#103 - Ähm, ja... Ein Wort: Boooom.

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„Waaaas, erst in einer Dreiviertelstunde?!" Jana schnappte schockiert nach Luft und riss die Augen auf.

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Rihanna hat uns damals eindreiviertel Stunden warten lassen, nachdem die Vorband fertig war, also kannst du dich über eine Dreiviertelstunde nicht beschweren."

„Sie sollen jetzt trotzdem endlich kommeeeen!!" Jana schob schmollend die Unterlippe nach vorne, was mich zum Lachen brachte. Beleidigt sah sie mich an, aber ich legte den Arm um ihren Hals und drückte sie an mich.

„Ich kann's nicht glauben, dass wir wirklich hier sind", murmelte ich in ihre Haare und blies ihr lächelnd eine Haarsträhne von der Stirn.

„Ich auch nicht", gab sie genauso leise zurück, richtete sich wieder auf und sah mich strahlend an. „Wenn wir in den Backstage-Bereich kommen, dann werde ich mich auf Harry stürzen, ihn fesseln und zu dir schleppen!"

Ich lachte und wuschelte ihr durch die Haare. „Wir werden sehen, ob das nötig sein wird", schmunzelte ich.

~~~

Ich hatte natürlich Recht gehabt.

Um Punkt acht Uhr ging das Licht in der Halle aus und wie auf einen Schlag sprangen alle auf und ein ohrenbetäubender Lärm brach aus. Ohne Witz, One-Direction-Konzerte waren kein Zuckerschlecken, sie waren so laut wie keine anderen Konzerte. Nicht einmal Justin Bieber konnte das erreichen. – Obwohl, wenn ich es mir recht überlegte, nahm es sich eigentlich nicht viel beziehungsweise eigentlich nahm es sich gar nichts. Damals im März waren mir auf dem Justin-Bieber-Konzert auch beinahe die Ohren abgefallen.

Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen nach vorne, als das Intro von Up All Night zu hören war und Liam als Erster, gefolgt von allen anderen, auf die Bühne stürmte und anfing zu singen.

Boooom, und alles in mir spielte verrückt, als ich den Lockenkopf da vorne auf der Bühne sah, wie er mit seinem Grübchengrinsen hinaus in die Arena sah und irgendeinen Blödsinn in sein Mikrofon rief.

Gott, für diese Grübchen könnte ich sterben!

Jana neben mir griff nach meiner Hand und drückte sie so fest, dass es wehtat, aber ich drückte mindestens genauso fest zurück.

Unsere Plätze waren ziemlich weit links und Harry war auf der rechten Seite der Bühne neben Zayn.

Ich war wirklich gespannt, ob er mich entdecken würde.

Die ersten Songs zogen wie ein Traum an mir vorbei und ich konnte meine Augen nicht von Harry losreißen, der über die Bühne wirbelte. Ich wusste nicht einmal, was die anderen Jungs heute anhatten oder wie zum Beispiel Louis' Haare gestylt waren – ich konnte einfach nicht von Harry wegschauen.

„Jetzt kommt More Than This", schrie Jana mir ins Ohr. Sie konnte natürlich die Setliste der Take Me Home Tour auswendig (sie hatte mir bisher jeden Song angesagt). „Und vorher kommt noch Nialls Ansprache!!", quiekte sie und bekam vor lauter Aufregung beinahe einen Herzstillstand, als sie von ihrem Liebling sprach.

Sie hatte Recht, ich wusste das von Videos aus YouTube, dass Niall jetzt ein wenig mit den Fans plaudern würde.

Und schon legte er los. Die anderen vier Jungs liefen im Hintergrund auf der Bühne herum oder setzten sich auf die gläsernen Treppen, während sie Niall zuhörten und aus Wasserflaschen tranken.

Harry lief langsam von der rechten Seite zu uns nach links herüber. Sofort wurde der Lärmpegel auf dieser Seite lauter. Drei Mädchen vor uns, die vielleicht 12 oder 13 waren, schrien nach Harry und hielten ein riesiges Plakat hoch, das Jana und mir sofort die Sicht auf die Bühne raubte.

Im ersten Moment war ich ein wenig perplex, als mein Sichtkontakt zu ihm abbrach und ich nur ein riesiges, pinkes Stück Pappkarton vor Augen hatte.

... Ähm. Nichts als pink.

Ein Meer von ... Pink.

Aber meine äußerst höfliche Cousine reagierte ein wenig schneller als ich.

„Ey, ihr habt wohl 'nen Knall!!!", rief Jana entrüstet und riss mit einer einzigen Handbewegung das Plakat kurzerhand ruckartig nach unten, sodass es auf dem Boden landete und zerknickte.

Als ich den Kopf wieder hob und meinen Blick von dem Plakat am Boden zurück nach oben auf die Bühne lenkte, traf mich beinahe der Schlag, weil ich in zwei grüne Augen starrte, die mich ungläubig ansahen.

Harry ließ beinahe seine Wasserflasche fallen, als er realisierte, dass es wirklich ich war, die hier stand, und dass seine Fantasie ihm keinen Streich spielte.

Er stand direkt am Bühnenrand und nagelte mich immer noch mit seinem Blick fest. Automatisch lächelte ich ihn an und sofort erschien mein heiß geliebtes Grübchenlächeln auf seinem wunderschönen Gesicht. Das Lächeln wanderte bis in seine Augen und mein Herz schwoll noch mehr an, sodass es schon beinahe körperlich schmerzte.

Oh Gott, ich will zu ihm!!!

Jana krallte jetzt wieder ihre Hand in meinen Unterarm – entweder weil sie genauso hibbelig war wie ich oder weil sie mich davon abhalten wollte, nach vorne zu stürmen. Die drei kleinen, herumzeternden Fangirlies vor uns hatten wir beide schon längst vergessen.

„Harry? Ich rede mit dir!", ertönte plötzlich in voller Lautstärke durch die Lautsprecher und wir zuckten beide synchron zusammen.

Benommen drehte Harry seinen Kopf zur Seite und sah Niall verwirrt an.

„Sorry, was hast du gesagt?", murmelte er breit grinsend in sein Mikrofon und sah ein letztes Mal zu mir.

Liam kam jetzt ebenfalls nach vorne und stellte sich neben Harry. Eine halbe Sekunde später entdeckte er mich und er fing ebenfalls an zu lächeln.

„Ähm... also Niall... was singen wir als nächstes? Meinst du, München kennt den Song überhaupt?", fragte Liam Niall neckend und sah lachend ins Publikum, als alle anfingen zu kreischen, weil Niall anfing zu singen: „Boom boom boooom, let me hear you say PAYNOOO!" (Anm.: Siehe Video rechts ;)  )

„Niall, du Lügner, das singen wir nicht als nächstes!!" Über den ohrenbetäubenden Lärm konnte man Liams Stimme kaum hören.

Ach ja, Payno war schon auch ein kleiner Schnucki. Er hatte extra von Harry abgelenkt, um mich nicht ins Rampenlicht zu rücken. Hätten die Leute um mich herum nämlich erfahren, dass ich Harry so abgelenkt hatte (auch wenn unser Blickkontakt eigentlich nur fünf Sekunden gedauert hatte), wären sie wahrscheinlich alle auf mich losgegangen.

Halleluja. Danke, Liam!

Ich lächelte immer noch vor mich hin, als Niall dann endlich More Than This ankündigte und die ersten Töne erklangen.

Ab jetzt sah Harry ungefähr alle zwanzig Sekunden zu mir.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das alles in mir auslöste. Ich hatte noch nie so viele Emotionen auf einmal gefühlt und ich fühlte mich wirklich überfordert. Außerdem fingen meine Wangenmuskeln an, wehzutun, weil ich in einer Tour von einem Ohr zum anderen grinste.

HeartbeatWhere stories live. Discover now