#105 - Ähm... Ja?

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„Joa, damit wüsste er nun also, dass du die Wahrheit kennst...", fing sie an und strich sich frustriert durch die Haare, als sie fortfuhr: „Nur nützt das sehr wenig, wenn das jetzt alles schon wieder vorbei ist..."

Ich erwiderte gar nichts. Ich war einfach nur wahnsinnig angepisst von meinem Schicksal. Jedes, aber wirklich jedes verdammte Mal schaffte es, dass mir etwas Beschissenes, Schmerzhaftes widerfuhr.

Jedes Mal.

Ich hatte wirklich keinen Bock mehr.

Kannst du nicht nett zu mir sein? Bitte? Ich hab dir doch gar nichts getan!, jammerte ich und schlug innerlich die Hände über dem Kopf zusammen.

Ich blieb die ganze Zeit so stehen, mit dem Rücken zu den Jungs, während Jana sich anstellte und wartete, dass wir unser dämliches Foto bekamen.

Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und wäre am liebsten auf den Boden gesunken.

Er wusste, dass ich Bescheid wusste.

Und er hatte sich gefreut, man, wie sehr er sich gefreut hatte!

Ich konnte sein Lächeln immer noch vor meinem inneren Auge sehen, und mir wurde sofort warm, wenn ich auch nur daran dachte. Er war meine persönliche Quelle der Kraft. Sein Lächeln konnte die Dunkelheit zum Leuchten bringen.

Ich war nichts ohne ihn.

„Guck, hier hätten wir das superduper-tolle Foto!"

Jana erschien neben mir und drückte mir ein DIN-A5-Fotopapier in die Hand. Benommen schloss ich meine Finger um das Bild und sah hinunter.

Es dauerte einen Augenblick, bis meine Augen sich bereit erklärten, sich scharf zu stellen. Ich betrachtete das Bild und musste trotz allem lachen.

Scheiße, war das Foto geil!

Ganz links stand Zayn, der die Arme verschränkt und ein Duckface erster Klasse aufgesetzt hatte. Daneben stand Jana, die herzhaft in die Kamera lachte, weil Louis neben ihr den Arm um ihre Schulter gelegt hatte und mit Niall einen auf Gangster machte und wie immer das Westside-Zeichen mit den Fingern formte. Dann kam ich neben Niall. Ich grinste einfach nur meeegabreit in die Kamera, während Liam den Arm um meine Taille gelegt hatte und ebenso in die Kamera lachte. Und dann kam Harry... Harry, der nicht in die Kamera, sondern mich mit einem wunderbaren, leichten Lächeln im Gesicht ansah.

Das Foto war perfekt.

Es war einfach...zuckersüß, witzig, schön,... einfach perfekt.

„Wie wär's, wenn du an deiner Zimmertür oder so eine Collage mit all den Stars-Fotos machst, die du besitzt? Ich meine, du hast Fotos mit Eminem, Rihanna, Jessie J, Drake, Justin Bieber, Katy Perry, gefühlte eintausend Stück mit One Direction...", versuchte Jana, mich aufzuziehen, und stieß mir leicht mit dem Ellbogen in die Seite.

„Quatsch, das ist deins", sagte ich erst leicht lächelnd, aber dann erlosch mein Lächeln, als ich daran dachte, in was für einer Situation ich steckte.

Ich hasse dich, Schicksal.

Ich drückte ihr das Bild wieder in die Hand.

„Danke", sagte sie erfreut und hüpfte auf und ab, „ich werde es dir einscannen und schicken, okay?"

„Ist mir ziemlich Wurst", brummte ich schulterzuckend, „ich habe wie gesagt genug Fotos mit denen..."

Jana stoppte mitten in der Bewegung und sah mich erstaunt an. Dann kam endlich wieder die Realität bei ihr an und sie verzog ein wenig das Gesicht.

Schweigend lief sie neben mir her. Wir bahnten uns langsam den Weg hinaus auf den Vorplatz vor dem Haupteingang der Olympiahalle.

Es war hier jetzt fast gar niemand mehr, da das Konzert ja schon längst vorbei war.

„Ich rufe jetzt mal Caro an", murmelte ich und wählte die Nummer meiner besten Freundin.

Das Gespräch fiel erstaunlich kurz aus, aber nur, weil Caro in Gedanken irgendwie ganz woanders war – fragt mich nicht, wo, ich hakte auch nicht nach. Als ich allerdings von der Sache mit dem Foto und der Glaswand erzählte, war sie doch wieder komplett präsent und fühlte mit mir.

„Oh man, ich hasse dein Schicksal so abartig!!", entfuhr ihr laut und sie seufzte frustriert.

Als wir ein ganzes Stück durch die Dunkelheit gegangen waren – nicht einmal der Mond war zu sehen, weil er hinter den Bäumen hier am Wegrand versteckt war – und wir fast an dem Parkplatz waren, wo mein Auto stand, zerriss plötzlich ein leiser Ruf die Stille.

„Saaam!!!"

Verwundert blieb ich stehen und drehte mich um.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt