Jetzt sind offiziell alle Menschen im Umkreis von hundert Metern auf mich aufmerksam geworden.

Der Mann will sich verzweifelt aus meinem Griff befreien. ,,Oh nein“, stoppe ich ihn. ,,Wir sitzen jetzt in einem Boot. Muss ich leiden, leiden sie jetzt gefälligst mit mir. Wenn ihr Männer schon keine Kinder gebähren müsst“, knurre ich und der Mann sieht mich ängstlich an.

Ja, das kam jetzt wirklich psychopathisch rüber. Notiz an mich: Dem Mann (falls er mich noch nicht angezeigt hat) nach der Geburt der Kleinen, Schokolade vorbei bringen, als Wiedergutmachung.

,,Ihr Freund sollte sicher gleich da sein“, versucht es nun eine andere Passantin mit Kleinkind.

,,Das hoffe ich für ihn“, antworte ich und versuche mich so zu entspannen wie wir es in dem Vorbereitungskurs geübt haben.

Diesen verdammten Kurs wollte Fynn unbedindt machen. Dabei kam ich mir total bescheuert vor. Auf Gummibällen zu sitzen und Übungen zum Ein-und Ausatmen zu machen ist wirklich nicht mein Ding.

,,Emma ich bin da“, Fynn kommt auf mich zu gerannt. ,,Hörst du mich?“ fragt er.

,,Ich bin schwanger und nicht taub“, zische ich und versuche von der Bank aufzustehen. Fynn hilft mir auf und nimmt in die eine Hand meinen Einkauf und mit der anderen greift er nach meiner Hand.

,,Du kannst den Arm des Mannes jetzt los lassen Emma“, sagt er.

Ich löse meine Hand von dem Mann seinem Arm und halte mich an Fynn fest. Dieser hilft mir sicher ans Auto zu kommen.

Ich setze mich hinein und warte darauf das er auch endlich kommt.

,,Lenk mich ab“, sage ich und kralle mich in den Sitz. ,,Erzähl irgendwas.“

,,Okay, ähm“, er sieht durch den Rückspiegel nach hinten und biegt dann ab. ,,Mein Junggessellenabschied vor unserer Hochzeit-“

,,Den will ich nicht hören“, unterbreche ich ihn rasch. ,,das habe ich mir geschworen“, bekomme ich durch die Schmerzen schwer über die Lippen.

Fynn lacht. Während ich hier qualvoll leide, lacht mein Ehemann. Wow, wie respektvoll.

,,Ach was so schlimm war der gar nicht, ich konnte Lucas die Stripperin aus dem Kopf schlagen“, grinst er und drückt nochmal aufs Gas.

,,Wie vorbildlich von dir." Ich verdrehe die Augen und stöhne ein weiteres mal schmerzvoll auf und drücke meinen Rücken vor Schmerzen durch.

,,Sag mal“, er wirft mir einen kurzen Blick zu. ,,Warum stöhnst du gerade eigentlich lauter als bei unser'm Sex?“

Ich werfe ihm ein 'Dein-ernst'-Blick zu.

,,Nein, das interessiert mich gerade wirklich“, antwortet er und ich glaube ihm das.

,,Vielleicht solltest du dir darüber Gedanken machen, was wohl der Grund sein wird wenn ich unter dir nicht so laut stöhne“, antworte ich spöttisch.

,,Du hast mit mir den besten Sex“, entgegnet er selbstsicher. ,,Da bin ich sicher nicht dran schuld“

,,Natürlich nicht“, ich stöhne wieder. ,,Du bist in allem gut, selbst im Sex“, antworte ich sarkastisch.

,,Schön dass du das auch mal zu gibst.“ Er zwinkert mir schelmisch zu. ,,Du bist auch nicht schlecht.“

,,Das nehme ich jetzt mal als Kompliment“, antworte ich trocken.

,,Weißt du was ich von Lucas gehört habe?“, fragt er mich.

Ich kralle meine Fingernägel noch fester in den Bezug von dem Beifahrersitz um den Schmerzen irgendwie stand zu halten.

,,Will ich das wirklich wissen?“, frage ich skeptisch zurück.

,,Oh ja!“ er lacht und biegt ab. ,,Lucy hat es ihm mal im Restaurant unter dem Tisch be-“

,,Sei still!“, rufe ich und halte mir meine Hände an die Ohren. ,,Ich will nicht wissen was meine beste Freundin außer essen im Restaurant noch alles macht.“

Fynn lacht noch mehr. ,,Oh ich habe noch viel mehr erfahren was deine beste Freundin so alles anstellt. Die ist ein richtiges Badgirl.“

,,Lalalala“, ich drücke die Hände noch fester auf die Ohren. ,,Ich kann dich nicht hören“, sage ich und halte mir zusätzlich die Ohren zu.

Nur einzelne Wortfetzen fallen zu mir durch.

,,Oder...Baumhaus...Lucas...Bruder...“

Oh Gott, das ist ein ekliges Bild das ich jetzt von Lucy und Lucas habe, ich werde ihnen nie wieder in die Augen schauen können.

Oder auf ihre Hände ...

,,Emma“, Fynn lehnt sich über die Mittelkonsole zu mir und löst die Hände von meinen Ohren. ,,Wir sind da.“

Ich öffne meine Augen und sehe das städtische Krankenhaus vor mir. Dazu kommen die Wehen wieder.

Ablenken kann Fynn mich aufjedenfall.

,,Bring mich rein.“

...

,,Oh mein Gott, sieh sie dir an“, flüstere ich und das kleine Wesen gähnt in meinen Armen.

Mir hängen noch verschwitzte Haarsträhnen im Gesicht und ich trage nun ein Krankenhauskittel. Nach drei Stunden pressen ist das wunderschöne Mädchen nun auf der Welt.

,,Sie ist wunderschön“, Fynn strahlt über das ganze Gesicht und hält ihr seinen Zeigefinger hin nach dem sie versucht zu greifen doch ihre Augen sind noch zu gekniffen so verfehlt sie seinen Finger ständig. ,,Das haben wir gut hingekriegt.“ Er drückt mir ein Kuss auf mein nasses Haar. ,,Danke“, murmelt er an mein Ohr.

Eine Träne entflieht aus meinem Augenwinkel. Ich hebe meinen Kopf, lege meine freie Hand in Fynns Nacken und ziehe ihn zu mir hinunter um meine Lippen auf seine zu legen. Sanft und innig.

Es ist ein Kuss für dieses kleine Wesen. Für unser Kind. Das wir auch das Ungeplante gemeistert haben.

,,Wie nennen wir sie?“, frage ich ihn nachdem wir uns voneinader gelöst haben.

,,Elisa“, sagt er und ich nicke begeistert.

Elisa Morrison.

Vielleicht mag ich dich ja morgen? Where stories live. Discover now