„Das will ich doch schwer hoffen", entgegnete ich schmunzelnd, bevor ich mich aus seiner warmen Umarmung löste. „Kommen Louis, Briana und Eleanor auch mit?"

„Das weiß ich nicht, Sienna. Aber irgendjemand wird bei uns sein."

Niall ergriff meine Hand, schaute tief in meine Augen und sagte: „Wir werden es schaffen, Sienna, auch wenn wir wieder von vorne anfangen müssen."

Das mussten wir wirklich, doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir in eine der schönsten Städte der Welt zogen, hatte ich damit nicht halb so viele Probleme, wie beim Umzug nach Barrow. New York war einfach eine andere Dimension.

Das begann schon mit dem Wetter. Zwar konnten die Winter auch hart werden, doch die Temperaturen würden mir im Vergleich zu hier eher mild vorkommen. Auch freute ich mich auf Frühling, Sommer und Herbst. Jahreszeiten, die es in Barrow nicht wirklich gab. Zwei Monate eisfreie Zeit im Jahr – das war alles, was uns geboten wurde.

Mir war gänzlich entfallen, wann ich zum letzten Mal meine Sommershorts getragen hatte. Vermutlich, als wir uns auf der Flucht befanden und Las Vegas verließen, was mehr als ein Jahr zurück lag. Somit sah ich dem Umzug in die Metropole voller Hoffnung entgegen, selbst wenn es jetzt bereits zu kühl sein würde, um dort meine Sommerkleidung zu tragen. Dafür konnte ich endlich wieder meine Lederjacke für die Herbsttage hervorholen. Komisch, dass ich zuerst an das Wetter dachte, aber die Sonne fehlte mir hier wirklich. Dies hatte sich nie geändert und schon alleine deshalb sah ich einem erneuten Ortswechsel mit Zuversicht entgegen. Alistair würde schon wissen, was er tat, ich vertraute ihm zu hundert Prozent.

„Lass uns zu den anderen gehen, Baby. Wir können heute Abend, wenn Kieran im Bett ist, noch ein wenig mit Alistair darüber plaudern", meinte Niall, bevor sich vom Bett erhob.

Anschließend reichte er mir seine Hand, zog mich hoch, beugte den Kopf ein wenig hinab und drückte seine Lippen leicht gegen meine.

„Ich liebe dich, Sienna, vergiss das nie", flüsterte er in unseren Kuss hinein. „Und egal, was auch immer passieren wird, du musst mir versprechen, dass du mir vertraust."

In diesem Moment dachte ich nicht lange über seine Worte nach, sondern antwortete aus meinem Bauch und Herzen heraus: „Das tue ich und ich liebe dich auch, Niall."

Obwohl dies ein trauriger Tag gewesen war, erhellte sich mein Gemüt durch den Gedanken an den bevorstehenden Umzug ein wenig. New York brachte Licht in das Dunkel meiner Gedankengänge.

Als ich Aki und Desna später am Küchentisch sitzen sah, die gekommen waren, um sich für alles zu bedanken, schluckte ich schwer. Anuun die letzte Ehre zu erweisen, traf mich hart und auch Aki zurückzulassen fiel mir nicht leicht, denn sie war wie eine gute Freundin für mich geworden, ähnlich wie Eleanor, Briana und Sophia. Auch wenn ich Letztere schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, so lag mir noch immer viel an ihr und ich hoffte, sie bald wieder zu sehen. Dies tat auch Liam, dessen Tage in Barrow ebenfalls gezählt waren.

Obwohl ich es anfangs schrecklich fand, mit so vielen Menschen unter einem Dach zu leben, kristallisierten sich doch auch die Vorteile daraus hervor. Stets war ein Babysitter verfügbar, außerdem hatte Kieran in Freddie einen tollen Freund und Spielkameraden gefunden. Schon alleine deshalb hoffte ich, dass Louis und Briana nach New York mitkommen würden. Unzählige Fragen taten sich in meinem Kopf auf, die ich später stellen wollte, sobald wir die Kinder zu Bett gebracht hatten.

Auch für sie war es ein langer und sehr anstrengender Tag gewesen, was jedoch zur Folge hatte, dass Kieran ohne Probleme einschlief. Noch während wir ihn zudeckten, fielen ihm die Augen zu und er driftete ab in das Reich der Träume.

Black VisionWhere stories live. Discover now