11. Acting

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Edit: A/N: Die 10 Gebote der Mafia, wie sie in diesem Kapitel beschrieben sind, existieren wirklich. Sie wurden, nach ihrer Entdeckung, von einer italienischen Zeitung veröffentlicht.


♪ The Hammer's Coming Down - Nickelback


Niall

Es fühlte sich an, als ob sich in dieser einen Sekunde alles entscheiden würde. Ob ich weiterlebte, oder ob ich mich von diesem Junkie abstechen ließ.

Geld war mir nichts wert – aber mein Leben.

Das Aufblitzen des Messer zeigte mir, dass es ihm Ernst war und deshalb rückte ich meine Brieftasche ohne zu zögern heraus. Ich schmiss ihm diese buchstäblich vor die Füße.

„Hier, bediene dich und werde glücklich damit." Sarkastisch kamen die Worte aus meinem Mund, dann drehte ich mich um und lief davon.

Doch etwas Merkwürdiges geschah; etwas, womit ich nicht rechnete. Er verfolgte mich.

Immer schneller wurden meine Schritte, bis ich schließlich zu rennen anfing. Vermutlich konnte ich ihn leicht abhängen, da er humpelte, aber in dieser Hinsicht täuschte ich mich gewaltig. Der Kerl holte auf, einfach so, als sei er ein Langstreckenläufer, und letztendlich keimte der Verdacht in mir auf, dass sein Humpeln während der Obdachlosenspeisung nur gespielt war.

Keuchend versuchte ich den Abstand zwischen uns zu vergrößern, doch er näherte sich unaufhaltsam, es schien kein Entkommen zu geben. Kurz blickte ich nach hinten, achtete dabei nicht auf den Boden und knallte prompt der Länge nach auf den Asphalt.

Ehe ich mich versah, spürte ich den festen Griff seiner Hände an meinen Beinen. Verzweifelt versuchte ich mich frei zu strampeln.

„Geh weg, du Mistkerl", zischte ich, entschlossen, mich nicht unterkriegen zu lassen.

Nur machte es in dieser Gegend wenig Sinn, nach Hilfe zu rufen. Man würde mich eher wegen der paar Kröten abmurksen, als mich mit dem Leben davonkommen lassen.

Mein nächster Kick traf das Ungeheuer jedoch mitten im Gesicht. Ich hörte einen Laut, der einem Aufjaulen glich, sowie einen Fluch, der ausgestoßen wurde. Gleichzeitig fühlte ich, wie er von mir abließ und das war meine Chance zur Flucht.

Binnen Sekunden hievte ich mich auf die Beine, um im nächsten Moment buchstäblich in der Bewegung zu erstarren.

„Niall, du Idiot hast meine Nase erwischt!"

Langsam, fast in Zeitlupe, drangen diese Worte und die dazugehörige Stimme in mein Bewusstsein. Das konnte doch nicht sein, oder?

Als ich mich umdrehte und in die grünen Augen des jungen Mannes schaute, dessen dreckverschmiertes Antlitz mir entgegenblitzte, traf mich fast der Schlag.

„Harry?"

Der vermeintliche Junkie grinste über das ganze Gesicht, dabei ignorierte er im ersten Moment das Blut, welches aus seiner Nase lief.

„Ja, ich bin es, Niall."

Ohne darüber nachzudenken, sank ich neben ihm im Dreck auf die Knie, die noch immer leicht zitterten. Und im nächsten Augenblick entluden sich meine angestaute Angst und Aggressivität gleichermaßen.

„Bist du total von Sinnen? Warum hast du mich angegriffen? Und mit was hast du dein Gesicht eingeschmiert? Du stinkst wie Hundekot!", presste ich noch immer leicht gestresst hervor, während mein Puls sich langsam wieder normalisierte.

„Das ist Theaterschminke", erklärte er glucksend und schickte sich an, das Blut mit dem Ärmel seines Hoddies aus dem Gesicht zu wischen.

„Sie stinkt trotzdem wie Hundescheiße!" Meine Empörung kannte keine Grenzen.

Black VisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt