Part 15

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Harolds POV:

Ich saß auf meinem Stuhl am Schreibtisch und hatte die Beine auf der Platte abgelegt. Mit vor der Brust verschränkten Armen versuchte ich mich an meinem täglichen PowerNapping, aber aus mir unerklärlichen Gründen, fand ich keine Ruhe.

Das bringt doch eh nichts, dachte ich mir und richtete mich wieder auf. Meine Augen fanden sofort das Bild von Pando und Viktoria, welches auf meinem Schreibtisch stand. Meine Frau hatte Pando auf dem Schoss und versuchte Pando ihr erstes Nutella-Brot zu füttern. Was jedoch nicht funktioniert hatte. Pandos Mund war rund herum vollgeschmiert mit der süßen Haselnusscreme.

Ich nahm das Bild in die Hand und seufzte. Wie viele Jahre musste das nun schon zurück liegen? Dreizehn oder vierzehn Jahre bestimmt.

Es klopfte an der Tür und ich stellte den Bilderrahmen schnell wieder auf seinen ursprünglichen Platz. Mein Buttler kam herein.

»Bitte verzeihen sie die Störung, Sir, ein Junge möchte gerne mit ihnen sprechen.«

»Ein Junge?«, fragte ich verwirrt.

»In der Tat, Sir. Er sagte sein Name sei Milan.«

»Achso Milan. Ja, klar, lass ihn rein.«

Er nickte und öffnete die Tür. Mit zögernden Schritten trat Milan ein und blieb im Raum stehen. »Ich hoffe, ich störe dich nicht«, meinte er unsicher.

»Nein, nein, keine Sorge«, beruhigte ich den Jungen und deutete auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. »Setz dich doch.«

Zögerlich setzte er sich und atmete tief durch.

»Ich weiß nicht so wirklich, wie ich es sagen soll.«

Ich zog eine Augenbraue hoch. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung in welche Richtung dieses Gespräch laufen würde.

»Warte, warte, warte«, sagte ich und hob den Finger. »Ist das eines dieser Gespräche, die ein Vater führen muss, wenn ein Junge sie fragen will, ob sie mit ihm ausgehen will?«

Milan nickte zögerlich und ich fing an zu grinsen.

»Endlich«, rief ich, sprang vom Stuhl auf und steckte die Hand in die Luft. Der arme Junge erschrak sich total.

»Ich dachte, ich würde niemals so ein Gespräch führen! Warte hier! Das müssen wir wie echte Männer behandeln.«

Ich lief zu einem kleinen Tischchen und schnappte mir zwei Gläser. Die Flasche Whiskey klemmte ich mir zwischen den Arm und lief wieder zurück. Ich schenke ein und erhob mein Glas.

»Das ist einer der schönsten Tage in meinem Leben«, sagte ich theatralisch und trank das Glas mit einem Zug leer.

Milan starrte auf das Glas vor sich und hatte es nicht angerührt. »Ja, also wie du ja bereits gemerkt hast ...«, setzte er an, » ... möchte ich Pandora auf ein Date einladen. Ich mag sie wirklich und sie ist so liebenswürdig und-« Ich unterbrach ihn.

»Von mir hast du sogar schon den Segen für eure Hochzeit.«

Milan fing an zu lachen. »Ich denke, das hat dann doch noch etwas Zeit. Ich würde sie gerne zum Essen ausführen.«

»Jetzt hör mir mal zu, Junge, meine Tochter ist etwas Besonderes und ich möchte nicht, dass sie ihr erstes Date in einem langweiligen Restaurant verbringt. Wenn du schon mit ihr ausgehst, dann mit Stil.«

»Und was wäre in deinen Augen »mit Stil«?«, fragte er nun verunsichert.

»Wir sind auf einen Ball eingeladen. Ich weiß genau, dass sie sich dort tierisch langweilen wird, deswegen möchte ich, dass du mitkommst, und danach, könnt ihr in ein Restaurant gehen. Ich hoffe du kannst tanzen.«

»Ich ... eh ... ja ... also, nein, ich kann nicht tanzen«, stammelte er nun vollkommen überfordert. Vielleicht war ich ein bisschen zu hart zu dem Jungen gewesen, aber es ging hier schließlich um Pando, und ich wollte, dass ihr erstes Date ihr als etwas Schönes in Erinnerung bleiben würde. Jetzt war ich dann doch nur etwas erstaunt darüber, dass Milan nicht tanzen konnte.

»Du kannst nicht tanzen?«, fragte ich ihn ungläubig und schenke mir noch einen Whiskey nach. »Das wird 'ne ganz schöne Arbeit, Junge.«

Milan nickte nur.

»Aber wie schaffe ich es sie dazu zu bekommen, mit mir auf den Ball zu gehen. Ich meine, ich bin ja nicht eingeladen und es würde ja schon blöd kommen, wenn sie bitten muss mit mir auf den Ball zu gehen. Verstehst du?«

Ich nickte und starrte einen Moment gedankenverloren in die Luft.

»Ich weiß, was wir machen. Du wirst noch einmal bei uns zum Abendessen bleiben und da frage ich dich dann, ob du Lust hast mit uns auf diesen Ball zu gehen. So wie ich Pando kenne wird sie froh sein und nicht meckern oder sowas. Das macht sie nicht. Dann geht ihr zusammen auf den Ball und kurz bevor wir wieder nach Hause gehen, sagst du ihr, dass du gerne mit ihr Essen gehen möchtest und dann geht ihr noch schön ins Restaurant.«

»Das ist eine gute Idee«, murmelte Milan und schien selbst noch zu überlegen. Wann machen wir das mit dem Abendessen und so?«

»Ich sag dir dann bescheid. Und sagt bitte meiner Teuersten nichts, sie macht sich sonst nur unnötig Sorgen.«

Wieder nickte er. »Dann ist das ja geklärt. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde einen König davon zu überzeugen mit seiner Tochter Essen gehen zu dürfen.«

Ich wank ab. Was dachte er denn, was für ein Unmensch ich bin? Pando war 18, höchste Zeit für einen Freund und die erste Liebe. Ihre Mutter war in diesem Alter schon mit mir verheiratet gewesen.

Ich füllte ein letztes Mal mein Glas und hob es Milan entgegen. »Auf das erste Date meiner Tochter.« Er lachte und erhob ebenfalls sein Glas. »Auf deine Tochter.«

Auch er trank den Schuck mit einem Mal aus und verzog angewidert das Gesicht. »Jetzt weiß ich, warum ich all die Jahre die Finger vom Alkohol gelassen habe«, keuchte er, »das Zeug ist ja widerlich.«

Dieses Mal lachte ich und begleitete ihn zur Tür. Kurz bevor er hinausging legte ich ihm einen Arm über die Schulter.

»Aber, Junge, damit wir uns verstehen. Meine Tochter ist 18. In diesem Zeitalter also noch etwas jung für ein Kind.«

Milan prustete los. »Mach dir darüber keine Sorgen, Harold. Erst einmal muss sie mit mir zusammen sein wollen.«

»Das will sie bestimmt, so, wie sie jedes Mal aus der Reihe ist, wenn du da warst.«

Lucid LoveWhere stories live. Discover now