Kapitel 49

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Stumm blickte ich nach vorne, stets aufmerksam, ob sich etwas Gefährliches uns in den Weg stellen könnte. Gemächlich schritt mein Pferd voran, genoss den wohl verdienten Ausflug in die Natur. Ich begab mich auf den Weg zu einem Freund, niemand, im Düsterwald wusste von meiner Abwesenheit, außer einige Wachen. Ich hatte einen nicht zu langen und nicht wirklich Auskunft gebenden Brief hinterlassen, falls jemand nach mir suchen sollte. Wir hatten schon längst die Grenzen des Düsterwaldes überschritten, der dunkle, kranke Wald war schon einige Zeit hinter uns.

Ich war mir nicht sicher, ob sich mein Ausflug eigentlich lohnte, denn ich hatte keine Garantie, ob Aragorn zu Beorn kommen würde. Ich wusste, dass er sich zur Zeit in Bruchtal, bei Arwen, befand, weswegen ich ihm auch einen Brief schrieb, worin ich ihn ausdrücklich um ein Treffen bei Beorn bat, heute. Beorn wusste natürlich von meinem Vorhaben, denn ohne sein Einverständnis hätte ich gar nicht das Treffen bei ihm festgelegt. Es war die beste Möglichkeit gewesen das Wiedersehen in Wilderland zu absolvieren, denn die Hütte Beorns war ein ganzes Stück vor der Hälte des Weges von Bruchtal bis zu den Hallen Thranduils, wenn man den Hohen Paß überquerte. Da dort keine Gefahr mehr lauerte, durfte das kein großes Problem gewesen sein.

Erfreut blies Lago geräuschvoll aus seiner Nase aus, verwundert sah ich ihn an. Er ließ ein lautes, kehliges Wiehern von sich hören, seine Geschwindigkeit nahm zu. Er freute sich offensichtlich sehr wieder auf dem Lande Beorns zu sein, denn sonst benahm er sich nicht so. Meine Augen durchsuchten die Gegend, bis ich den Grund für die Freude meines Pferdes erkannte. Ein leichtes Lächeln bildete sich in meinem Gesicht, als ich nicht nur die Pferde Beorns, sondern auch noch ihn selbst erkannte. Anscheinend waren sie mir ein kleines Stück entgegen gekommen, denn ich befand mich noch nicht in unmittelbarer Nähe seines Hauses.

Beorn sah mir entgegen, zum Gruß hob er lächelnd seine Hand. Als plötzlich noch Aragorn hinter ihm erschien, entwickelte sich mein Lächeln zu einem Grinsen, schon alleine der Anblick meines Freundes ließ meine Laune besser werden. Beorn bezeichnete ich noch nicht als Freund, jedoch bezeichnete ich ihn als eine Person, auf dessen Hilfe man vertrauen konnte. Lagorsûl verspürte auch meine Freude, weswegen er sich nicht stoppen ließ und schneller mit seinen Beinen wurde.

Kaum als wir bei ihnen waren, sprang ich von meinem Pferd und warf mich in die Arme Aragorns, welcher mich freudig umarmte. Ich war unglaublich froh gewesen, dass er, trotz meines merkwürdigen Briefes, tatsächlich hier erschienen war, obwohl es keinen wirklichen Anlass gab. Zumindest keinen, von den er wusste. Und genau wegen dieser Geste wusste ich seit dem heutigen Tage, dass Aragorn einer der Leute war, denen ich bedingungslos vertrauen konnte.

***

"Wundere dich bitte nicht, wenn hier gleich ein ziemlich großer Tumult herrscht. Es kann sein, dass mein Verschwinden ein wenig für Unruhe gesorgt hat. Nun gut, ein wenig ist untertrieben..." Ich stieg von meinem Pferd ab, brachte es mit Aragorn in die Ställe und verschaffte dem Pferd meines Freundes auch noch einen Platz. Die Blicke der Elben, die hier arbeiteten, entgingen mir dabei nicht. Mir war bewusst, dass mein plötzlicher Aufbruch viele Fragen aufwarf, denn nur hier hatte man mein Verschwinden bemerkt. Ich hatte die Bediensteten erfolgreich dazu gezwungen kein Wort über mich zu verlieren, selbst wenn Legolas oder Thranduil hier höchst persönlich auftreten sollten.

"Tumult? Melwen, warum?", wollte mein Begleiter wissen. Ich lächelte den Bediensteten lediglich frech zu, bevor ich mich zu Aragorn wandte und mich mit ihm in die Hallen des Königs begab.

"Nun ja...", fing ich an, hatte jedoch keine Gelegenheit dazu meinen Satz zu vollenden.

"Melwen! Wo wart Ihr? Man suchte Euch im gesamten Düsterwald und in der Umgebung des Waldes!" Eine Wache, die an dem Eingang der Hallen stand, blickte mich sowohl schockiert, als auch erleichtert an. "Und Aragorn... Seid gegrüßt", murmelte der Elb noch leise. Nicht nur er, sondern auch die anderen Wachen und Aragorn sahen mich an.

Vergeltung || Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt