich müde. "Wenn du das willst?" Sie nickte und kuschelte sich etwas mehr an mich. Es musste für ihre beiden Brüder ein merkwürdiges Bild darstellen. Ihre kleine Schwester schmiegt sich an einen Mann, den sie vor ein paar Tagen noch gehasst hatte. Ich konnte es mir ja selbst kaum erklären. Was mich wunderte war Jorge. Er sah mich die ganze Zeit an und grinste. Dann klopfte er mir auf die Schulter. "Wir fahren euch. Wir wollen der jungen Liebe ja nicht im Weg stehen!" Rugge wollte mir Clara aus dem Arm nehmen, doch sie weigerte sich laut stark. Mir wurde warm ums Herz. Sie wollte bei mir bleiben. Langsam schlief sie wieder ein, während ich mich mit ihren Brüdern unterhielt. "Die Krampfanfälle sind von allen die schlimmsten. Sie kommen immer dann wenn du sie am wenigsten brauchst und am wenigsten erwartest. Du fühlst dich einfach schwach und hilflos... Außer Abwarten kannst du dann nichts machen. Gib ihr bitte nie das Gefühl unerwünscht zu sein. Jeder sieht sie gerne, denn es zeigt uns das sie noch lebt...", meinte Ruggero als wir in Jorges Wagen stiegen. Wir wurden nach Hause gefahren, wo ich mich mit meiner Frau gleich ins Bett legte. Die Schachtel mit ihren Medikamenten legte ich neben uns auf meinen Nachttisch, da zu ein Glas Wasser. Sie bekam nichts davon mit. Ich kuschelte mich neben sie und starrte sie an. Die halbe Nacht lang. Hin und wieder strich ich ihr über die Wange oder fuhr ihr durch die Haare. Warum erkannt ich ihre Schönheit erst jetzt? Weil ich ihre Liebe nur auf begrenzte Zeit hatte? Ich liebte ihre Gesicht. Sie hatte so weiche Gesichtszüge, wunderschöne volle Lippen, die fast immer ihr wunderschönes Lächeln trugen, die herrlichsten blauen Augen die ich kann. Ich legte meine Hand auf die Stelle wo sich Claras Herz befand. Ich konnte spüren wie es schlug. Es war ungleichmäßig... Mir entwich ein trauriges Seufzen. Meine Frau war schwer krank. Das musste ich einfach begreifen. "Ich sagte doch, du sollst keine Angst haben! Ich will die Zeit, die mir noch bleibt, mit dir genießen. Ohne Angst! Wenn es passiert, dann ist es so...", murmelte sie müde, rutschte näher an mich und sah mich an wie ein kleines scheues unschuldiges Reh. Ich musste sie beschützen! Ich schlang die Arme um sie und kuschelte mich an ihren warmen zarten Körper. Eigentlich hatte ich vom Jetleg fürchterliche Kopfschmerzen, aber ich wollte jederzeit für Clara da sein! Sie brauchte mich doch! "Schlaf jetzt, Diego. Es wird nichts passieren!", versuchte sie mich zu beruhigen. Unruhig versuchte ich einzuschlafen, nach knapp einer halben Stunde und meiner Frau, die sich auf meinen Brustkorb gelegt hatte, gelang es mir dann auch. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war sie verschwunden. Ein Zeichen, dass sie noch lebte. Als ich mein Schlafzimmer verließ hörte ich unten eine Melodie. Clara hatte den alten Flügel meiner Großmutter gefunden. Langsam ging ich nach unten, hörte ihr beim spielen zu. Für so ein Talent konnte man sie wahrlich bewundern. Ich blieb in der Tür stehen und beobachtete sie. Als sie fertig war und was anderes spielen wollte, ging ich zu ihr. "Guten Morgen, mein Liebling!", hauchte ich und küsste ihre Wange. Sie grinste zufrieden und sah auf. "Liebling ist neu", meinte sie dann. "Aber auch nur für dich bestimmt!", antwortete ich ihr und küsste sie zärtlich. Sie erwiderte kurz, löste sich dann aber und sah wieder auf die Tasten des Flügels. "Also wenn es dich stört, dass ich einfach so...", begann sie zögerlich, doch ich unterbrach sie. "Das ist in Ordnung. Du bist meine Frau! Du darfst das. Ich habe schließlich nichts zu verbergen. Außerdem höre ich dich gerne spielen", gestand ich ihr und setzte mich neben sie. "Kannst du auch spielen?", fragte sie mich. "Ich hab es mal gelernt, aber können..." Clara fing an zu lachen und kuschelte sich an mich. "Spiel bitte!", hauchte sie dann leise. Ich seufzte leise und fing an zu spielen. Ich kannte das Lied aus vielen französischen Filmen, bekannt wurde es aber glaube durch den Film Die fabelhafte Welt der Amelie. Es war das Lied was Oma mir damals beigebracht hatte. Es war ihr Lieblingslied neben Rivers flows in you. Clara hörte mir bedächtig zu, schwieg, schmiegte sich etwas mehr an mich. "Du kannst wundervoll spielen...", murmelte sie leise als ich fertig war. "Danke... Ich habe seit vierzehn Jahren nicht mehr gespielt." Sie wollte wissen warum, das so ich ihr an, aber sie fragte nicht und ich gab ihr keine Antwort. "Ich liebe dich!", hauchte sie stattdessen, schlang ihre Arme um meinen Bauch und küsste sanft meinen Hals. "Ich liebe dich viel mehr, Clara!", antwortete ich ihr, zog sie an mich und lehnte meinen Kopf an ihren. Sie drückte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen mich. Irgendwas stimmte nicht!

Das Lied meines LebensWhere stories live. Discover now