„Mrs Horan", mischte Alistair sich ein, „ich werde Niall und seine kleine Familie morgen nach Irland begleiten. Wir kommen schon früh, also sollte jemand zu Hause sein. Und wir bleiben selbstverständlich den ganzen Tag."

Nach diesen Worten beendete er das Gespräch. Ich saß schniefend am Tisch und auch Sienna hatte Tränen in den Augen.

„Morgen", wiederholte sie leise, „morgen fliegen wir nach Irland, du, Kieran und ich."

Ich konnte es noch immer nicht richtig fassen, doch Alistair gab mir keine Möglichkeit, dies als einen Traum hinzunehmen, denn er plapperte munter drauflos.

„Gleich nach dem Frühstück geht es los. Ihr sollte Kieran erklären, dass er seine Großeltern morgen zu Gesicht bekommt."

„Das werden wir", versprach ich, während sich erneut Tränen in meinen Augen sammelten.

Meine Eltern würden unseren Sohn, ihren Enkel, morgen zum ersten Mal sehen. Bei diesem Gedanken tauchte unweigerlich die Frage nach meiner Großmutter in meinem Kopf auf.

„Alistair?"

„Ja, mein Junge?"

„Weißt du, ob meine Oma noch lebt?"

Obwohl ich Angst vor seiner Antwort hatte, schaute ich ihn trotzdem an, hielt seinem Blick stand, während ich innerlich zitterte. Sein breites Lächeln, das er mir schenkte, sagte jedoch mehr als jedes Wort.

„Ja, sie lebt noch. Du kannst ganz beruhigt sein."

Dies war eine der schönsten Nachrichten, die ich heute zu hören bekam. Meine Granny würde ihren Urenkel kennenlernen. Ein besseres Geschenk konnte ich ihr nicht machen.

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Nachdem wir das Haus wieder verlassen hatten, kutschierte uns Preston zurück nach Canada Water. Sienna wirkte total aufgeregt, vermutlich weil sie morgen meine Familie zum ersten Mal sehen würde. Ihre Unruhe hielt die ganze Zeit über an, doch erst, als wir uns später alleine im Gästezimmer in Seths und Harveys Wohnung befanden, sprach sie ihre Gedanken aus.

„Ich freue mich so, Niall, andererseits habe ich auch Angst", gestand sie. „Was ist, wenn sie mich nicht mögen?"

Grinsend legte ich meine Arme von Hinten um ihren Körper.

„Warum sollten sie, Baby?", wisperte ich ihr ins Ohr. „Die Iren sind die nettesten Menschen der Welt, oder nicht?"

„Also ich kenne nur einen und der ist wirklich nett", gab sie zurück.

„Einen waschechten Iren und einen halben Iren", korrigierte ich schmunzelnd. „Immerhin besitzt unser Sohn auch meine Gene."

„Das weiß ich, Niall und ich bin stolz darauf."

Sanft küsste ich ihre Wange, ihren vertrauten Geruch einatmend, der mich stets betörte.

„Lass uns ins Bett gehen, Baby", wisperte ich, worauf sie nickte, denn wir hatten einen langen und anstrengenden Tag hinter uns, inklusive der Zeitverschiebung zwischen London und New York, die man nicht so einfach wegsteckte.

Auch Kieran schlief bereits seit einigen Stunden, er hatte sie Zeitumstellung ebenso wenig verkraftet wie wir. Dass wir morgen früh aufstehen mussten, machte die Sache nicht einfacher, jedoch gab es keinen besseren Grund, dies zu tun. Ein Flug in einem Privatjet, der mich zu meiner Familie nach Irland führte, begleitet durch Alistair, was wollte man mehr?

Zum Glück erfasste mich die bleierne Müdigkeit relativ schnell, sodass ich nicht mehr viel nachzudenken brauchte, und als Sienna sich in meiner Arme kuschelte, schlief ich mühelos ein.

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