Ich wunderte mich, als ich mich umsah, dass hier gar keine kreischenden Fans zu sehen waren. Aber wahrscheinlich war es nicht an die Öffentlichkeit gekommen, dass hier eine One-Direction-After-Tour-Party steigen würde.

Trotzdem war hier die Hölle los (Samstagabend P1 eben). Was aber andererseits gut war, da niemand auf uns achtete.

Harry steuerte an der Menschenmenge vorbei zu einem der Security-Hünen, die seitlich an der Wand entlang aufgereiht waren und für die Sicherheit vor dem Club sorgten.

Harry sprach kurz mit einem der Türsteher, der ihm nach ein paar Augenblicken kurz auf die Schulter klopfte und dann durch ein Funkgerät an seinem Handgelenk etwas sagte. Er schob sich dann seitlich vor die Menschenmenge und ließ uns mit einem Kopfnicken passieren, sodass wir ein paar Sekunden später im Eingangsbereich des Clubs standen.

Ich musste automatisch grinsen, als ich daran dachte, was Caro wohl für ein Gesicht machen würde, wenn sie das sehen würde. Jedes Mal musste man beim Weggehen so lange anstehen, bis man reinkam, und hier ging das so zackzack. Tja, Weltstar musste man sein.

Aber dann fiel mir wieder ein, was Caro zu mir gesagt hatte, und ich schob die Gedanken wieder ganz schnell zur Seite.

Harry hatte meine Hand keine Sekunde losgelassen und jetzt zog er mich auf die Treppe zu, die nach unten in den Innenbereich des Clubs führte. Er trug immer noch die Kapuze, sodass die Leute ihm Gott sei Dank keine Beachtung schenkten. Ihr könnt euch ja ausmalen, wie es wäre, wenn er ohne Kapuze herumlaufen würde. Dann wäre ich jetzt schon totgetrampelt. Wahrscheinlich. Oder eher ziemlich sicher.

Harry zog mich an der Hand durch die Menschenmenge, bis wir zu einem abgelegenen Teil kamen, vor dem wieder zwei Securities standen.

Harry zog sich die Kapuze vom Kopf und die beiden nickten ihm zu, als sie ihn erkannten.

Meine Hand wurde immer noch von Harrys Hand umklammert, sodass er mich automatisch hinter sich herzog.

Im nächsten Augenblick wurde ich aber ziemlich unsanft aufgehalten und meine Hand entglitt seiner.

Ein wenig perplex sah ich nach oben und blickte direkt in das Gesicht von einem der Security-Hünen. Er sah mich ziemlich unfreundlich und mit verschränkten Armen an.

„Sie dürfen da leider nicht rein, Sie gehören nicht zur geschlossenen Gesellschaft", sagte er mit einer tiefen, grimmigen Stimme und sein Blick nagelte mich regelrecht fest, sodass ich echt sprachlos war.

„Ähm, sie gehört zu mir", erklang jetzt Harrys Stimme und er schob sich wieder an dem Türsteher vorbei in mein Sichtfeld.

Meine Zunge war immer noch gelähmt.

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie in den VIP-Bereich nicht darf", stellte der Kerl klar und sah aber immer noch mich an und nicht Harry.

Harrys Arm legte sich wieder um meine Schulter und ich merkte, dass er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.

„Entschuldigen Sie, aber wir zahlen hier für diese dämliche Party einen Haufen Kohle, also kann ich ja wohl eine Begleitung mitbringen", sagte er höflich und lächelte den Türsteher leicht an. Jedes andere männliche Wesen dieser Welt hätte jetzt gepöbelt und wäre laut geworden  – aber nicht Harry.

„Das geht nicht", wiederholte der Türsteher dumpf. Tja, er schien nicht so sonderlich viele Gehirnzellen zu haben, wenn ihm sonst keine Entgegnung einfiel.

„Was ist hier los?", erklang plötzlich eine Stimme aus dem VIP-Bereich und niemand anderes als Paul, der Tour-Manager von One Direction, schob sich zwischen den beiden Securities durch.

„Sie lassen Sam nicht durch", seufzte Harry, verdrehte die Augen und kniff die Mundwinkel ein.

„So ein Quatsch, natürlich darf sie hier rein", sagte Paul entrüstet und sah von einem Türsteher-Hünen zum anderen. Sein Blick hatte wohl genau die Wirkung, die er erzielen wollte (ich konnte den Blick leider nicht sehen), weswegen die beiden Türsteher grummelnd zur Seite gingen und uns Platz machten, damit wir an ihnen vorbei in den VIP-Bereich konnten.

Himmel, und das war jetzt so schwer gewesen oder was?! Nicht zu glauben.

Harry verdrehte wieder genervt die Augen und öffnete den Mund, aber ich stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, damit er die Klappe hielt. Er musste die beiden Trolle jetzt nicht auch noch provozieren.

Sein Mund klappte also wieder zu und er sah mich ein wenig schmollend an.

Ich schob ihn weiter, damit er mir den Rücken zudrehte und er so mein Grinsen nicht sehen konnte.

Er war einfach zu süß.

„Sooo, du bist also die berühmtberüchtigte Sam", erklang eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um.

„Ja, die bin ich", sagte ich ein wenig zurückhaltend, da ich nicht wusste, wie Paul seine Worte meinte, und lächelte nervös.

„Schön, dass ich dich endlich persönlich kennen lerne, ich bin Paul, aber das dürfte dir ja, denke ich, bekannt sein", grinste er und hielt mir seine riesige Pranke hin. Ich schüttelte sie einmal und ließ sie dann wieder los. Harry, der jetzt hinter mir stand, unterhielt sich mit irgendwem anders.

„Übrigens danke, dass du mich vor dem Weltuntergang bewahrt hast", schmunzelte Paul.

„Wie bitte?", fragte ich verwirrt und sah ihn mit großen Augen an.

„Naja, du hast ihn" – er nickte mit einem Lächeln in Harrys Richtung – „vorhin rechtzeitig wieder zu mir geschickt, sodass mir das Haare Abrasieren erspart blieb und die Directioner-Welt jetzt nicht untergehen wird, weil Paparazzi-Fotos von einem glatzköpfigen Harry auftauchen."

„Ach so, das meinst du!", lachte ich und er grinste mich an.

„Paul!"

„Entschuldige mich bitte, Sam. Wir sehen uns später bestimmt nochmal", sagte er und klopfte mir kurz auf die Schulter, als er sich wegdrehte und in die Richtung ging, aus der die Stimme nach ihm gerufen hatte.

Ich drehte mich zu Harry um, der immer noch meine Hand in seiner hatte.

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