...

Meine Schulter liegt auf etwas hartem. Fällt mir am Morgen auf, es ist nicht das Bett wie im Hotel, eher wie ein Boden. Ein Holzboden. Mein Kopf ist auf etwas weichem gepolstert, vermutlich ein Kissen. Und etwas schweres liegt auf meinem Bauch, was ist das? Ich öffne die Augen. Es ist eine große männliche Hand. Fynns Hand! Sein ganzer Arm umschlingt meinen Bauch und drückt mich damit dominierend an seine Brust. Panikattacke!

Ich reiße geschockt die Augen auf. Sein Arm ist feste von hinten an mich gedrückt, ich kann sogar seinen Atem auf meinen Haaren spüren. Er hinterlässt eine Gänsehaut auf meinen Armen, sein Aftershave duftet noch immer so wie gestern. Himmlisch.

Trotz dem harten Boden unter mir habe ich so gut geschlafen wie noch nie, da kann ein 3-Sterne Hotel nicht mal mithalten.

Langsam, mit Bedacht Fynn nicht aufzuwecken drehe ich mich auf den Rücken lasse dann aber einen entsetzten Schrei los. Ich wusste nicht das ich so eine hohe Stimme habe, vielleicht sollte ich mir Gedanken darüber machen dem Schulchor bei zu treten?

Fynn zieht auf der Stelle seinen Arm von meinem Bauch, springt auf und stellt sich vor mich. Sein bloßer Rücken auf dem sich einige lange und kurze, dicke und dünne Narben zeigen spannt sich vor mir an, er hat die ganze Nacht nur in Boxer Short geschlafen! Sollte ich einen weiteren Schrei los lassen? Nein, das wäre wirklich der falsche Moment.

Vor uns steht ein alter Mann. Er trägt einen alten Hut mit einer Feder am Rand dazu eine Latzhose und ein altes T-Shirt in der Hand hält er eine Axt.

Oh mein Gott, er wird uns umbringen! Langsam und qualvoll und das nur, weil Fynn seine Tür aufgebrochen hat und ich bin eine Mittäterin, weil ich auch in diesem Haus bin. Ich werde lebenslang ins Gefängnis kommen, ich werde nie einen Freund bekommen oder Kinder, ich will doch Kinder und einen Hund, ja einen Golden Retriever die sind so...

,,Servus“, der Mann legt die Axt auf die Holzbank. ,,Habte gut g‘schlafe?“ Fragt er und zieht auch seinen Hut unter dem graue Haare sind.

,,Ja, das haben wir“, antwortet Fynn angespannt.

,,Hoi, wo kommet denn ihr her?“ fragt er mit starkem Dialekt. ,,Ich bin übrigens der Franz“, er schüttelt Fynn die Hand und sieht an ihm vorbei zu mir. Mir lächelt er kurz zu. Ich drücke die Decke höher an meinen Hals, weil ich mich irgendwie entblößt fühle.

,,Ich bin Fynn und das ist Emma“ Fynn zeigt auf mich und ich hebe kurz die Hand.

,,Ach“, Franz lacht. ,,Dann seid ihr die zwei Isrießer nach denen alle suchen“

,,Nach uns wird gesucht?“ Rutscht es mir heraus und die beiden Männer sehen mich an.

Ich habe Mama, Papa und Merle schon total vergessen. Oh nein, ich sehe schon wie Mama völlig aufgelöst sich von Papa trösten lässt. Ein dicker Klos bildet sich in meinem Hals, ich kann nicht einmal schlucken, plötzlich tritt unglaubliches Heimweh auf.

Franz nickt. ,,Jo freilich, da unten geht ganz sche die Post ab“

,,Es tut uns leid, dass wir einfach so in ihre Hütte eingebrochen sind, es war wirklich unerhört und gedankenlos bitte endschuldigen sie unser Fehlverhalten“, erklärt sich Fynn und wirft mir meine Klamotten von der Leine zu.

,,Awa“, winkt Franz ab und setzt sich auf die Bank. ,,Des isch do gar kein Problem, aber wollt ihr net no was esse bevorer ganget?“

Auf das Stichwort gibt mein Bauch ein Knurren von sich.

Fynn sieht grinsend zu mir hinunter. ,,Ich glaube das wäre eine gute Idee.“

...

,,Also ihr gonget nach da unten, dann nach rechts und dann na links, in ein paar Minute solltet er da sui“, Franz Dialekt zu verstehen kostet wirklich viel Konzentration doch Fynn versteht ihn anscheinend echt gut.

,,Vielen Dank für alles Franz, bis irgendwann mal“, winkt Fynn ihm zu und läuft mit mir den Berg runter. ,,Wir hatten Glück, dass er nicht so ein Irrer war der die Polizei gerufen hat.“ Grinst Fynn und sieht zu mir hinüber.

,,Ohja!“ Lache ich. ,,Zum Glück. Aber das war trotzdem total peinlich vor ihm aufzuwachen.“

Auch Fynn lacht. ,,Als du geschrien hast, habe ich geglaubt eine Spinne wäre irgendwo, habt ihr Mädchen nicht immer vor Spinnen angst?“ fragt er.

,,Ich jedenfalls nicht“, grinse ich während ich versuche den Halt zu bewahren um den Berg runter zu klettern.

,,Stimmt, du bist ja auch was besonderes“, er stupst mich spaßhalber in der Seite an und lächelt mich warm an.

Was um alles in der Welt ist mit Fynn los? Ich bin was besonderes, besonders scheiße oder was? Kann er nicht einmal ernst bleiben, muss er mich ständig Ärgern? Na klar er muss wieder den Moment versauen, wie immer.

,,Ach Fynn?“

Fynns Kopf dreht sich zu mir, er lächelt mich schief an. ,,Mh?“

Ich sehe stur gerade aus. ,,Ich wäre dir dankbar, wenn wir die letzte Nacht einfach vergessen, es wäre mir echt peinlich wen Lucy es erfahren würde.“ Mein Blick führt mich ganz kurz zu Fynns Gesicht.

,,Okay“, sein Lächeln erstirbt, seine Augen sehen mich unglücklich an. ,,Wenn du es so willst“, er zuckt mit den Schultern und läuft mit größeren Schritten vor mir den Weg entlang.

Vielleicht mag ich dich ja morgen? Where stories live. Discover now