🌸4 ~ Clara🌸

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Die Tage vergingen und ich verbrachte inzwischen jeden Tag mit meinem Verlobten. Mit jeder Minute hasste ich ihn mehr. Er gab ständig mit mir an, machte andere Menschen total runter und setzte sich nicht für ihr wohl ein. Wenn die Arbeiter nicht mehr arbeiten konnten wurden sie gefeuert und durch neue Arbeitskräfte ersetzt. So wollte ich niemals werden! Jeden Tag schleppte er mich in sein Büro und ließ mich an seiner trockenen Arbeit teilhaben. Irgendwann entschloss ich mich dazu ihm eine Chance zu geben. Ich setzte mich auf den Büßerstuhl, legte die Beine über die Armlehne und beobachtete ihn. Er konnte mich ebenfalls nicht ausstehen, da ich nicht gerade freundlich mit ihm umging und ihn auch schon bei wichtigen Geschäftsessen richtig blamiert habe. Die meisten Sponsoren waren dann abgesprungen, aber das war mir egal. Ich ließ mir keine Vorschriften machen! Über meinen Körper und Willen hatte nur ich das Recht, sonst keiner! "Wer plant eigentlich unsere Hochzeit?", fragte ich ihn ruhig. Überrascht sah er mich an. Es war nicht feindselig oder aggressiv wie sonst und es war auch keine Beleidigung mit inbegriffen. "Unsere Mütter... Seit wann interessiert du dich für unsere Hochzeit?", antwortete er mir neugierig. Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn gleichgültig an. "Ich versuche irgendwie mit dir ins Gespräch zu kommen, damit ich weiß was für ein Arschloch ich nächsten Freitag heiraten werde!", zischte ich nun nicht mehr so ruhig. Er lachte trocken und widmete sich wieder seiner Arbeit. "Dieses Arschloch ist aber gleichzeitig dein Verlobter! Aber glaube mir, Prinzessin. Ich werde mein Leben nicht einfach so aufgeben. Nur weil ich dann verheiratet bin, werde ich nicht auf dich Rücksicht nehmen! Ich werde weiterhin Party machen, gefügige Frauen flachlegen und mir ganz bestimmt nicht von dir auf der Nase herumtanzen lassen!", knurrte er gereizt und ich merkte, wie weh seine Worte taten. Kurz hielt ich seinen dunklen Blick stand, der mir zeigte, dass er wütend war, bevor ich traurig den Kopf abwandte. Wir schwiegen beide, dann stand er plötzlich auf und kam auf mich zu. Ich weigerte mich ihn anzusehen, dann nahm er mich plötzlich in den Arm. "Ich weiß, dass du nicht begeistert von der Situation bist. Ich bin es ja selbst nicht. Aber ich lasse dich dein Leben weiterleben. Du kannst das machen was du willst, kannst es mit jedem treiben. Ich werde dich nicht daran hindern. Sei doch glücklich!", meinte er entschuldigend. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich aus seinen Armen zu befreien. Tränen rannen mir über die Wangen. "Du verstehst es nicht... Du kennst mich nicht!", maulte ich ihn an. Er zog mich auf die Beine und führte mich zu dem kleinen Sofa in seinem Büro. Er setzte sich und zog mich an sich. "Dann sage mir was du dir vorstellst", meinte er und hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich versuchte mich etwas zu lösen. "Ich wollte immer den Mann heiraten, den ich liebe und der mich liebt... Ich wollte glücklich sein und mich über meine Hochzeit freuen, aber... Nun sieht es ganz anders aus. Du bist überheblich, unverschämt und arrogant. Das ist nicht die Sorte Mann, die ich gerne hätte. Den Mann den ich heiraten wollte, der sollte sanft, romantisch und treu sein... Das bist du alles nicht... Ich werde nicht glücklich sein. Vielleicht lässt du mich mein Leben leben, aber ich werde immer noch mit dir verheiratet sein", murmelte ich traurig und kauerte mich leise schluchzend zusammen. Er sah mich gerade zum ersten Mal weinen. Behutsam zog er mich wieder an sich und hielt mich in seinem Arm. "Prinzessin... Meinst du, dass du meine Traumfrau bist? Du bist frech, vorlaut und unberechenbar, aber trotzdem versuche ich mit dir zu leben. Jetzt hör bitte auf zu weinen. So habe ich dich nicht kennengelernt, Clara." Ich ließ mich zögerlich auf ihn ein und drückte mein Gesicht weinend an seine Brust. Er war total überfordert mit der Situation. "Wie oft hattest du schon eine weinende Frau in deinen Armen?", fragte ich nach ein paar Minuten des Schweigens. "Noch nie... Bisher habe ich sie immer von mir weggestoßen. Aber wenn ich das jetzt mache, rennst du zu deinen Brüdern und die machen mich kalt!", meinte er und spielte mit meinen Locken. Ich lachte leise. "Damit könntest du recht haben...", schniefte ich leise. Seine Umarmung war nicht mehr so unangenehm wie vorher. Ich sah auf meinen Verlobungsring. "Kannst du mir etwas versprechen?", fragte ich kaum hörbar. "Kommt darauf an..." Ich sah auf und in seine Augen. Er lächelte, aber nicht so selbstverliebt wie sonst. Es war sanft. "Ich will dir nicht ganz egal sein... So wie es jetzt ist, dass ist schön...", murmelte ich und sah ihn scheu an. Er nickte etwas und hielt mich weiterhin im Arm. Plötzlich klopfte es an der Tür. Ein Arbeiter von Diego kam ins Büro gestürmt. "Señor, eine Kollegin ist die Treppe runter gefallen und muss nun ins Krankenhaus." Ich setzte mich auf und lauschte interessiert. "Wenn sie geht, kann sie ihren Job vergessen!", brummte Diego und wollte mich wieder in seine Arme ziehen. Ich denke, er ist gerade auf den Geschmack gekommen mit mir zu kuscheln. "Sei doch mal ein wenig einfühlsamer! Haben Sie schon einen Rettungswagen gerufen?", fragte ich und der Mitarbeiter nickte. "Dann fahren Sie mit ihr. Ihnen werden keine Konsequenzen drohen", sagte ich und sah warnend zu meinen Verlobten. "Habe ich recht, mein Schatz?", zischte ich. Er nickte hektisch und zog mich wieder an sich. Der Mitarbeiter sah erleichtert aus und ging schnell. "Was fällt dir eigentlich ein meinen Arbeitern Vorschriften zu machen?", knurrte er etwas beleidigt. "In einer Woche sind das auch meine Arbeiter und ich werde es nicht weiter akzeptieren, dass du so unfair mit deinen Mitarbeitern um gehst! Das sind auch nur Menschen, Diego!", zickte ich und entzog mich seiner Umarmung. Die Vertrautheit von eben war verschwunden. Warum musste er auch alles kaputt machen? Warum war er nur so ein Arsch? Ich meine, ich habe eben gerade gemerkt, wie sanft er sein kann, dass er mich vielleicht doch nicht so sehr hasst...

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