🎶15 ~ Diego🎶

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Der Kontakt brach, abgesehen von Jorge, komplett ab. Mir gehörte Claras Firma und ich musste nun zusehen, wie ich die beiden riesigen Unternehmen leiten würde. Mir blieb keine Zeit mehr zum trauern. Ich war mir nicht mal sicher, ob es überhaupt eine Beerdigung gegeben hatte. Wenn ja, dann wurde ich nicht eingeladen. Ich saß in meinem Büro und starrte gedankenverloren auf meinen Kalender. Heute war mein Geburtstag. Heute war es genau vier Wochen her, dass meine Clara starb... Es klopfte an der Tür und meine Sekretärin kam rein. "Señor, das hier wurde für Sie abgegeben", meinte sie vorsichtig und legte eine kleine Schachtel auf den Tisch, dann verschwand sie blitzschnell wieder. Er nahm ich es gar nicht wahr, bis mein Blick kurz auf das Namensschild fiel. Es war mein Name... Aber Claras Handschrift! Mit zitternden Fingern öffnete ich die Schachtel. Als erstes fiel mir ein kleiner Zettel in die Hand. 'Würdest du mich nochmal heiraten, wenn du die Möglichkeit hättest?', stand in Claras sauberen Handschrift auf dem Zettel. Ich sah in die kleine Schachtel. Darin lag ein Ring. Ihr Ring. Es war mein Name eingraviert. Ich fing an zu schluchzen. "Ja, dass würde ich! Sofort!", murmelte ich weinend. Ich zog meinen Ehering vom Finger und sah mir die Gravur an. Clara. Ich drückte beide Ringe an mein Herz, küsste sie leicht und legte beide ich die kleine Schachtel hinein. Den Zettel las ich mehrmals, nur um ihre gewohnte Handschrift zu lesen. Eine Stunde später kam meine Sekretärin wieder ins Büro und legte ein kleines Geschenk auf den Tisch. Wieder Claras Handschrift... Ich packte es aus und sah die Tablettenschachtel an, die ich nun in der Hand hielt. Claras Herztabletten... 'Bereust du irgendeinen Moment in der Zeit in der wir zusammen gelebt haben?' Wahrscheinlich meinte sie meine Angst um sie oder ihre ständigen Anfälle. "Nein! Ich liebe dich mit all deinen Fehlern!", murmelte ich und strich traurig lächelnd über die Schachtel. Mich auf meine Arbeit zu konzentrieren war jetzt nicht mehr möglich. Meine Aufmerksamkeit war ja vorher schon nicht die beste gewesen, aber jetzt mit den süßen Botschaften von Clara fing ich doch wieder an zu trauern. Wieder eine Stunde später brachte mir die Sekretärin wieder ein Geschenk. Es waren Kinderfotos von meiner Frau. 'Hättest du Kinder mit mir haben wollen, selbst wenn es mein Leben gekostet hätte?'  Das war die schwerste Frage, die ich je beantworten musste. Ich zögerte etwas. Eigene Kinder zu haben, war ihr größter Wunsch und eine Mini-Clari zu haben, wäre bestimmt auch nicht schlecht... "Ja, weil ich weiß, dass es dein größter Wunsch war!", antwortete ich mit zitterner Stimme. Lange starrte ich die Kinderfotos meiner Clari an, dann stand ich auf, nahm von der Wand die Bilder meiner Eltern und hing stattdessen Claris Kinderfotos auf. Es klopfte wieder an der Tür. Wieder meine Sekretärin. Dieses Mal brachte sie Mir einen Strauß mit Claras Lieblingsblumen. Lilien. Ich musste lachen. Ich wurde mit Absicht an sie erinnert. Das war bestimmt Jorges Idee! 'Ich liebe dich, mein Schatz!' Wieder liefen Tränen und ich drückte die Blumen an mich. "Ich liebe dich viel mehr, mein Liebling! Ich vermisse dich!" Ich stellte die Blumen in einer Vase auf meinen Schreibtisch. Eine Stunde vor Feierabend klopfte es wieder an meiner Tür. Nach den Blumen kam nichts mehr, nun trat meine Sekretärin wieder in mein Büro. "Señor, hier ist jemand, der mit Ihnen sprechen möchte. Soll ich sie zu Ihnen schicken?", fragte sie mich höflich. "Natürlich!", murmelte ich und konzentrierte mich wieder auf die Finanzen von Claras Firma. Melody, meine Sekretärin, verschwand wieder. Ein paar Minuten später klopfte es zögerlich. "Herein", brummte ich etwas abwesend und sah nicht auf. Ich rechnete gerade etwas zusammen als langsam die Tür auf ging und die Person eintrat. "Einen Moment, bitte...", murmelte ich vor mich hin und schrieb mir schnell den Rechen weg auf, dann hielt ich inne. Claras Lieblingsparfum... Ich würde es unter tausenden Gerüchen wieder erkennen! Ich schloss meine Augen und kämpfte gegen meine Tränen an bis ich ein mir sehr bekanntes Schluchzen vernahm. Clara! Ich öffnete die Augen und sah sie an. Da stand tatsächlich meine Frau vor mir! Meine Clara! Zitternd stand ich von meinem Stuhl auf und ging um meinen Schreibtisch herum. Sie stand einfach nur weinend da und beobachtete mich. Sie war noch immer sehr blass, aber ihre Wangen hatten schon etwas mehr Farbe als damals im Krankenhaus. Als ich ihr gegenüber stand und meine Arme nach ihr ausstreckte, kam sie sofort auf mich zu gerannt und sprang an mir hoch. Sie schlang ihre Arme fest um meinen Hals und ihre Beine fest um meine Taille. Ich konnte es nicht glauben meine Clara wieder zu haben! "Clara... Meine Clara!", schluchzte ich und klammerte mich an sie. "Ich hab doch gesagt, dass ich so früh noch nicht gehen werde! Du brauchst mich doch!", nuschelte sie gegen meine Schulter. Mit ihr im Arm setzte ich mich erstmal auf die kleine Couch. Sie löste sich von mir ind strich mir sanft über die Wange. "Ich dachte, du...", fing ich an, wurde aber abrupt von ihr unterbrochen als sie ihre Lippen auf meine presste. Ich schmeckte das Salz unserer Tränen. "Ich liebe dich!", hauchte ich überglücklich. "Ich liebe dich viel mehr!", lachte sie verweint. Ihr Lachen! Ihre Berührungen, ihr Lächeln! Alles war wieder da! "Du wolltest nochmal heiraten, wann?", fragte ich sie ernst. Überrascht sah sie mich an. "Du würdest mich wirklich nochmal heiraten wollen?!", hauchte sie leise. "Ich würde dich auch jeden Tag aufs neue heiraten wollen, wenn es nötig wäre! Ich liebe dich über alles, Clara! Ich will nicht mehr ohne dich leben!" Sie vergrub ihr Gesicht wieder an meiner Schulter. "Und ich würde auch Kinder mit dir wollen!", fügte ich hinzu. Nun schluchzte sie auf. "Du weißt...", fing sie an, brach dann aber ab. "Ja, ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du eine Kämpferin bist! Du wirst die Mutter meiner Kinder sein! Keine andere Frau, nur du!" Sie seufzte leise. Scheinbar war das alles etwas zu viel für sie. Sie lehnte sich an mich und schloss entspannt die Augen. Ich hatte sie wieder! Meine Frau! Meine Clara!

Das Lied meines LebensWhere stories live. Discover now