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Blinzelnd mache ich meine Augen einen schlitzbreit auf. Etwas verstört richte ich mich auf und analysiere meine Umgebung.

Ich bin in meinem Bett.

,,Was ist ...passiert.", ich spüre förmlich wie sich meine Gehirnzellen überanstrengen, um mir Bilder der letzten Nacht zu vermitteln.
,,Ich hab doch garnicht so viel getrunken.", murmle ich krächtzend.

,,Aber genug für jemanden der sonst nichts trinkt und so zierlich ist, wie du.", ertönt Jimin's Stimme vom Türrahmen. Ich meide es, meinen Blick auf ihn zu richten und fasse mir grummelnd an die pochende Stirn.
,,Was ist passiert?", frage ich erneut und lasse mich daraufhin in das Kissen zurück fallen.

Ich höre ein leichtes Seufzen seinerseits. Das Bett wird ein stückweit geneigt, als er sich neben mich hin setzt. Ich öffne meine Augen und schiele zu ihm hinüber.
Musternd betrachte ich seine geschwollene Gesichtshälfte.

Ich setze mich zuckend auf. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Wange und streiche über die rötlich, angeschwollene Wunde unter seinem Auge.
Für einen Moment erwidert er meinen Blick, bevor ich meine Hand räuspernd entferne.
Ich muss solche Gesten zukünftig unterlassen.

,,Wieso trinkst du wenn du's nicht verträgst.", ein wenig stur sieht Jimin aus dem beschlagenen Fenster hinaus. Doch ich erwidere nichts darauf. Ich finde die Frage mehr als nur unnötig. Er will bloß ablenken.

An meinen Augen reibend denke ich über die letzte Nacht nach; Ich war auf der Party. Ich habe etwas getrunken. Ich war tanzen. Mit Clara. Clara und ihr Typ.
Und dann...
Der Junge.
Der Junge, welcher mich an ihn erinnert hat.

,,Du bist umgekippt nachdem dich dieser...dieses Arschloch angefasst hat. Ich glaube du hattest eine Panikattacke."
Erstaunt starre ich Jimin an.
,,Hast du deswegen ein blaues Auge?", versuche ich der Tatsache, dass ich eine Angstattacke hatte, aus dem Weg zu gehen.
Ein wenig beschämt nickt er.

,,Aber nicht von diesem Nichtsnutz. Als ich dich von ihm weg gezogen habe und gerade dabei war ihm eine zu verpassen, traf ich versehentlich den Mann neben ihm. Naja...dementsprechend hat er zurück reagiert.", erklärt Jimin. Ich kann nicht anders als zu grinsen. Noch nie hat jemand etwas dergleichen für mich getan.

,,Ich habe ein blaues Auge und das nur weil ich mich für dich eingesetzt habe und deine erste Reaktion darauf ist ein dreckiges Grinsen?", Jimin sieht mich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen an.
,,Ich fühle mich geschmeichelt oh großer Retter Park Jimin, vielen Dank!", spielerisch verbeuge ich mich und ignoriere dabei das Stechen in meiner Stirn. 

Als ich mich wieder aufrichte und ihn noch immer lächelnd ansehe, scheint ihm das Schmunzeln vergangen zu sein. Er mustert mich stattdessen nachdenklich.
,,Was ist?", hacke ich nach.
,,Du hast etwas gesagt. Als du ohnmächtig geworden bist."

Ich erstarre. Mit einem wagen Lächeln versuche ich die Situation zu überspielen.
,,Ach, das ist doch normal. Man redet doch auch im Schlaf hin und wieder irgend einen Unsinn.", ich rümpfe meine Nase und versuche das Lächeln stand zu halten. Doch Jimin's durchbohrender Blick ruht weiterhin auf mir.

,,Sie ist tot. Allie ist tot. Tot. Meine Schuld. Tot.", Jimin's Flüstern ähnelt einem sanften Hauchen.

Ich ziehe die Luft scharf ein. Ich spüre wie sich jedes einzelne meiner Härchen aufstellt und sich meine Hände in das kühle Bettlaken krallen.

Provokant wiederholt er die Worte.
Immer und immer wieder. Ich schließe meine Augen um mir die Tränen zu verkneifen. Kopf schüttelnd entgehe ich seinem Blick.
,,Hör auf.", sage ich fast flüsternd.
Jimin jedoch, fährt fort.

,,Tot. Meine Schuld. T-", ich stürze mich auf ihn und hämmere gegen seine Brust.
,,Hör auf!"

Er hält still.
Ich stoppe das Getrommel und löse meine Fäuste, sodass meine Handflächen auf seiner Brust ruhen. Mit geneigtem Blick nehme ich meine Hände wieder zu mir.

Jimin sitzt mir direkt gegenüber und ich spüre förmlich seinen analysierenden Blick auf mir.
,,Also war das nicht nur irgend ein Unsinn.", stellt er fest. Ertappt räuspere ich mich kurz.
,,Was hat das zu bedeuten, Malia?", seine Worte haben nun eine weiche, angenehme Stimmfarbe angenommen. Ich versuche mich zu entspannen.

Was soll ich tun?
Ihm die Wahrheit sagen?
Ihm eine Lüge auftischen?

,,Allie...", ich stütze meine Stirn gegen meine Handflächen ab.
,,...sie war die Tochter meiner Adoptiveltern. Sie war noch so jung. Bezaubernd. Sie war die einzige Person die...die mir je etwas bedeutet hat.", ich pausiere kurz um mich sammeln zu können.

,,Sie starb mit vier Jahren. Ich war dabei gewesen. E-es war praktisch meine Schuld. Und...dieser Mann er hat mich...und dann Allie-", bevor ich weiter spreche, versuche ich meine unregelmäßige Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch Jimin greift unterbrechend nach meinen Händen.

,,Es ist okay. Erzähl mir den Rest mal anders. Ruh dich jetzt erst einmal aus. Ich rufe Taehyung und Clara an.
Ich frage mich ob sie überhaupt vor Sorge schlafen konnten. Die beiden haben sich wirklich große Vorwürfe gemacht.", schmunzelnd und mit warmen Augen blickt Jimin auf mich herab.
Ich nicke langsam.

Ich bin ihm dafür dankbar, dass er mich nicht dazu auffordert ihn die ganze Geschichte zu erzählen.
Würde er mich fragen, würde ich es ihm womöglich ohne zu zögern erzählen.

Ich möchte Jimin vertrauen. Und ich möchte, dass er mir eines Tages ebenfalls vertraut.

TOUCH | ᴘ.ᴊᴍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt