46. Conversations

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♪ Treat you better – Shawn Mendes


Louis

Schnell nahm ich einen letzten, tiefen Zug aus der Kippe, die ich danach postwendend auf dem Fenster des Wagens warf. Die kalte Luft strömte mir entgegen, doch da ich durch meinen Aufenthalt in Barrow mehr als nur abgehärtet war, machten mir die Temperaturen nicht viel aus. Wohl aber meiner Sitznachbarin, die fröstelnd auf dem Beifahrersitz hockte und mir einen irritierten Blick zuwarf.

Hinten, in dem großzügigen Kofferraum des SUVs lag Myles, der Setter meiner Freunde. Es wäre ein Wahnsinnsakt gewesen, den Kerl auf die Schnelle von New York nach London zu transportieren. Er hätte in Großbritannien mindestens zwei Wochen in einer Quarantänestation verbringen müssen und das wollte ich ihm nicht antun. Nach Absprache mit Niall, Sienna und Kieran, dem eigentlichen Hundebesitzer, hatten wir vereinbart, dass ich das Tier kurzerhand in den Polizeidienst beförderte, da die Auflagen für Diensthunde des öffentlichen Sektors in dieser Hinsicht nur halb so streng waren. Er benötigte lediglich einen Impfausweis, der sowieso vorhanden war und dessen letzte Eintragung nicht länger als neun Monate zurückliegen durfte. All das war gegeben, sodass ich das hübsche Tier ohne Probleme nach England würde mitnehmen können.

Im Moment befanden wir uns auf dem Weg von Weston nach Boston, wo ich einen Privatjet bestellt hatte, der mich, Myles und Honey, nach London bringen würde.

„Ist es zu kalt?", erkundigte ich mich bei der hübschen Blondine, nachdem ich das Fenster wieder hochgefahren hatte.

„Jetzt nicht mehr", erwiderte sie trocken, zog jedoch die Decke um ihren schlanken Körper. „Wie lange müssen wir denn noch fahren?", wollte sie plötzlich wissen.

„Wir haben die Hälfte hinter uns, also noch gut eineinhalb Stunden."

An einer Raststätte in der Nähe der Stadt Manchester stellte ich den Wagen auf dem großen Parkplatz einer Burgerkette ab. Bevor ich zum Restaurant lief, ließ ich Myles kurz aussteigen, doch er wollte kein Geschäft machen, sondern schnüffelte nur an den Steinen, welche verstreut in der Gegend lagen. Anschließend hopste er wieder zurück in den Kofferraum, den ich sogleich verschloss.

„Was möchten Sie gerne essen?", erkundigte ich mich bei der Blondine, die seufzend antwortete: „Zwei Cheeseburger und Fritten."

„Trinken?"

„Cola."

„Light oder normal?"

„Sehe ich aus, als würde ich die Light-Version benötigen?", gab sie lachend Kontra, was ich mit einem Schmunzeln quittierte. Auf den Mund gefallen war sie keineswegs und auf den Kopf schon gar nicht.

„Nein, eigentlich nicht", antwortete ich, bevor ich mich auf den Weg in das Schnellrestaurant machte.

Sicherheitshalber verschloss ich den SUV, damit niemand auf die Idee kam, die wertvolle Fracht zu entwenden. Es gehörte zu meiner Aufgabe, Cassandra Lorring, so lautete Honeys, alias Sandra Carter, richtiger Name, in Sicherheit zu bringen. Unsere Reise würde zunächst nach London und vor dort aus weiter nach Südengland führen. Inzwischen besaß sie einen neuen Pass, ausgestellt auf den Namen Susan Bradshaw. Harry hatte diesen angefertigt, bevor er sie nach Weston gebracht hatte.

Als ich mit zwei Tüten, die unser Essen enthielten, zurückkehrte, übte Honey gerade ihre neue Unterschrift auf dem Titelblatt einer Modezeitschrift. Grinsend reichte ich ihr die Tüte und beinahe synchron begannen wir die fettigen Burger zu verspeisen. Ich würde bestimmt wieder Magenschmerzen bekommen, aber das war mir im Augenblick ziemlich egal, denn ich hatte einen riesigen Kohldampf. Nachdem ich meine Hände mit einer Serviette gesäubert hatte, fuhr ich wieder los.

Black VisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt