Kapitel 18

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Schreinend und gebückt lief ich hinter dem Anführer der Blacks her, welcher noch immer meine Haare in seiner festen Hand hielt.

"Dieses Mädchen hat doch tatsächlich jemanden von uns eine gescheuert", sagte er und zeigte auf mich. Sofort tuschelten alle Blacks los, die Reda starrten nur wie gebannt auf die Szene. Viele Blacks schüttelten den Kopf, andere grinsten amüsiert.

"Nun, was sollen wir jetzt mit ihr machen?", fragte der Boss. Ich konnte Wörter wie "erhängen" oder "erdrosseln" verstehen. Nur weil ich Jason eine geknallt hatte. Vielleicht auch zwei.

Ich konnte mein Temperament nicht zügeln. "Sonst hackts aber noch? Ich habe ihm lediglich eine gescheuert. Mehr nicht. Und ihr wollte mich töten? Bitteschön. Macht es aber wenigstens schnell", keifte ich den Anführer an.
Aus der Entferung sah ich, wie Alec geschockt zu uns starrte. So wie auch jeder andere.

"Du Miststück", brüllte der Anführer und seine Hand flog in mein Gesicht. Sofort schmeckte ich Blut.
Doch er hatte noch lange nicht genug. Wieder und wieder flog seine Hand auf meine Wange, meinen Kiefer, meinen Kopf, bis ich keine Kraft mehr hatte und auf den Boden sank.

"Schafft das Weib weg. Am besten in den Müll. Mehr ist sie nicht wert", sagte er. Sofort kamen zwei Blacks und hoben mich hoch, warfen mich ein paar Meter weiter auf den Boden.

Ich merkte, wie es in meiner Schulter knackste, Schmerz durchfuhr meine Glieder.

Ich konnte meine Augen nicht mehr öffnen, mir tat alles weh, ich wolltr einfach nur noch sterben.

"Alle Reds mitkommen. Wir werden jetzt in unser Lager gehen. Jeder hört auf mich, ansonsten erwartet euch der tot. Ich erwarte Respekt und Anstand von euch, verstanden?", brüllte er los. Alle Blacks erhoben sich, bejahten die Aussage des Anführers. Auch die Reds murmelten ein "Ja".

Immernoch am Boden liegend versuchte ich meine Augen zu öffnene. Verschwommen nahm ich die Umrisse einiger mir bekannten Gegenstände war.

"Aufwachen!", brüllte plötzlich jemand neben mir und rüttelte an meiner Schulter. Sofort schoss mir der Schmerz durch alle meine Nervenbahnen.

"Verdammt, wach auf!", hörte ich noch immer die Stimme neben mir rufen. Ich kannte diese Stimme. Doch mein Gehirn wollte nicht arbeiten. Streng dich an Mila...

Alec...es musste Alec sein. Mit Müh und Not öffnete ich meine Augen nun ganz und schaute in wunderschöne grüne Augen, welche über mir hervor ragten.

Ich spürte, wie er seine Arme unter mich schob und im Brautstyle irgendwo hintrug.

Ich kuschelte mich an seine Brust, welche wie immer nach Rauch und Parfum roch. So langsam kam ich wieder zu Bewusstsein.

"Mir tut alles weh", flüsterte ich leise. "Ich weiß. Halte durch. Bitte", flehte Alec leise. Er hatte noch nie zuvor bitte gesagt. Es musste ihm also wirklich ernst sein.

"Wohin gehen wir?", fragte ich ihn. "Keine Ahnung. Zu den Blacks eben".

"Lass mich runter. Ich kann alleine laufen", sagte ich zu ihm. Ich wollte nicht, dass er mein ganzes Gewicht stemmen musste. "Quatsch. Dich Portiönchen schaff' ich locker", sagte er.
Ich schaute in sein Gesicht.

Unter seinen Augen bildeten sich dicke Ringe, die Pupillen waren weit geöffnet.
Ich erinnerte mich an vorhin. Wie er sich übergeben hatte, weil sein Vater der Anführer war.

Erinnerte mich daran, wie emotional er davor zu mir gewesen war. "Alec, denkst du, wir überleben?", fragte ich ihn zaghaft und mit leiser Stimme.

Er biss die Zähne zusammen, sein Adamsapfel sprang hin und her. "Ja", sagte er kurz angebunden.

So langsam ging die Sonne am Horizont auf. Ich musste an Ruby denken. Was machte sie? Wo war sie? Und wo war meine Clique?

Ich würde Jason oder Phil, ach keine Ahnung wie er hieß, sowas an kalt machen. Er hatte Ruby verletzt, bis aufs innerste ihr Herz rausgerissen. Und dafür würde er leiden.

"Alec, Jason ist ein Verräter", versuchte ich ihm die Lage zu schildern. "Ich weiß. James hat mir vorhin schon alles erzählt. Wir werden ihn schon bekommen. Und er wird dafür leiden, ich schwöre es dir".

Was würde ich tun, wenn ich Alec nicht hätte?
"Alec, danke, dass du für mich da bist", flüsterte ich, eine kleine Träne rann über meine Backe.

Er setzte wieder seine kalte Maske auf, was nichts neues für mich war. "Es wäre besser, wenn ich nicht für dich da wäre", flüsterte er leise zurück. "Sag sowas nicht", erwiderte ich und hob meinen Kopf ein Stück weit an.

Seine Haare waren um einiges länger geworden, das rasieren hatte er wohl auch ein paar Tage lang vergessen. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen, ihm über das Kinn zu streichen. Kurz hielt er die Luft an, hielt mich nur noch mit einer Hand fest und entfernte meine Hand von seinem Kinn.

War ich vielleicht giftig oder sowas?! Waren meine Berührungen vielleicht ätzend? Oder warum durfte ich ihn noch nicht mal am Kinn berühren?!

Beleidigt senkte ich wieder meinen Kopf. Immer und immer wieder fiel ich auf ihn herein. Konntr nicht von ihm ablassen.

Und so ging es weiter. Alec und die anderen liefen Stunden für Stunden weiter. Die ganze Zeit lag ich in seinen Armen.

Die Sonne war bereits aufgegangen, als wir endlich vor einem großen Imperium mitten auf einem großen Felsen halt machten.

"Unten im Keller sind eure Räume. Betten gibt es nicht. Morgens für jeden ein kleines Brot und Wasser. Morgen Nachmittag geht es dann los. Wir erwarten euch im Steinbruch", sagte der Anführer.

Wir wurden in den Keller des riesigen Gebäudes geführt. Kalt war es und nass noch dazu. Miefige Luft umhüllte das Ganze, es roch nach Schimmel. Keine Betten waren vorhanden, ein paar Decken lagen herum.
Wir wurden von einem großen Kerl in die Räume eingeteilt.

Aber wie das Schicksal es wollte, war ich nicht mit meiner Clique zusammmen in einem Raum, sondern mit Damec, Alec, Belle, einem anderen bloden Mädchen welche Nina hieß und einem schwarzhaarigen Typen namens Tim. Das konnte ja was werden. Ich und Alec in einem Raum.

Ich hörte, wie die Tür abgeschlossen wurde. Wir waren von nun an Gefangene.

Blue - Colour of Anxiety Where stories live. Discover now