Part 16

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Pandoras POV:

»Ist das dein Erst?«, fragte ich überglücklich und sah zu Milan.

Mein Vater hatte gerade vorgeschlagen, dass ich mit Milan zum Ball gehen würde. Endlich jemand in meinem Alter, mit dem ich auf den Ball gehen konnte. Keine alten Knacker mehr, die um meine Aufmerksamkeit buhlten und immer erwarteten, dass ich mich wie eine richtige Prinzessin verhielt. Bei denen musste man ja nur mal »cool« oder »geil« sagen, und einem wurde böse Blicke zugeworfen.

»Ja, das ist mein Ernst. Wenn das für dich in Ordnung ist, wird Milan dich auf den Ball begleiten. Ich weiß doch, wie einsam du dich immer auf diesen Bällen fühlst.«

Ich nickte und grinste über das ganze Gesicht.

»Ich weiß, dass das jetzt ziemlich tussenhaft rüberkommen wird, aber ich weiß wirklich nicht, welches Kleid ich anziehen soll. Und das ist einer der wichtigsten Bälle in diesem Jahr, da muss ich gut aussehen.«

»Du siehst doch sonst auch immer gut aus, also warum machst du dir so einen Kopf?«

Meine Wangen wurden heiß und ich vergrub meinen Kopf wieder zwischen meinen Kleidern. Doch lieber das dunkelblaue mit den Pailletten?

»Ich mach mir einfach nur nen Kopf, weil ich eine gewisse Verantwortung gegenüber meinem Land habe.«

»Dein Land muss aber auch akzeptieren, dass du ein ganz gewöhnliches Mädchen bist, und nicht immer ihre Prinzessin sein kannst.«

Ich ließ mich auf den Boden im Schneidersitz sinken und stützte mein Kinn auf einer Hand ab.

»Ich weiß, dass ich es nicht alles Recht machen kann. Aber der Adel ist sehr hart und gerade die Älteren sind so verbohrt, dass sie dir wirklich Probleme bereiten können, wenn du dich in ihren Augen nicht richtig verhältst. Ich war gerade mal fünf Jahre alt und hatte mir auf einem Ball mein Schokoladeneis über das Kleid geschüttet. Ich wurde von ihnen umringt und beschimpft, bis mein Vater mich von ihnen weg gezogen hat. Auch er meinte, dass sie zu verbohrt sind und so mit einem kleinen Kind nicht umgehen dürfen, doch sie beharrten, dass sie Recht hatten. Seit dem bin ich da etwas vorsichtiger geworden.«

Milan ließ sich mir gegenüber auf dem Boden nieder. »Ich kann dich ja verstehen, aber du bist eine starke, selbstbewusste Frau, also zeig diesen alten Leuten doch einfach, dass sie nicht an dich herankommen. Ich meine damit jetzt nicht, dass du überheblich werden sollst, aber zeig ihnen einfach, dass sie unter dir stehen. Auf eine nette Weise. Verstehst du, was ich meine?«

Zögerlich nickte ich. Ich sollten ihnen zeigen, dass sie unter mir standen ... auf eine nette Weise. »Wir werden sehen, was der Ball mit sich bringen wird.«

Ich verschwieg Milan, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wie Geier auf ihn stürzen würden, sehr hoch war. Bei Annabell war es genauso gewesen. Ich hatte ihr doch bloß eine Freude machen wollen, und hatte sie mit auf einen Ball genommen, und diese alten Aasgeier hatten sie zerrissen, sodass sie am Ende des Abends nach Hause geflohen ist. Es hätte ihr auf dem Weg weiß Gott was passieren können. Sie war doch erst 15 gewesen.

»Du wolltest mir noch ein paar Kleider zeigen«, brachte mich Milan wieder auf den eigentlichen Grund warum wir hier waren.

»Achso, ja ... ja, also ...« Ich stand auf und hielt den Finger in die Höhe. »Warte hier.«

Innerlich klatschte ich mir die Hand mit voller Wucht gegen die Stirn. Wo sollte er denn bitte schön sonst warten, außer hier? Er war gekommen, um mir bei der Auswahl eines Kleides zu helfen.

Hinter mir schloss ich die Tür des Kleiderschrankes und kramte das dunkelblaue Kleid mit den Pallitten und der großen Schleife an der Seite hervor. Kurz warf ich einen Blick über die Schulter – man konnte ja nie sicher sein – entledigte ich meiner jetzigen Kleidung und stieg in das Kleid. Ich hatte Mühe mit dem Reisverschluss, doch ich würde mich hüten Milan zu fragen, ob er ihn schließen konnte. Nach einigem Ruckeln und Ziehen hatte ich es dann aber doch geschafft und trat aus dem Schrank.

»Ich weiß nicht, ob das nicht ein bisschen zu viel ist«, murmelte ich. Milan sah mich mit offenen Augen an. »Ist es so schrecklich?«

Milan schüttelte sich kurz und räusperte sich. »Nein!« Erneut ein Räuspern. »Nein, wirklich, es ist toll, aber wie du schon gesagt hast, und das ist auch meine ehrliche Meinung, es ist etwas zu gewagt. Ich war zwar noch nie auf einem Ball, aber das ... das Kleid ist eher für den roten Teppich geeignet.«

»Denke ich auch. Ich schau mal, was ich noch so alles habe.«

Nach kurzem Hin und Her stand ich in einem schmal geschnittenen, roten Kleid vor Milan, doch wieder schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber es ist einfach zu ...«, er schien nach den richten Worten zu suchen, » ... provokant. Es wird alle Blicke auf sich ziehen.«

Wieder verschwand ich im Kleiderschrank, doch auch das nächste gefiel Milan nicht, und das übernächste auch nicht.

Ich kramte in meinem Kleiderschrank und bekam plötzlich samtig weichen Stoff zu fassen. Ich grinste in mich hinein und zog das Kleid vom Bügel, zog es an und trat mit einem »Tadaa« aus dem Schrank.

Schallend fing Milan an zu lachen, hielt sich den Bauch und rollte sich kugelnd auf dem Boden. Okay, so lustig war es dann auch wieder nicht ...

»Genau das solltest du anziehen!« Ich sah an mir hinunter und musste bei dem Anblick der kleinen Teddybären auf dem weißen Stoff lachen. »Das wäre doch mal lustig, oder nicht?«

»Oh ja, und der alte Adel wird dich zerfleischen wie ...« Er ließ die Worte in der Luft stehen.

Da ich nun wirklich keine Lust mehr hatte, jedes einzelne Kleid anzuziehen, das ich besaß, winkte ich Milan zu mir in den Kleiderschrank. »Sag du mir, welches dir gefällt.«

Er benötigte einige Minuten, doch schließlich zog er ein relativ schlichtes, hellblaues, langes Kleid hervor. Am Übergang von Oberteil und Rock war eine feine Linie aus Strasssteinchen gezogen, die im Licht funkelten.

»Ich glaube, darin wirst du wunderschön aussehen, und wenn bei diesem Kleid noch einer meckert, dann hat er echt keine Augen im Kopf.«



Bitte hinterlasst Kommentare!! :) Ich weiß nie, ob Euch die Story so gefällt :(

Lucid LoveWhere stories live. Discover now