48. Circle of life

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♪ Circle of Life – Elton John


Niall

„Kieran! Alistair!" Aus Leibeskräften schrie ich die beiden Namen heraus. Mein Puls raste und meine Knie fühlten sich schrecklich schwach an, als ich die letzten Meter Distanz zwischen den beiden auf dem Boden liegenden Menschen und mir, überbrückte.

Blut, wohin das Auge schaute, die Lache wurde immer größer und ich glaubte, den Verstand verlieren zu müssen. Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter, als ich nach den zarten, blutverschmierten Händchen unseres Sohnes griff, der neben Alistair lag und sich nicht rührte – ebenso wenig wie der kleine, dicke Mann.

„Kieran, oh Gott, sag doch was! Alistair-." Meine Stimme erstarb, als ich das leise Wimmern unseres Sohnes vernahm.

„Papi, Papi", schluchzte er plötzlich herzzerreißend.

Inzwischen kniete Sienna neben uns, betastete ihn, um festzustellen, ob und wo sein Körper vielleicht Verletzungen aufwies.

„Oh Gott, er hat nichts", hörte ich sie sagen. „Das Blut ist nicht seines."

„Kieran, hast du Schmerzen?"

„Nein", heulte er, „ich – ich hab' Angst."

Seine zarten Lippen bebten, doch als Sienna ihn in ihre Arme schloss, wandte ich mich Alistair zu. Dies alles spielte sich binnen kürzester Zeit ab, trotzdem kamen bereits die ersten Leute aus dem Park angelaufen.

„Können wir helfen?"

„Rufen Sie einen Krankenwagen", brüllte ich und versuchte mich daran zu erinnern, was ich im Erste-Hilfe- Kurses über lebensrettende Maßnahmen gelernt hatte. Das Blut sickerte unaufhörlich aus Alistairs Wunde. Es sah nicht gut aus, und als ich nach seinem Puls tastete, fühlte ich nichts. Absolut nichts.

„Gehen Sie bitte zur Seite." Eine dunkle Stimme forderte mich auf, gleichzeitig legte sich eine Hand auf meine Schulter.

„Sir, ist alles in Ordnung mit Ihnen?"

Wie in Watte gepackt, nahm ich die Umgebung in mir auf. Sanitäter, die sich an Alistair zu schaffen machten. Sie begannen mit einer Herz-Lungen-Massage und versuchten die Blutung zu stillen.

„Bitte atme, Alistair", betete ich stumm vor mich hin. „Bitte, bitte."

Es fühlte sich an, als ob die Zeit stillstehen würde. Sekunden verrannen, wurden zu Minuten und die Erkenntnis, dass ich nichts an dem Zustand meines väterlichen Freundes verändert hatte, ließ mich innerlich zusammenbrechen.

Polizeisirenen erklangen und innerhalb der nächsten Minuten war im Park buchstäblich der Teufel los. Die Schaulustigen wurden zurückgedrängt, man kümmerte sich um Kieran, stellte fest, dass er nur eine Schürfwunde am Ellbogen hatte, aber immer noch unter Schock stand. Er weinte unentwegt, selbst Sienna gelang es nicht, ihn zu beruhigen.

Eine Blutdruckmanschette für Kinder war das nächste, was man ihm anlegte, während einer der Sanitäter sanft über seinen Kopf streichelte.

„Kleiner Mann, das kriegen wir schon hin", sagte er.

Auf was sich diese Aussage bezog, wagte ich nicht zu fragen.

„Hier liegt noch jemand!", brüllte plötzlich einer der Polizeibeamten, im selben Moment sah ich Liam im Laufschritt auf mich zukommen. Sophia folgte ihm auf den Fersen und alles was ich herausbrachte, war: „Gott sei Dank seid ihr hier."

Inzwischen hatte man Alistair in den Krankenwagen verfrachtet, auch ein Notarzt war zur Stelle. Ich konnte nicht sehen, was passierte, ob er wieder atmete oder ob -. Ich blendete den Gedanken aus, als Liam mich am Arm nahm.

Black VisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt