3. Kapitel

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Die erste Woche in Baskerville High diente dazu, sich erst einmal richtig in der neuen Umgebung einzugewöhnen.

Die alten Schüler sahen ihre Freunde nach den langen Ferien wieder und mussten sich in ihren neuen Räumen einrichten. Die neuen Schüler mussten sich generell an das Internat, die Leute und den täglichen Ablauf gewöhnen.

Dieser sah vor, dass die Schüler morgens ab 7 Uhr frühstücken konnten bevor es um 8 Uhr mit dem Unterricht losging. Sie hatten nur Doppelstunden und zwischen den verschiedenen Fächern 20 Minuten Pause. Die Ausnahme war die Mittagspause, die um 13 Uhr 10 anfing. Der Unterricht begann danach wieder um 14 Uhr. Zwanzig nach drei war Schulschluss. Am Nachmittag hatten die Schüler Freizeit und Zeit für die Hausaufgaben. Ab 18 Uhr gab es Abendbrot und ab 22 Uhr begann die Nachtruhe.

Zweimal die Woche, Dienstags und Donnerstags, gab es nachmittags Extrakurse, sogenannte Wahlpflichtfächer. Jeder Schüler konnte zwischen verschiedenen Kursen wählen und es diente dazu, dass sie Kontakte knüpfen und sozusagen ein Hobby ausführen konnten.

Sie mussten die Kurse am ersten Tag festlegen, nachdem diese kurz vorgestellt wurden. Die Kurse waren Kochen, Sport, Reiten, Tanzen, Theater, Kreatives Schreiben, Malen bzw. Zeichnen und ein Garten-Projekt.

John entschied sich für Sport, da er sich gerne bewegte und die anderen Sachen ihn nicht wirklich interessierten. Er fand es gut, dass die Baskerville High so etwas anbot.

Allerdings wollte Sherlock ihm nicht verraten, welches Wahlpflichtfach er gewählt hatte, was er ein wenig merkwürdig fand. Aber er fragte nicht weiter nach.

Ab und zu hatte er mit Harry geschrieben und sein Vater hatte ihn weiterhin angerufen. Noch konnte er es ignorieren. Aber John wusste, dass er irgendwann drangehen musste. Es war erst die erste Woche und er machte sich bereits Sorgen wegen den Weihnachtsferien. Dann musste er wieder nach Hause. Er versuchte, so gut es ging, diese Gedanken zu verdrängen.

Er konzentrierte sich auf den Unterricht und auf Sherlock. Der Junge, mit dem er ein Zimmer teilte, faszinierte ihn von Tag zu Tag mehr. Er deduzierte die Leute um sie herum und John war jedes Mal beeindruckt - auch wenn er nicht hatte wissen wollen, dass seine Mathelehrerin eine Affäre mit dem Sportlehrer hatte.

John hatte Bekanntschaft mit ein paar anderen Schülern geschlossen, überwiegend aus seiner eigenen Klasse. Michael, Paul, Gina und Tom waren ganz nett und er hatte einige Zeit mit ihnen verbracht, nach dem Unterricht. Sherlock weigerte sich jedoch mitzukommen, wenn John zu irgendjemandem hinging.

Sherlock verbrachte nur Zeit mit John, ansonsten war er im Zimmer und las irgendwelche dicken Wälzer. John fand das komisch, aber Sherlock zuckte nur mit den Schultern, wenn er ihn danach fragte.

John kam zu dem Schluss, dass Sherlock nicht gut mit Menschen klarkam und Menschen nicht gut mit Sherlock klarkamen. Auch wenn er sich wunderte, weshalb er dann Zeit mit ihm verbrachte.

Die anderen aus der Oberstufe fingen bereits in der zweiten Woche an, sich über Sherlock lustig zu machen und nannten ihn Freak. John gefiel das nicht, doch Sherlock bat ihn darum, nichts zu sagen. Also versuchte John, es zu ignorieren, wenn irgendwer seinen Freund beleidigte. Denn er hatte das Gefühl, dass Sherlock und er so was wie Freunde waren.

Sie redeten, sie machten Hausaufgaben zusammen und mit John verließ Sherlock sogar das Zimmer. Am Wochenende gingen sie gemeinsam ins Dorf, was den älteren Schülern erlaubt war. Die jüngeren durften nur in Begleitung mit Lehrern und zu bestimmten Zeiten das Internat verlassen.

John wollte diesen Vorteil nutzen und es gab ein nettes, kleines Café in dem Dörfchen. Sogar Sherlock musste zugeben, dass der Latte Macchiato mit Karamellsirup echt gut war (er hatte ihn anfangs nicht probieren wollen, aber John hatte ihn dann überredet).

John verbrachte am meisten Zeit mit Sherlock; das stand schon am Ende der ersten Woche fest. Und es machte ihm nichts. Für ihn war Sherlock kein Freak. Er war ein Genie. Er beeindruckte John immer wieder und brachte ihn sogar zum Lachen. Außerdem hatte er John keine weiteren Fragen gestellt, bezüglich seiner toten Mutter und den Vorfällen zuhause. John ging davon aus, dass Sherlock irgendwas wissen musste, weil er es deduziert hatte, aber er konnte halt nichts genaues wissen. Dies hoffte John zumindest.

John interessierte schon, weshalb Sherlock in Baskerville High war und was mit seiner alten Schule und seiner Familie war, aber er löcherte ihn ebenso wenig mit Fragen, da Sherlock ihm diesen Gefallen auch tat.

John hatte das Gefühl, als wollte Sherlock auch nicht über dieses Thema reden. Also taten sie es nicht.

John hatte sich bald in Baskerville High eingelebt und fühlte sich auch sichtlich wohl. Es war besser als zuhause, auch wenn er London vermisste.

Das komische war, es war fast wie in seiner alten Schule. Dort war er ein Außenseiter gewesen. Hier, wurde er auch ein Außenseiter. Auch wenn die anderen nett waren, er gehörte einfach nicht dazu und blieb deswegen bei Sherlock. Der auch ein Außenseiter war. John hing also als Außenseiter mit einem anderen Außenseiter ab.

Das was dieses Mal anders war, war, dass es ihm nichts ausmachte.

Er verbrachte gerne Zeit mit Sherlock. Als er beschloss, nach Baskerville High zu gehen, war es ihm egal gewesen, ob er es diesmal schaffen würde, Freunde zu finden. Es war ihm nur um die Schule, das Lernen und die Möglichkeiten, die die Schule ihm bot, gegangen. Sherlocks Gesellschaft war sozusagen ein Bonus, mit dem er nicht gerechnet hatte.

John kam gar nicht hinterher, wie schnell die Zeit auf einmal verging und plötzlich war er bereits zwei Monate in Baskerville High. Er fand es schön hier und die Anrufe seines Vaters hatten irgendwann endlich aufgehört.

Es war Donnerstags. Er kam gerade vom Sport, seinem Extrakurs - sie hatten diese Woche mit Hürdenlauf angefangen. Er war geschwitzt und wollte vorm Abendbrot noch duschen gehen.

Er betrat sein Zimmer, sagte hi zu Sherlock und wollte ins Bad gehen, als er sich Sherlock genauer ansah. Er trug eine schwarze Jogginghose und ein weißes, enganliegendes T-Shirt. Sherlock trug Pyjamahosen und T-Shirts nur zum Schlafen, und vor allen Dingen nicht solche T-Shirts. Solche T-Shirts, die keinen Raum für Vorstellungen ließen. Es machte die Sache nicht besser, dass er auch verschwitzt war.

Normalerweise trug Sherlock Jeans oder schwarze Hosen und Hemden. John erinnerte sich an den Tag als sie sich kennengelernt hatten und Sherlock meinte, dass er sich nicht wie andere Jugendliche kleidete. Nun, bei Sherlock war das auch der Fall.

Aber warum trug er auf einmal diese Sachen?

Sherlock hatte aufgeblickt, als John reingekommen war und bloß zur Begrüßung genickt. Dann hatte er Johns Blick gesehen. Und war rot geworden. Nicht sehr, aber seine Wangen färbten sich eindeutig rötlich und John konnte nicht wegsehen.

"Warum trägst du diese Sachen?", fragte er und wendete endlich den Blick von Sherlock ab.

Sherlock antwortete ihm nicht und John wartete einen Augenblick bevor er die Schultern zuckte und die Gelegenheit nutzte, ins Bad zu verschwinden. Er duschte und ging danach direkt zum Abendessen.

Sherlock kam nicht mit und John war einerseits froh, aber andererseits hätte er gerne jemanden gehabt, der ihn von seinen Gedanken ablenken würde. Vielleicht wäre Sherlock aber auch nicht die richtige Wahl dazu gewesen, dachte er, da er es war, um den sich seine Gedanken drehten.

Er verfluchte sich innerlich. Sherlock musste doch mitbekommen haben, wie er ihn angestarrt hatte. Wieder kam ihm die Frage seiner Schwester am ersten Abend hier im Internat in den Sinn.

"Und? Irgendwelche süßen Jungs?"

Er schüttelte den Kopf und ging nach draußen. Er hatte es vermieden, dieses Thema anzusprechen, wenn er mit Harry telefonierte. Aber er konnte wenigstens sich selbst eingestehen, dass es zumindest einen süßen Jungen in Baskerville High gab.

It's Always You - Teen!lock & Johnlock (German)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant