8. Kapitel - This city deserves a better class of criminal

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In der nächsten Woche passierte nicht sonderlich viel.
Jedoch ist mir aufgefallen, dass weniger Soldaten unterwegs sind.
James sieht ab und zu nach mir, sieht aber oft müde oder verschwitzt aus.
Heute bringt er mich zu Miss Quinnzel.
Er hat mir diesmal Fußketten angelegt und hält mit Druck meinen Arm fest.
Wir kommen an dem Raum an, er schließt auf und späht hinein.
"Sie ist noch nicht da", meinte er, "Ich bringe Sie trotzdem schon auf Ihren Platz."
Ich knurre genervt. "Wenn das unbedingt sein muss..."
Er zieht den Stuhl zurück und ich setze mich.
"Ich hoffe, ich muss Sie nicht noch an den Stuhl ketten!", zischt er mir leise ins Ohr.
"Nicht nötig", murmele ich leise, "Aber ein neues Mundwasser wäre nötig..."
"Ihre Witze können Sie sich sparen", sagt James genervt und schreitet zur Tür.
"Wer sagt, dass das ein Witz war?...", sage ich leise.
"Oh! Guten Tag, Miss Quinnzel!", höre ich James' Stimme in meinem Nacken.
Ich kann ihn und Miss Quinnzel nicht sehen, aber doch habe ich ein genaues Bild in meinem Kopf, was gerade hinter mir passiert.
"Hallo, Mr. James! Wie geht es Ihnen?", fragt sie höflich.
"Mir geht es sehr gut! Ihnen?", antwortet er.
Ich murre leise. Ich hasse Smalltalk!
"Ebenfalls", sagt sie freundlich.
"Ich habe ihm dieses Mal die Fußketten umgelegt, damit er sich nicht so schnell bewegen kann", erklärt er ihr.
"Danke, aber letztes mal war er auch nicht sonderlich schnell...", sagt sie immer noch höflich , aber kühl.
Es entsteht eine kleine Pause.
"Gut", sagt sie, "Ich muss wieder an die Arbeit gehen. Sie doch sicherlich auch."
"Ja, natürlich", antwortet er mit abwesender Stimme.
Ich höre ihren Schuhabsatz auf dem harten Boden klappern.
"Warten Sie!", hält James sie auf.
Sie bleibt stehen und dreht sich hörbar auf ihrem Absatz um.
"Hier sind die Schlüssel für seine Handschellen und die Fußketten, falls sie sich damit sicherer fühlen. Geben Sie sie mir nach der Therapiestunde wieder. Ich werde vor der Tür warten, falls sich weitere Vorfälle ereignen sollten", meint James und reicht ihr einen klirrenden Schlüsselbund.
Nicht, dass ich was geplant hätte.
"Und, Miss Quinnzel...", sagt er unsicher.
"Ja?", fragt sie erwartungsvoll.
"Ich...", stottert er schüchtern, "Ich wollte Sie fragen, ob Sie nächste Woche mit mir essen wollen..."
Sie zögert.
"Also, Mr. James... Ich halte die Situation der Stadt im Moment für nicht sehr geeignet. Süß von Ihnen... Aber offen gestanden sind Sie absolut nicht mein Typ. Entschuldigen Sie, dass ich so unhöflich bin."
"Kein Problem", sagt er und versucht, zu überspielen, wie niedergeschlagen er ist, "Vergessen Sie nicht, mir die Schlüssel wieder zu geben."
"Ja. Kein Problem."
Ich kann die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden schon praktisch spüren.
Ich kann mir ein winziges schadenfreudiges Lächeln nicht verkneifen.
Miss Quinnzels zügige Schritte ertönen auf dem steinernen Fußboden und die schwere Metalltür knallt ins Schloss.
Schließlich sehe ich sie vor mir, wie sie sich auf ihren Arbeitsstuhl setzt.
Sie trägt einen engen, schwarzen Rock und dazu eine dunkelblaue Bluse mit tiefem Ausschnitt und darüber ein gepflegtes, weißes Jäckchen.
"Haben Sie sich heute extra für mich so hübsch gemacht?", frage ich humorvoll.
Sie kichert kurz. "Wie kommen Sie denn darauf?"
"Naja... für Mr. James war es ja offensichtlich nicht."
Sie kann sich ein kleines Lachen wirklich nicht verkneifen.
"Heißt das, dass ich Recht habe?", frage ich charmant und sie errötet leicht.
"Das bleibt wohl mein kleines Geheimnis...", sagt sie leise.
"Und was", sage ich und lehne mich nach vorne, "wenn es unser kleines Geheimnis wäre?"
Ich sehe ein funkeln in ihren Augen.
"Das könnte ich nicht verantworten, Mr. J", sagt sie und schaut zu Boden.
Dann sieht sie mich an und wagt nicht, ihren Blick abzuwenden.
Ihr dunkelroten Lippen faszinieren mich.
Ich stelle mir vor, wie sie aussehen würden, wenn ich den Lippenstift über ihre Mundwinkel über die Wangen ziehen würde.
"Ihre Nachricht ist bei mir angekommen" sage ich, "Ich war äußerst erfreut von Ihnen zu hören. Ich ging nicht davon aus, dass Sie die Therapiestunden weiter mit mir abhalten würden."
"Da haben Sie sich aber gründlich getäuscht", sagt sie mit einem süßen Lächeln auf den Lippen, "Da muss schon einiges mehr passieren, damit ich Sie hier allein zurücklasse!"

Joker - Ausbruch aus ArkhamWhere stories live. Discover now