#74 - Planänderung

En başından başla
                                    

„Okay, gehen wir", sagte Joy und sie zuckte ein wenig zusammen, weil die Worte ihr genauso ins Fleisch schnitten wie mir.

Wir verabschiedeten uns noch von unseren Kollegen und gingen dann zur Tür hinaus. Wir trotteten schweigsam hinter ein paar anderen her in Richtung Hintertür.

Es herrschte eine gespenstische Stille, die mit einem Mal plötzlich zerrissen wurde.

Was als nächstes geschah, war ungefähr das, was ich niemals in meinem Leben erwartet hätte.

Die Tür am Ende des Ganges, die hinaus auf den Parkplatz führte, wo wir vorhin schon das Geschirr gestapelt hatten, wurde ruckartig aufgerissen und landete mit einem ohrenbetäubenden Knall an der Wand. Wir zuckten alle heftig zusammen und blieben wie angewurzelt stehen. Uns rannten ein paar ... waren das Notärzte??? Um Himmels willen, was war hier los?!?

Uns rannten drei Notärzte entgegen, dicht gefolgt von Nina, die total fertig aussah. Wir drückten uns instinktiv mit dem Rücken gegen die Wand, damit die Ärzte mit der Schiebetrage an uns vorbeikonnten. What the f..., Schiebetrage?!?

Als sie um die Ecke gerast waren, gingen wir schnell nach draußen. Ohne irgendetwas zu sagen oder uns abzusprechen, blieben wir (wir waren ungefähr neun Leute) neben dem Krankenwagen stehen, um zu sehen, wen man behandeln und ins Krankenhaus bringen musste.

Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. (Naja, das war ja eigentlich nichts Neues. Schließlich war mein Leben gerade eh irgendwie ein schlechter Film. Den Drehbuchautoren werde ich noch verklagen, aber sowas von.)

Ich hatte eine verdammte Angst. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und meine Knie wurden weich.

Wem ging es nicht gut? War etwas Schlimmes passiert? War jemand vielleicht sogar bewusstlos... oder .. gestorben?

Oh Gott, ich wollte diesen Gedanken gar nicht denken.

Im nächsten Moment polterten die Notärzte wieder nach draußen ins Freie und verfrachteten die Liege in einem Affentempo in dem Krankenwagen, sodass keiner von uns den Hauch einer Chance hatte zu sehen, wer gerade weggebracht wurde.

Der Krankenwagen fuhr mit quietschenden Reifen davon und wir standen alle immer noch wie erstarrt da.

Ich war die erste, die sich wieder bewegte. Erst jetzt sah ich nämlich Wayne und Nina, die in der Hintertür stehen geblieben waren. Nina war immer noch komplett aufgelöst und Wayne strich sich mit der Hand über den Nacken. Ich konnte ihm ansehen, dass er versuchte, die Fassung nicht zu verlieren.

„Wayne, wer war das und was ist los???", stellte Joy die Frage, die uns alle auf der Zunge brannte.

Wayne atmete einmal hektisch und tief durch. „Scheiße, scheiße, scheiße", murmelte er und seine Augen wanderten rastlos hin und her. Oh Shit, irgendwas lief gerade komplett schief.

„Das war ein Baarkeeper", antwortete er jetzt endlich und seine Stimme war leise und verletzt. „Er hat schon seit Längerem Herzprobleme, aber er wollte heute unbedingt arbeiten. Jetzt ist er zusammengeklappt und keiner weiß, ob er durchkommen wird."

Oh Gott. Meine Hände fuhren zu meinem Mund und ich riss die Augen auf. Die anderen um mich herum reagierten genauso wie ich. Eine kalte Gänsehaut überzog meine Arme und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich war in Gedanken bei dem armen Mann, der gerade in Lebensgefahr schwebte. Ich kannte ihn nicht, aber er war mehr oder weniger ein Kollege von uns. Oh Gott.

„Wayne, wir haben jetzt einen Barkeeper zu wenig. Wir können nicht mit vier Barkeepern an der Main-Bar auskommen", sagte Nina sachlich und wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. Sie atmete tief ein und versuchte, wieder in ihre Rolle der Führungsassistentin zu schlüpfen.

Einerseits war es grotesk, dass sie jetzt an so etwas dachte, obwohl gerade ein Mann in Lebensgefahr schwebte, aber andererseits hatte sie auch wieder Recht, schließlich fand da drinnen gerade ein Welt-Event statt.

„Ich weiß", jaulte Wayne schon fast auf und verzog schmerzhaft das Gesicht.

Auf einmal hob er den Blick und sah mich aus seinen schwarzbrauen Augen intensiv an.

„Sam, hast du schon mal an einer Bar ausgeschenkt?", fragte er mich und erwischte mich damit eiskalt.

„Ähm...ja", stotterte ich und wusste gar nicht, wie mir geschah.

Ich hatte in dem Restaurant, in dem ich anderthalb Jahre gearbeitet hatte, auch an der Bar gearbeitet. Es war nämlich eine Mischung aus Restaurant, Lounge und Bar gewesen. Normalerweise war ich nur im Restaurantteil tätig gewesen, aber ich hatte auch ein halbes Jahr als Barkeeperin gearbeitet, was mir eigentlich noch mehr Spaß gemacht hatte als das Kellnern selber.

„Gut, dann komm mit. Ich hab eine Bar zu vergeben, die auf einen neuen Keeper wartet", sagte er und winkte mich wieder in die Halle der EMAs rein.

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